Scheyern
"Das Leben ist zerbrechlich wie Glas"

Zahlreiche Pilger feiern den Festgottesdienst in Scheyern mit Abt Johannes Schaber

01.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

Mit der Kreuzmonstranz segnete Abt Johannes die Pilger. - Foto: Gruber

Scheyern (PK) Zahlreiche Pilger waren auch heuer wieder zum Kreuzfest nach Scheyern gekommen. Den Festgottesdienst feierte Abt Johannes Schaber OSB aus der Abtei Ottobeuren zusammen mit dem Scheyrer Abt Markus Eller und den Mönchen aus Ottobeuren und Scheyern.

Die musikalische Gestaltung übernahmen der Basilikachor zusammen mit dem Bläserquartett Quattro Stagioni. Fußwallfahrer aus Waidhofen, Gerolsbach, Jetzendorf, Hirschenhausen, vom Landvolk Pfaffenhofen und dem Pfarrverband Schweitenkirchen kamen, um sich die Worte des Abtes anzuhören.

In seiner beeindruckenden, sehr persönlichen Predigt wünschte Abt Johannes allen Gläubigen, dass sie voll Freude, weil Jesus sie alle am Kreuz erlöst habe, und gestärkt nach Hause gehen könnten. In seiner Abtei gebe es ein Bild mit der Aufschrift: "Das Leben des Mönchs ist ein Kreuz, doch das Kreuz ist der Weg zum Paradies." Gott habe den Menschen nach seinem Bild geschaffen, doch die Erfahrung zeige, dass "das Leben sehr zerbrechlich wie Glas" sei.

Viele Probleme gebe es im Alter, wenn man zum Beispiel eine Verletzung oder Krankheit habe; es treffe oft auch den Geist. Dennoch könne man sich den Frohsinn bewahren. Das zeigte der Abt am Beispiel eines behinderten Kindes, das "zum Sonnenschein für die Familie und die ganze Straße geworden" sei. Er habe allerdings auch einen Doktor der Mathematik kennengelernt, der als Obdachloser in München lebe, nachdem ihn seine Frau verlassen habe.

Die Zerbrechlichkeit zeige sich auch im Nachlassen des Gedächtnisses: "Dann wird das wichtig, was ich weiß!" Daher erzählten alte Leute oft dieselbe Geschichte immer wieder. Bei uns, so der Abt weiter, gebe es seit 70 Jahren Frieden, doch auch der sei zerbrechlich, wie man in der Welt sehen könne. Ebenso könne der Glaube zerbrechlich werden, etwa "wenn ich krank werde". Dann komme der Zwiespalt: "Ich möchte glauben, aber ich kann nicht mehr." Besonders der Tod sei eine große Herausforderung: Man habe Angst, eine Patientenverfügung zu machen, spreche sich mit Angehörigen vorher nicht aus und vieles mehr. Dann könne man aber nichts mehr rückgängig machen und spüre, wie zerbrechlich das Leben sei.

So furchtbar sei das jedoch nicht. Der Tod müsse einen aber "nicht erschrecken, doch ich muss mich ihm stellen". Daher wünschte Abt Johannes allen, dass sie "gestärkt und getröstet nach Hause gehen"; denn "das Kreuz macht es möglich, dass ich eine Perspektive habe und eine Hoffnung bekomme: Das Leben ist ein Kreuz, aber das Kreuz ist der Weg zum Paradies."

Am Ende des Gottesdienstes wurde die Kreuzreliquie in feierlicher Prozession um den Klosterhof getragen, der Abt segnete mit ihr die Gläubigen und unsere Heimat, und viele ließen sich noch in der Basilika ihren persönlichen Kreuzsegen geben. Mit der Pontifikalvesper am Nachmittag klang das Kreuzfest aus.