Scheyern
"Die BOS hat mein Leben verändert"

400 Gäste feiern das 40-jährige Bestehen der Berufsoberschule in Scheyern

14.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:11 Uhr

So mancher Schülerstreich fiel dem ehemaligen BOS-Schüler Bernd Pichler ein, der in Scheyern 1989 sein Abitur machte. Das Publikum genoss seine Geschichten über den mit Käse eingeriebenen Stuhl oder die präparierte Sonnencreme. - Foto: Brenner

Scheyern (PK) Von wegen stocksteif: Emotional, bunt und fröhlich war die Feier zum 40-jährigen Bestehen der Berufsoberschule Scheyern (BOS). Rund 400 Schüler, Ehemalige, Politiker und Honoratioren feierten am Freitag im Wittelsbachersaal und anschließend beim Schulfest.

Das Organisationsteam hatten sich einiges einfallen lassen: So gab es nach dem Festakt unter anderem eine Modenschau, bei der Schüler die Mode der vergangenen BOS-Jahrzehnte präsentierten sowie einen Tipp-Wettbewerb, bei dem die Teilnehmer auf alten Schreibmaschinen gegeneinander antraten. Besonders ausgefallen: Das Präsentationskaraoke, bei dem Schüler zu einem ihnen zugelosten Thema um die Wette referierten.

Auch der Festakt war keineswegs langweilig. Am besten brachte die Journalistin Elisabeth Baur zum Ausdruck, was viele Absolventen aus den verschiedenen Jahrgängen der BOS ähnlich sehen dürften: "Die BOS hat mein Leben verändert", sagte sie und erzählte auch gleich, wie. Nur wegen der BOS habe sie ihren Traumjob bekommen. "Als ich mich nach meinem Hauptschulabschluss beraten ließ, sagte man mir: Gehen Sie doch zur Tankstelle." Sie sei schließlich Verlagskauffrau geworden: "Jeden Tag, wenn ich von der Arbeit kam, hatte ich das Gefühl, dümmer geworden zu sein." Das habe sie schließlich zu dem Entschluss getrieben, ihr Abitur an der BOS zu machen. "Ich hatte Glück, denn hier gab es viele Lehrer, die an mich glaubten."

Auch der Pfaffenhofener Landrat Martin Wolf (CSU) wurde kurz emotional, als er seine Rede hielt. Denn er selbst wurde als Schüler des humanistischen Gymnasiums in den Räumen der heutigen BOS unterrichtet. "Als ich nach langer Zeit wieder herkam, habe ich mich an den Geruch der Böden erinnert, das Wachs am Holz. Man spürt hier die Kraft und Tradition der Geschichte." Er hoffe, dass man die BOS in Zukunft weiter ausbauen könne und neben dem Technik- und Wirtschaftszweig noch ein sozialer Zweig hinzukomme.

Das würde Abt Markus Eller sicher auch gefallen. "Viele Schüler erkennen hier neue Talente", sagte er, "weil wir hier Menschen nicht nur fordern, sondern auch fördern." Und Schulleiter Hubert Ruisinger fügte hinzu: "Wir vermitteln hier nicht nur Technik und Wissen, sondern auch Herz und Verstand". Die Absolventen der BOS seien "eine Gemeinschaft, die ihresgleichen sucht." Mit Ecken und Kanten, befand Absolvent Bernd Pichler während seiner Rede. Er bestand 1989 sein Abitur an der BOS und ist mittlerweile Professor. Gerade heute spiele in der Technik, beispielsweise beim autonomen Fahren, immer mehr Ethik eine Rolle, brauche man, "Menschen, die selbst denken wie wir".

Dieses eigenständige Denken "schulten" Pichler und seine Klassenkameraden mit diversen Streichen, etwa, als sie den Stuhl eines Mitschülers mit Käse einrieben. "Wir wechselten für zwei Wochen das Klassenzimmer." Oder, als er zusammen mit seinem Schulkamerad die Sonnencremetube, die ein Mitschüler immer benutzte, mit Mayonnaise und Parfüm befüllte. "Seine Freundin hatte einen furchtbaren Sonnenbrand und wir ein furchtbar schlechtes Gewissen." Sein Kamerad, so Pichler, ist heute Hautarzt.

Auch der älteste Absolvent, Helmut König, der bereits 1979 sein Abitur an der BOS gemacht hatte und heute Pathologe ist, hatte während der Schulzeit einige Tricks auf Lager. "Unser Jahrgang war voller Experten im Krankschreiben", so König. In einem Jahr habe es 250 Entschuldigungen wegen Kopfweh oder Bauchweh gegeben - und das bei nur 50 Schülern. Doch bei wichtigem Unterricht, so Pichler, waren dann doch alle da, "so dass aus uns allen etwas geworden ist."

Landtagsabgeordneter Karl Straub (CSU) hatte bei seiner Rede auch für die, die das Abitur auf der BOS nicht schaffen, einen halb ernst gemeinten Rat. Für ihn selbst habe es nämlich nur zum Realschulabschluss gereicht. "Wenn ihr es nicht schafft, könnt ihr also immer noch Politiker werden."