Rohrbach
Formbare Kunst

PK-Ferienreporterinnen bei Künstler Hans Dollinger in Rohrbach

26.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Foto: Isabel Ammer

Rohrbach (PK) „Um die Ideen brauche ich mich nicht kümmern, es öffnen sich ständig Nebenzweige.“ Der Rohrbacher Künstler Hans Dollinger führt die PK-Ferienreporterinnen Felicitas und Paula ein bisschen in seine Werkstatt ein – mit Ton und Töpferscheibe.

Wie man eigentlich Künstler wird, will Felicitas wissen. „Künstler kann jeder werden, aber es ist schon gut, wenn man eine Ausbildung hat“, antwortet Dollinger. Wieso, beweist er den Mädchen an der Töpferscheibe. Er selbst sei Volksschullehrer geworden und habe dann eine Ausbildung zum Keramiker gemacht. Was denn alles Keramik ist, fragt Dollinger Paula und Felicitas. Die Ferienreporterinnen nennen Teller und Tassen. Felicitas fügt Toiletten hinzu. Dachziegel. Dollinger nickt – und nimmt einen Klumpen Ton.

Mit einem Pedal setzt Paula auf Anleitung des Künstlers die Töpferscheibe in Gang. Der legt einen gut faustgroßer Tonbatzen in die Mitte, Dollinger taucht seine Finger in Wasser, und benetzt den Ton. „Leg die Hände darüber“, weist er Paula an. Zaghaft breitet sie ihre Hände über den rotierenden Batzen. Mit dem Daumen weist Dollinger sie an, eine Mulde hineinzudrücken. Schon erhebt sich ein Rand. „Drück mit Daumen und Zeigefinger zusammen und zieh den Rand langsam hoch“, erklärt Dollinger. Die beiden Mädchen schauen mit großen Augen auf die sich drehende Masse. Paula überwindet die Scheu und lässt den Ton durch ihre Finger gleiten. Der Rand wird dünner und höher, als sie fester drückt und die Hand nach oben wegzieht. Doch: Etwas zu schnell. Der Rand reißt. Das weiche, runde Gefäß beginnt auf der Scheibe zu eiern. Dollinger lacht. „Gar nicht so einfach – der Ton möchte machen was er will, das dürfen wir ihm nicht durchgehen lassen.“

Voller Tatendrang bindet sich Felicitas die Schürze um. Die ganze Werkstatt riecht nach dem feuchten Erdmaterial. Sie beginnt langsamer, mit den Fingern den Rand zu verdünnen, sie hat aus Paulas Fehler schon gelernt. Doch am Ende reißt auch bei ihr die obere Kante des Gefäßes. Kein Problem für den Profi: Mit ein paar Handgriffen entfernt Dollinger die gerissenen Stellen und zieht kleine Schalen aus den Tonfundamenten der Mädchen hoch. Die sind entzückt. Ohne Drehscheibe.

„Wo kommt der Ton eigentlich her“, fragt Dollinger die Ferienreporterinnen. „Aus der Erde“, weiß Felicitas. „Genau“ – Dollinger zeigt ihnen, wie er aus dem gemahlenen Ton aus der Erde in einer alten Bäckermaschine Ton anrührt, den er dann durch einen Fleischwolf dreht. Am Ende hat er dicke Wurststücke aus Ton, die er weiterverarbeitet – zu Schalen und Fliesen, Objekten, Figuren, Spuren aus der Landschaft. „Boah, ist die schwer!“ Felicitas gibt das Stück, das ihr Dollinger in die Hände gelegt hat, schnell zurück. „Das ist alles aus der Erde, das hat Gewicht“, sagt der Künstler.

„Ist da ein Bulldog drübergefahren“, will Paula wissen und deutet auf eine lange Tonplatte. Dollinger lacht. In der bestimmt einen Meter langen Platte sind in der Tat Reifenspuren zu sehen – allerdings hat er die Originale mit Gips ausgegossen und so einen Abdruck gemacht, den er dann in Ton geformt hat. Ein Bulldog ist nicht durch seine Werkstatt gefahren. Wer genau hinschaut, entdeckt in vielen seiner Objekte diese Landschaftsspuren.

Ob er Vorbilder habe, will Felicitas wissen – Giacometti und Lothar Fischer nennt Dollinger, und erklärt Felicitas und Paula, dass es aber nicht darum gehe, Stile nachzuahmen. Doch die haben eh längst erkannt, wie vielfältig Hans Dollinger arbeitet. Wie seine Bilder entstehen, wollen sie wissen. „Die Art ist nicht üblich“, sagt Dollinger und lächelt. Dann zeigt er den Mädchen das Bild einer Hopfenpresse. „Wisst ihr, was das ist“ Die Ilmmünsterer Mädchen nicken. Die habe er zur Druckerpresse umfunktioniert, verrät der Künstler. Felicitas und Paula staunen.

Hopfen, aber gerade auch die Passion Christi taucht als Motiv in seiner Kunst immer wieder auf. „Verdient man mit Kunst viel Geld“, will Felicitas wissen. Dollinger überlegt. „Wenn man Erfolg hat schon, manche verdienen sehr viel, ansonsten nicht“, antwortet er. „Ob er denn ein berühmter Künstler ist“, will Felicitas wissen. Im Umkreis habe er einiges gemacht, antwortet Dollinger bescheiden.

Im Garten stehen größere Objekte von ihm. Doch die beiden Ferienreporterinnen haben sich längst auf den weichen, formbaren Ton auf dem Arbeitstisch des Künstlers gestürzt. Ohne die Töpferscheibe haben sie kein Problem, eine Pizza oder eine Schlange zu formen. Dollinger lacht. Er kennt die Anziehungskraft, die das Material auf Kinder ausübt von seinen eigenen Enkelkindern längst.