Rohrbach
Wasser im Keller

Nicht alles, was neu ist, funktioniert: Der sanierte Triebwerkskanal in Rohrbach bereitet Probleme

03.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:14 Uhr

Schön sieht er aus, dicht ist er nicht: Der Triebwerkskanal der Ilm wurde heuer umfassend saniert. Die alte Bepflanzung (unten links) wurde zunächst entfernt, dann das Kanalbett ausgebaggert (unten rechts) und das Ufer schließlich neu befestigt und das Wasser wieder eingelassen (oben). - Fotos: A. Ermert

Rohrbach (PK) In ein funktionierendes System einzugreifen, ist riskant. Im Rahmen der Baumaßnahmen für die Rohrbacher Hochwasserfreilegung ist beim Triebwerkskanal der Ilm genau das passiert, was normal nicht geschehen dürfte: Vorher war alles gut, jetzt haben die Anwohner Wasser im Keller.

Langsam neigen sich die jahrelangen Bauarbeiten, die zu einem umfassenden Hochwasserschutz für Rohrbach führen sollen, dem Ende zu. "Aber momentan darf es scheinbar nicht so sein, dass es einfach mal irgendwo rund läuft", sagte Bürgermeister Peter Keck (SPD) in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt hat den Triebwerkskanal der Ilm heuer umfassend saniert. Ab der Brücke über die Bahnhofstraße bis hin zum Fußgängerbrückerl am Wiesenweg wurde der alte Strauch- und Baumbestand zunächst entfernt, das Flussbett ausgebaggert, von Lehm, Schlick und altem Pflanzen gereinigt und danach das Ufer mittels Natur- und Betonsteinen neu befestigt. Ab der Fußgängerbrücke wurden zudem Deiche aufgeschüttet.

Nach Abschluss dieser Arbeiten wurde der Kanal wieder geflutet. Just seit diesem Zeitpunkt haben etliche Anlieger des Kanals urplötzlich Wasser im Keller (was zuvor bei normalem Wetter nie der Fall war) oder zumindest nasse Kellerwände. Seither müssen sie das eindringende Wasser eifrig abpumpen.

Die Anlieger wandten sich um Hilfe an die Gemeinde. Keck gab die Info nun weiter - er fügte aber auch gleich an, dass die Verwaltung für alles, was mit dieser Baumaßnahme in Zusammenhang steht, nicht verantwortlich ist. Es kam zu einem Besichtigungstermin mit dem Wasserwirtschaftsamt. Und als der für den Hochwasserschutz an der Ilm zuständige Fachmann Werner Eidelsburger und sein Team zusammen mit Keck und den Fachleuten der Rohrbacher Verwaltung den Schaden unter die Lupe nahm, wurden die Gesichter der Fachleute ganz schön lang. "Es war ihnen deutlich anzusehen, dass sie sich überhaupt keinen Reim darauf machen konnten, wie oder weshalb das geschehen ist - und wie Abhilfe zu schaffen ist", sagte Keck.

Einige Anlieger des Kanals saßen bei dieser Aussage mit im Sitzungssaal. Trotz der durchaus bedenklichen Situation in ihren Kellern konnten sie sich das Schmunzeln nicht verkneifen. Nach dem Termin mit den Vertretern des Wasserwirtschaftsamts wurde zunächst einige Zeit abgewartet. Schließlich löst sich so manches Problem manchmal auch von alleine. In diesem Fall war es aber nicht so. Wie Keck ausführte, wurde der Wasserpegel zwar etwas gesenkt - und das Problem in den Kellern wurde dadurch etwas geringer. In Luft aufgelöst hat es sich deshalb aber noch lange nicht. Wie Eidelsburger nun einräumt, sind die Wasserschäden tatsächlich eine direkte Folge der Baumaßnahme. Wirklich begründen kann das Austreten des Wassers aber keiner. Keck vermutet, dass der Kanal früher durch Erdreich und Wurzelwerk fast schon hermetisch dicht war. "Jetzt wurde das alte Flussbett entfernt - und durch die neue Uferkonstruktion scheint sich das Wasser halt irgendwo seine Bahn zu suchen", erläuterte der Bürgermeister.

Werner Eidelsburger war seither nicht untätig. Er hat seine Mitarbeiter sofort angewiesen, einen Weg zu finden, den Kanal wieder dicht zu bekommen. Sie sind dabei, eine endgültige Lösung auszuarbeiten. "Wir denken an das Einfüllen von Betonit, ein durch Wasseraufnahme quellfähiges Material, das auf den Boden absinken und dort die Sohle wieder verdichten soll", führt Eidelsburger aus. Sollte der Versuch scheitern, muss das Wasser wieder abgelassen werden, um weiteren Schaden zu vermeiden. "Das ist dann eine größere Baumaßnahme - und würde uns gewiss nicht gefallen", so Eidelsburger.

Auf Anfrage unserer Zeitung teilte er zudem mit, dass normalerweise die Kosten für derartige Schäden, die das Amt nachweislich verursacht hat, übernommen werden. "Aber diese Aussage ist nicht rechtsverbindlich", fügt er an. Ein Gutachter müsse auf alle Fälle eingeschaltet werden.

Eine Zeitschiene für den Ablauf der neuerlichen Arbeiten am Triebwerkskanal kann Eidelsburger außerdem noch nicht benennen. "Dazu müssen erst noch Einzelheiten mit dem Hersteller der Dichtungsmasse abgestimmt werden", sagt er. Eidelsburger sagte aber den Anwohnern zumindest zu, dass die Arbeiten nicht aufgeschoben, sondern in naher Zukunft ausgeführt werden sollen.