Rohrbach
Im Herzen ein Holledauer

Bouba musste vor gut einem Jahr aus Rohrbach zurück in den Senegal Hoffnung auf Rückkehr schwindet

22.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr

Boubacar Camara bei seiner Abreise aus Rohrbach, wo er voll integriert war, Freunde, Arbeit und Wohnung gefunden hatte. - Foto: A. Ermert

Rohrbach (PK) Auf gepackten Koffern ist im Juli vergangenen Jahres der senegalesische Flüchtling Boubacar Camara in Rohrbach gesessen. Er ging zwar "freiwillig", aber unter Tränen zurück in sein Heimatland. Mit im Gepäck: die Hoffnung auf Rückkehr. Die Hoffnung schwindet aber immer weiter.

Boubacar Camara entschloss sich damals zur freiwilligen Rückkehr, um nicht innerhalb einer Woche vielleicht bei einer Nacht- und Nebelaktion in einen Flieger verfrachtet zu werden - und völlig unvorbereitet in den Senegal zu seiner Familie zurückkehren zu müssen.

Bouba, wie ihn alle in Rohrbach nannten, arbeitete für den Bauhof der Gemeinde. Er hatte ein kleine Wohnung, zahlte seine Steuern und hatte Freunde gefunden. Der stets freundliche und immer lächelnde Senegalese war voll integriert - und nicht zuletzt glücklich in Rohrbach.

Bei der Abschiedsfeier der Gemeindeverwaltung für Bouba wollte Bürgermeister Peter Keck (SPD) nicht von Abschied sprechen. Er nannte es damals eine Zusammenkunft, "um meinen Dank für die schöne Zeit mit Dir, für die vielen neuen Gedanken, die von Dir gekommen sind und Deine Integrationsfähigkeit auszusprechen". Keck hoffte damals, dass Bouba vielleicht in zehn oder zwölf Monaten wiederkommen könne. "Du wirst uns immer willkommen sein", sagte er.

Doch inzwischen ist sehr viel Zeit ins Land gezogen - und bis heute konnte Bouba nicht zurückkommen. Er hat noch sporadisch Kontakt mit seinen Freunden und dem Asylhelferkreis in Rohrbach. Er teilte Dora Spratter, die für ihn während seiner Zeit in Rohrbach zur "Mama" wurde, kürzlich mit: "Schöne Grüße an alle, es geht mir soweit ganz gut. Doch leider habe ich immer noch keine Arbeit gefunden." Und er teilte mit, dass es ohne Beziehungen - und die hat er nun einmal nicht - im Senegal keine Arbeit gebe. Eine feste Wohnung hat er auch nicht. Bouba lebt mal bei seiner Mutter, mal beim Vater, mal bei seinen Geschwistern oder Freunden. Denn solange er nicht weiß, wo er Arbeit findet, kann er auch nach keiner Wohnung schauen. So ist er viel unterwegs und unglücklich mit seiner jetzigen Lebenssituation.

"Ich habe Zeitlang nach euch in Rohrbach", schrieb er Dora Spratter - und allein das im Hochdeutschen völlig unbekannte Wort "Zeitlang" zeigt schon, wie gut integriert er im Herzen der Holledau war.

Die Gemeinde Rohrbach garantierte Boubacar Camara bei seiner Abreise sogar schriftlich, dass er bei einer Rückkehr nach Bayern mit einem Arbeitsplatz im Bauhof rechnen könne. Dieses Schreiben hat der Senegalese in der Botschaft in Dakar abgegeben - mit der Hoffnung, eine Ausreisebewilligung zu bekommen. Doch trotz mehrmaliger Nachfragen wartet er bis heute auf einen Bescheid - und ist inzwischen sehr mutlos geworden.

Als Bouba ausreisen musste, bedankte er sich in einem Abschiedsbrief bei den Rohrbachern: "Ihr wart in meinem neuen Zuhause meine neue Familie. Ich wäre gerne noch lange geblieben bei Euch. Aber ihr wisst: Ich muss gehen und bin sehr traurig."

Heute lebt Bouba zwar in seinem Heimatland, aber ist wieder traurig. Er freute sich zwar sehr über das Wiedersehen mit seiner Familie und Freunden. Aber ohne Aussicht auf Arbeit ist er inzwischen sehr enttäuscht. Er kam vor gut einem Jahr zwar nicht mit leeren Händen in seine Heimat zurück. Bei einem Spendenaufruf damals kamen fast 5000 Euro zusammen. Aber er musste seinen Flug selbst bezahlen, weil er "freiwillig" heimkehrte. Und nach über einem Jahr ohne Arbeit schrumpft sein Notgroschen immer mehr. Und seine Zukunft im Senegal sieht nicht gerade rosig aus.