Scheyern
Der Regen spielt mit

Kleine Nachtmusik leidet unter widrigen Witterungsbedingungen

27.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:25 Uhr

Da war’s noch trocken, aber über der Ecke des Klosterhofs kündigten sich die bald einsetzenden heftigen Regenfälle schon an.

Scheyern (PK) Georg Friedrich Händels „Wassermusik“ hätte den äußeren Bedingungen des Sommernachts-Konzerts im Scheyerer Klosterhof wohl eher entsprochen. Trotzdem oder gerade deswegen erlebten die Zuhörer ein Konzert, das man so schnell nicht vergisst.

Das aber liegt keinesfalls an den widrigen Wetterbedingungen, die sich nach 21 Uhr in Form heftiger Regengüsse über dem Klosterhof entluden. Nur anfangs sah es so aus, als könnten die Glocken der Scheyerer Basilika die Wolken vertreiben, und nach dem ersten Satz der „Kleinen Nachtmusik“ hoffte man noch, dass der Kelch an einem vorüberginge.

Mozarts Komposition ist bereits traditionell ein permanenter Bestandteil dieses Open-Air-Konzerts, und natürlich zählt die Kleine Nachtmusik zu den Top-Charts klassischer Musik überhaupt. Und so schafft sie immer wieder den optimalen Auftakt für das nachfolgende Programm, das der Künstlerische Leiter und Basilika-Organist Markus Rupprecht mit Geschmack ausgewählt hatte. Ludwig van Beethovens „Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 36“ schloss sich harmonisch an, nicht zuletzt deshalb, weil Beethoven bei dieser Symphonie noch von Mozart beeinflusst war.

So beginnt das Werk im ersten Satz mit einem ruhigen Adagio, dem ein schwunghaftes Allegro folgt, das Dirigent Markus Rupprecht vom Festivalorchester einfordert. Das ist überwiegend besetzt mit Musikern des Philharmonischen Orchesters Regensburg, also Profis an ihren Instrumenten, die routiniert und inspiriert dem Taktstock folgen. Auch wenn der aufkommende Wind die Noten von Kontrabassist Andreas Brand vom Ständer bläst, was kein Problem ist, denn Profimusiker haben für solche Fälle immer eine Wäscheklammer parat. So geht die Symphonie musikalisch eindrucksvoll zu Ende und die im vorderen, überdachten Bühnenbereich spielende Cellistin bekommt Gelegenheit, die ersten Wassertropfen von ihrem Instrument zu wischen.

Les Nuits d’été – Sommernächte ist ein sechsteiliger Liederzyklus aus der Feder von Hector Berlioz mit dem Thema „Liebe“ als Inhalt. Die Melodien sind eindringlich, sinnlich und voller Farbigkeit, der Mezzosopranistin Katharina Magiera wie auf den Leib geschrieben. Die besticht mit ihrer Ausstrahlung, mit ihrem Ausdruck, mit ihrer warmen Stimme und einem wundervollen Timbre. Und sie beweist Flexibilität – von froher Aufbruchstimmung über eine Totenklage bis zur Insel des Glücks. Dass sich während ihres Vortrags die Zuhörer die Regenumhänge überstreifen müssen und sich die Reihen wetterbedingt lichten, lächelt sie einfach weg und entlässt das Publikum in die Pause.

Die soll 30 Minuten dauern, informiert Pater Lukas Wirth das Publikum in der Hoffnung, dass die Schlechtwetterfront danach weitergezogen ist. Zum Trocknen lädt er es in die Turnhalle ein, in der die Pausensnacks zum verbilligten Sonderpreis in Höhe von 50 Cent angeboten werden, als kleiner Ausgleich für die schlechten Bedingungen. Leider aber regnet es munter fort und Markus Rupprecht entschließt sich daher für ein gekürztes Programm, bei dem Tschaikowskys „Serenade für Streichorchester C-Dur op. 48“ buchstäblich ins Wasser fällt. Anstelle dessen darf Katharina Magiera eine ganz andere Seite ihres Könnens aufschlagen und dem Konzert noch einen populären Höhepunkt bescheren: Als Liederinterpretin von Goethes „Erlkönig“ in der Orchesterfassung von Berlioz und des berühmten Ständchens „Leise flehen meine Lieder“ aus Jaques Offenbachs „Schwanengesang“.

Und hier verharren die ganz hartgesottenen Konzertbesucher im nach wie vor strömenden Regen, dessen Stakkato auf der Regenhaut dem Gehörten eine zusätzliche Klangkomponente beschert, und rufen vehement nach einer Zugabe, nachdem Pater Lukas der Sängerin mit einem Blumenstrauß gedankt hatte. Und so erhebt sie noch mal ihre Stimme, um zusammen mit dem Orchester Max Regers „Nacht und Träume“ als musikalischen Schlusspunkt zu setzen. So gehen die Zuschauer zwar nass, aber dennoch zufrieden nach Hause, um wenigstens dort von einer lauen, lauschigen Sommernacht zu träumen.