Rottenegg
Krumme Geschäfte im "Gemeindehaus"

Rottenegger Theatergruppe zeigt auf, wie schnell Lokalpolitik zur Lachnummer werden kann

19.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr

−Foto: Maggie Zurek

Rottenegg (GZ) Politik ist manchmal eine Lachnummer. Den Beweis dafür tritt die Theatergruppe des HSV Rottenegg mit dem Stück "Das Gemeindehaus" an. Dabei erntete das Ensemble immer wieder spontanen Szenenapplaus für eine überaus witzige Premiere.

Noch bevor es losging, wurden die Besucher im Feuerwehrhaus ganz professionell über Beamer informiert, wer da gleich auf der von Michael Achter, Theatergruppe und Feuerwehrvorstand gemeinsam gestalteten Bühne zu sehen sein wird. Am Ende des Abends waren sich die Zuschauer einig: Dieses Team hat die Liga der Laiendarsteller verlassen und seinen Titel Kulturpreisträger durchaus verdient. Einen gehörigen Anteil am Erfolg haben dabei Rosi Frank und Mitregisseurin Regina Höckmeier, die mit Sinn fürs Detail immer wieder kleine Gags in die Inszenierung mit eingebaut haben. Georg Amler junior und Erich Hagl leisten als Techniker ihren Teil ebenfalls, um das ganze Szenario ins rechte Licht zu rücken.

Die Amtsstube, in der die (gänzlich nach Rottenegg verlegte) Geschichte um Mauschelei und Vetternwirtschaft bei der Vergabe eines Grundstücks ihren Lauf nimmt, zeigt Lokalkolorit. Dem aufmerksamen Beobachter wird der Roman "Rottenegg" von Markus Kavka auf dem obersten Regalbrett nicht entgehen.

Zwar fläzt Gemeinderatsmitglied Schorsch (Alois Heidersberger) als im Wortsinn "geschlagenes" Mannsbild, dessen Veilchen dank "Visagistin" Julia Ganser täuschend echt aussieht, in der ersten Szene schnarchend auf der Bank im Büro des Rathauschefs. Einschläfernd ist der Dreiakter aus der Feder von Carmen Mayer aber keineswegs. Was auch dem überzeugenden Spiel der Protagonisten zu danken ist. Im Bestreben, möglichst günstig an ein Grundstück für den Bau der neuen Verwaltung zu kommen und dabei zugleich zwei Spezln aus dem Gemeinderat nicht zu übervorteilen, gerät der Bürgermeister in die Bredouille. Josef Rank steigert sich sehr zum Amüsement des Publikums dabei glaubwürdig in Rage. Und übersieht geflissentlich, wie gut es Haushälterin Walli (Regina Echter als treue Seele) mit ihm meint. Mit der Kommunikation hapert es auch zwischen Schorsch und seiner resoluten Theres - übrigens äußerst schlagkräftig gespielt von Helga Rupprecht. Auch anderswo lauern Missverständnisse. Zwischen Fräulein Stieglitz (erstmals dabei: Sandra Schiekofer, die als schmachtende Sekretärin glänzt) und deren Schwarm Waldemar (überaus witzig: ein naiver Stefan Meier als amouröser Preuße). Auch der Kunstmaler des Ortes, den Neuling Martin Heidersberger mit viel Charme mimt, kommt nicht auf geradem Weg mit der durchaus nicht abgeneigten Inspektorin Gerti zusammen. Julia Ganser stellt die inkognito agierende Beamtin mit unaufgeregter Gelassenheit dar.

Und dann ist da noch Toni, der sich dank Annamirl (Regina Höckmeier als Nachbarin mit Riesenhunger und ebensolchem Tratschbedürfnis) nicht für dumm verkaufen lässt. Wie der von Gunter Schmid mit einem sympathischen Augenzwinkern verkörperte Hasenzüchter am Ende die krummen Geschäfte im Rathaus zu seinen Gunsten wendet, soll hier nicht verraten werden. Denn Aufführungen sind noch für kommenden Freitag, Samstag (jeweils ab 19.30 Uhr) und Sonntag (19 Uhr) geplant.