Scheyern
Ein Feuerwerk trockenen Humors

Stephan Zinner bietet im Scheyerer Prielhof einen ungekünstelten und kurzweiligen Abend

26.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:25 Uhr

Als Gitarrist und Sänger kommt Stephan Zinner mit seinem neuen Programm "relativ simpel" beim Scheyerer Publikum ebenso gut an wie als Kabarettist. - Foto: Steininger

Scheyern (PK) Es ist bereits das dritte Gastspiel von Stephan Zinner im Scheyerer Prielhof: Und wieder ist es dem Schauspieler, Musiker, Kabarettisten und Söder-Double am Samstagabend mühelos gelungen, 270 Fans zweieinhalb Stunden lang bestens zu amüsieren.

Aufpassen muss man laut Stephan Zinner, wenn man hört "das ist ganz einfach". Deshalb heißt sein aktuelles Programm auch "relativ simpel", aber eben "relativ". Also doch nicht alles so einfach, wie es auf den ersten Blick aussieht. Und das beschreibt Zinner in seiner für ihn typischen, lockeren Art und mit seinem unverfälschtem Bairisch, das ihm in seiner Geburtsstadt Trostberg im Chiemgau in die Wiege gelegt wurde. Zum Glück, muss man sagen, denn sein Programm würde ohne die bairische Mundart gar nicht funktionieren. Zinner ist von der ersten Sekunde an mit seinem Publikum auf "Du und Du" und schafft eine Atmosphäre, als unterhalte man sich mit einem guten Bekannten über Gott und die Welt. Aber das ist auch der Inhalt seines Programms, das im Gegensatz zu seinen früheren Auftritten auf dem gleichen Podium etwas den roten Faden vermissen lässt.

Dafür aber zeigt er auf, dass er ein genauer Beobachter vieler Dinge ist, die unser tägliches Leben bestimmen, begleiten oder sogar beeinträchtigen: Schwiegereltern zum Beispiel, oder das Finanzamt. Und schon greift er zur Gitarre und singt übers Schwarzfischen in der Fischzucht vom "Automaten-Karl", bevor er sich über die Realität mokiert, mit ihren Reichsbürgern und Pegida-Typen ("Ich geh da nur mit, weil die so schöne Volkslieder singen"), sagt er in bestem Sächsisch. Dann ereifert er sich über die 72 Jungfrauen, die auf Selbstmordattentäter nach ihrem Ableben warten sollen. Da habe er kein Verständnis, "denn wirklich guten Sex hat man doch nicht mit Auszubildenden", meint er und keiner im Publikum widerspricht. Er votiert dagegen für eine erfahrene Partnerin, denn "auf oide Radl lernt mans Fahren". Das ist das Stichwort für ältere, eng behoste Hobby-Rennradler mit Klickpedalen, die im Gegensatz zu ihm an der Ampel einen Blitzstart hinlegen, bis man sie an der nächsten wieder trifft.

Dazwischen unterhält er sich mit dem Scheyerer Publikum über die Zahl der Scheyerer Verkehrsampeln, am Ende einigt man sich auf zwei. Dann aber verdoppelt er seine Bühnenpräsenz durch den Baseler Andi Kaufmann "mit dem Trommeldiplom", mit dem er sich während des gesamten Auftritts immer wieder spitzfindige Dialoge liefert. Damit kommt noch mehr Groove in die Songs von Zinner, der sowohl stimmlich, als auch als Gitarrist seine Vielseitigkeit beweist.

So folgen die Pointen im Expresstempo, Lachpausen gönnt er dem Publikum keine. Dann greift er zur Abwechslung mal zur Slidegitarre, die er mit Bottleneck spielt und intoniert in bestem Countrystil das "Prediger-Lied", eine neue Klangvariante im Programm. Hinzu kommt seine Schlagfertigkeit bei Zwischenrufen aus dem Publikum, die er sofort aufgreift und spontan in Lacher umwandelt.

Seine Ehefrau, von Beruf Neurochirurgin, lege Wert auf umfassende Impfungen, erzählt er. Deshalb sei er von einer osteuropäischen "Medizinischen Fachangestellten für Patientenaufruf" sogar gegen Gebärmutterhalskrebs geimpft, und tatsächlich habe er keine Beschwerden. Die aber kenne nicht einmal den Unterschied zwischen "Hax" und "Fuaß", und Zinner demonstriert das anschaulich von oben nach unten und umgekehrt. Auch das Musikgeschehen nimmt er aufs Korn, imitiert Deutschrapper oder "Wuisler" wie Tim Bendzko oder "Wanderprediger" Xavier Naidoo. Im krassen Gegensatz dazu den klassischen "Bum Bum Blues" von John Lee Hooker, den er so gut imitiert, dass man den Song gerne ganz gehört hätte.

Zinner steht einfach für Überraschungen, man weiß nicht, welches Thema er als Nächstes anpackt. Das aber ist egal, man kann sich auf jedes freuen. Wie zum Beispiel auf sein Erleben im Heimwerkermarkt, den er mit seinem sächselnden Schwiegervater aufsucht und dabei nur eine Statistenrolle spielt. Zinner kann auch sächsisch, und das verstärkt die Gags noch zusätzlich.

Kurzum: Es war ein kurzweiliger Abend, spontan, ungekünstelt, prallvoll gefüllt mit Gags und Situationskomik.