Rohrbach
Jede Menge Frauenpower

Die Wellküren begeistern das Publikum mit feiner Stubenmusik und scharfzüngigem Kabarett

23.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr

Erst nach zwei Zugaben ließ das hellauf begeisterte Publikum in Rohrbach die Wellküren wieder ziehen. - Foto: Schmid

Rohrbach (PK) Mit bayerischer Frauenpower auf höchstem Niveau ist am Donnerstagabend das kulturelle Jahr im Gasthof Zeidlmaier eröffnet worden. Mit hervorragend gespielter Stubenmusik und scharfem politischen Kabarett spielten sich die Wellküren in die Herzen ihres Publikums im vollen Saal.

Mit einem feinen Gespür dafür, was hier gut ankommt, hat Sabine Kroiß zum Auftakt ihres Kulturjahres mit den Wellküren eine der bekanntesten Frauentruppen auf die Bühne geholt und sich damit einen berstend vollen Saal beschert. Die Schwestern Moni, Burgi und Bärbi begrüßen die Gäste musikalisch mit dem Morgenlandler. "Griaß eng God alle miteinander, ... wir waren schon überall, aber nicht in einem so schönen Saal", singen sie und gehen danach derbleckend auf die alte Rivalität zwischen Rohrbach und Wolnzach ein. " ...dabei haben die gar kein Schloss mit eigenem Koch." Wie ein Vulkan versprüht Moni, die Jüngste der Drei, ihr Temperament musikalisch überwiegend am Hackbrett und Saxofon. Auch beim Derblecken vor allem der Politiker übernimmt sie einen Hauptteil und zieht dabei in ihrem Grant in gewaltigem Wortschwall über die bayerische wie internationale Politiker her. Während sie Mexiko und Kanada als Dummheitsgrenze definiert, bescheinigt sie Alice Weidel für jeden einzelnen Zahn eine eigene Frisur zu besitzen und Söder sehe eigentlich ganz gut aus, abgesehen vom Kopf. Dabei regt sie sich so auf, dass ihr nur die Globuli ihrer Schwester Bärbi helfen können. Die Diplom-Sozialpädagogin ist ambitionierte Amateur-Homöopathin und kam erst 2003 zum Trio als Vroni aufhörte. Mit ihren Globuli will sie neben ihrem Mann auch das Publikum zu gesünderem und fleischloserem Leben bekehren. Ihre zarten Harfenklänge betören dieses ebenso wie der mächtige Sound ihrer Tuba und in ekstatischem Tanz wirft sie sogar ihr Strumpfband ins Publikum, das sie sich hinterher aber wieder zurückholt, weil "des Zeug is narrisch teuer, des haben wir uns extra im Internet schicken lassen." Und so gründen die Drei die STUGIDA-Bewegung: Stubenmusik gegen die Idiotisierung des Abendlandes, denn Stubenmusik helfe in jedem Alter und jeder Lebenssituation. "Lassen Sie ihr Kind Hackbrett lernen! Das ist das beste Verhütungsmittel. Wir sind nie sexuell belästigt worden! Hackbrett ist sowas von unsexy", schwadroniert Moni und während sie die Brille eines Zuhörers putzt, bietet sie ihr "Wishing Well Tuch" feil, das beim Abspielen eines ihrer CDs von ganz alleine putze. Sie blasen den Leitkultur-Marsch und haben extra Bass-Ukulele gelernt für ihre Nina-Simone-Hommage "Mei Oida, der schaut auf mi" im Stubenmusik-Format. Diese wechseln sich ab mit wunderschön gespielten Melodien sei es aus den schottischen Highlands, wo sie ihr "Wellnesshotel am Ufer des Loch Ness" anpreisen oder Mozarts A-Dur Klaviersonate umtransponiert in G-Dur auf Hackbrett, Harfe und Gitarre. Besonders originell kommt "La Paloma ade" daher, das sie auf Burgis Lieblingsinstrument, der Nonnentrompete, zupfen und streichen. So stellt Letztere auch die Frage, ob man Männer denn überhaupt brauche, obwohl sie behaupteten glücklich verheiratet zu sein. So ernteten sie bei ihrer Analyse der"Männer im Wechsel" schallendes Gelächter, um schließlich beim "Tanz der Senioren" festzustellen, dass auch der nicht mehr ganz so junge Mensch noch was empfinden kann. Mit einem grandiosen Monolog im Stil vom Königlich Bayrischen Amtsgericht, "wo die Mädel noch sittsam waren und die Kinder noch wussten wie lange sie zur Schule gehen ..." endet der Abend in furiosem Showdown, bei dem "Horst der Fruchtbare" in Greding zu "Spiel mir das Lied vom Tod" auf der Nonnenharfe auf Söder trifft und Aigner eine friedliche Wiesn wünscht. Erst nach zwei Zugaben mit Gstanzln und einer alten Volksweise ließ das begeisterte Publikum die drei Wellküren schließlich ziehen.