Rohrbach
Wie vom Blitz getroffen

Kontroverse um Drei-Dächer-Projekt des Rohrbacher Energievereins geht in die nächste Runde

29.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:39 Uhr

Das Drei-Dächer-Projekt des Energie- und Solarvereins sorgt in Rohrbach derzeit für spannende Debatten. Es geht darum, die Dächer des Bauhofs (links), des Wertstoffhofs (rechts) und der Waaler Wasserversorgung mit Fotovoltaik-Anlagen zu bestücken. Die Frage ist nur, ob es eine Bürgergenossenschaft finanziell schultern soll - Foto: Ermert

Rohrbach (PK) Im Grunde wollte der Energie- und Solarverein Rohrbach bei seiner Mitgliederversammlung nur Bilanz ziehen und informieren. Unter dem Strich stand jedoch ein weiteres Kapitel der Kontroverse um das Drei-Dächer-Projekt.

Die ablehnende Haltung des Gemeinderats hat den Verein „wie ein Blitz getroffen“, räumte der Zweite Vorsitzende Ralf Hochmuth ein. Seither herrsche „Hochspannung in Rohrbach“. Dennoch sei für den Verein an ein Aufgeben nicht zu denken: „Das Leben und Sterben einer Bürgergenossenschaft scheitert doch nicht an drei Dächern.“

Und trotzdem: Zumindest ihr Start verzögert sich. Denn wie Robert Högl von der Hallertauer Volksbank in seinem Leitfaden zur Gründung einer Bürgergenossenschaft ausführte, steht und fällt deren Gründung mit „einem konkreten Projekt“. Und das fehlt dem Verein im Moment, wie der Vorsitzende Michael Kornke zugab. „Zumindest bis jetzt noch“, schränkte er ein. „Wir sind weiter auf der Suche. Vielleicht wird es ja noch etwas mit den drei Dächern – und wenn nicht, finden sich neue Projekte“, äußerte er sich zuversichtlich.

Im Fall der geplanten Fotovoltaik-Anlagen auf den Dächern von Bauhof und Wertstoffhof sowie dem Betriebsgebäude der Waaler Wasserversorgung ist der Verein zumindest vorerst gescheitert. Sollte es doch noch etwas damit werden, gab ihm Robert Högl noch einen Rat mit auf den Weg. „Für ein gutes Gelingen ist eine überparteiliche Ausrichtung und Zusammensetzung der Genossenschaft unerlässlich“, sagte er – und stieß damit auch auf Kornkes Zustimmung. Der Vorsitzende hofft, die Mitgliederzahl zügig erhöhen und den Anteil der Freien Wähler auch in der Vereinsführung „mittelfristig etwas nach unten drücken“ zu können. Die Zeit für das Ehrenamt sei bei allen Beteiligten nur begrenzt. „Es wäre eine sehr gute Sache, wenn wir uns da breiter aufstellen könnten“, ergänzte Kornke.

Die ablehnende Haltung der Gemeinderats-Mehrheit sei ein Dämpfer gewesen, sagte der Vorsitzende weiter. Dennoch sehe sich der Verein als Ideengeber und Partner der Gemeinde bei der Umsetzung konkreter Projekte. „Außerdem wollen wir die Bürger beraten und Wege aufzeigen, wie die Energiewende vorangetrieben werden kann.“ Kornkes Ideensammlung war weit gefächert. Sie reichte vom landkreisweiten Windgutachten über Mini-Blockheizkraftwerke bis hin zu Vorträgen über Elektroautos. Dennoch kann er durch das drohende Aus für das Drei-Dächer-Projekt derzeit kein konkretes Vorhaben ins Feld führen, mit dem sich eine Genossenschaft gründen ließe.

Von vielen Seiten wurde während der Versammlung vorgebracht, das Drei-Dächer-Projekt sei im Rat nicht abgelehnt, sondern die Abstimmung nur vertagt worden. Hermann Rottmair (CSU), dessen Antrag zur Geschäftsordnung von einer 13:8-Mehrheit aus CSU- und SPD-Räten angenommen wurde, bestätigte jedoch, dass es sich keineswegs nur um eine Vertagung gehandelt habe. „Ich habe die wirtschaftliche Prüfung beantragt“, sagte er. „Und wenn die Rendite über fünf Prozent liegt, soll die Gemeinde die Anlagen selbst errichten – und die Dächer nicht dem Verein überlassen“, führte Rottmair aus.

Der Gemeinderat wird über das Projekt am Dienstag noch einmal beraten, die Fraktionssprecher haben sich bereits gestern Abend besprochen. Bürgermeister Dieter Huber (SPD) ließ die Zukunft des Projekts bewusst offen. „Vielleicht schultert es die Gemeinde selbst, vielleicht überlassen wir die Dächer dem Verein. Oder es gibt eine Mischform – alles ist möglich.“ Hochmuth warb noch einmal dafür, dem Verein die Dächer zu verpachten. Da die Gemeinde die Anlagen finanzieren müsste, würde nach frühestens zehn Jahren ein Gewinn abfallen. Auch Rottmairs Vorwürfe versuchte Hochmuth zu entkräften: „Die Wirtschaftlichkeit ist gegeben. Und unser Verein ist keine Parteiveranstaltung. Es gibt eine deutliche Abgrenzung zu den Freien Wählern.“