Scheyern
Die lieben Verwandten

Glänzende Premiere der Scheyerer Bühne von "Das sündige Dorf"

17.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:10 Uhr

Zwei, die etwas zu verbergen haben: Die Stasi (Birgit Streibich) und der Vogelhuber (Siegfried Einödshofer). - Foto: Steininger

Scheyern (PK) Mit "Das sündige Dorf" hat die Scheyerer Bühne einen alten Bauernschwank ins Programm genommen, der schon im Jahr 1940 verfilmt worden war und nichts von seiner Originalität eingebüßt hat. Bei der Premiere am Freitag hatten die Zuschauer jede Menge Spaß.

Wobei der von vornherein garantiert ist bei einem Ensemble, welches das "Theaterspuin" mit Herzblut betreibt. Und das vor dem Hintergrund eines bis ins Detail stimmigen Bühnenbildes, das die Atmosphäre einer bäuerlichen Wohnstube glaubhaft herüberbringt und ein Podium darstellt für allerhand geheim gehaltene Beziehungen. Und natürlich bietet das Stück selbst beste Voraussetzungen, um alle Register an Schlitzohrigkeit, weiblicher Dominanz, Herzeleid, Verlogenheit und Originalität zu ziehen.

Denn der Bauer Thomas Stangassinger, überzeugend dargestellt von Sepp Gremminger, hat "Dreck am Stecken" in Form eines früheren Seitensprungs. Die Folge heißt "Vevi", die angebliche Tochter des Sägfeilers Korbi Roßberger, in die sich ausgerechnet Stangassingers Söhne Sepp und Toni verlieben. Der Bauer muss natürlich um jeden Preis verhindern, dass die Vevi den Sepp ehelicht, für den die sich entschieden hat.

Denn dann drohen ihm neben 15 Jahren Gefängnis auch eine Bloßstellung an der Gemeindetafel und somit eine gehörige Blamage vor dem ganzen Dorf. Die aber findet eine Befürworterin in Stangassingers Ehefrau Stasi, die ihrem Mann Thomas, seiner eigenen Ansicht nach "der Herr im Haus", gehörig die Meinung geigt. Als dann der reiche Alois Vogelhuber seine Tochter Afra an den Mann bringen will, rennt er beim Stangassinger offene Türen ein, denn der will aus verständlichen Gründen lieber die Afra als Schwiegertochter. Die aber verguckt sich in den Toni, der dem durchaus positiv gegenübersteht, da ihn die Vevi abgelehnt hat.

Das wiederum passt der Stasi überhaupt nicht in den Kram, und zwar aus gutem Grund, wie sich später herausstellt. So spitzt sich die Situation immer mehr zu, bis der Stangassinger keinen Ausweg mehr sieht und zum Strick greift. Gottlob aber kommt es nicht zum Äußersten, denn dann taucht ein völlig neuer Aspekt auf, der alle Probleme relativiert und dafür sorgt, dass sich am Ende alles zum Guten wendet.

Es sind halt komplizierte und geheim gehaltene Verwandtschaftsverhältnisse, die eine Lösung der Probleme so schwierig machen. Das erklärt der Roßberger Korbi dem Stangassinger wie folgt: "Wenn der Sepp und die Vevi a Kind kriagt'n, wär der Sepp zwar da Vadda, weil aber d'Vevi zugleich sei Schwester is, wär er ja da Onkel von sei'm eigenen Buam!" Überhaupt spielt der Korbi alias Karl Euringer den schlitzohrigen Sägfeiler, der immer "Halluginationen" hat, ebenso hervorragend wie Birgit Streibich die Stasi, die in Wirklichkeit die Hosen anhat auf dem Bauernhof. Die vierte Paraderolle hat Siegfried Einödshofer inne, der als Alois Vogelhuber von Langerberg überzeugt, wie er seine Tochter Afra an den Mann bringen will. Aber auch alle anderen Rollen sind typgerecht besetzt: Die hitzköpfigen und rauflustigen Brüder Sepp (Lukas Euringer) und Toni (Andreas Oberhauser), wie auch die Vevi (Selina Sievers) und die Afra (Miriam Seltmann) spielen ebenso engagiert wie glaubwürdig. Das betrifft ebenso auch Stefan Koller als Bürgermeister Riedlechner und Johann Euringer als Knecht Hans.

So geht das Stück äußerst kurzweilig über die Bühne, lebt von den humorvollen Dialogen, von der Situationskomik und von der Darstellungskunst der Protagonisten. Das war, um mit dem Korbi zu reden, keine "Hallugination", sondern eine reelle, bayerische Bauernbühne im positivsten Sinne, die sich vor TV-Produktionen des gleichen Genres nicht zu verstecken braucht. Im Gegenteil.