Rohrbach
Die Kraft des Wassers

Einst gab es im Ilmtal 45 Mühlen doch es sind kaum welche davon geblieben

19.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:55 Uhr

Bereits über drei Millionen haben die Pforte zur Gartenschau....Unser Ehepaar Erna und Karl hat, mit Dauerkarten ausgestattet, den Eingang zu den Superlativen durchschritten und befindet sich nun auf dem heiligen Gelände des Pfaffenhofener Gartenwahnsinns anno 2017. Fieberhaft arbeitet hier ein Spezialistenteam der Gartenschau-Megaforce-Einheit daran, die eigenen Rekorde zu toppen und die Gigantonomie ins Unermessliche zu steigern. Erna und Karl stammen aus der Feder des Pfaffenhofener Künstlers Markus Petz. Was sie bei der Gartenschau so alles erleben, zeigen wir in loser Folge.

Rohrbach (era) Sepp Spratter aus Rohrbach hat ein Buch über das Ilmtal geschrieben. Dabei ist er auf 45 nachweisbare Mühlen gestoßen. Eine beeindruckende Zahl - auch wenn sich das einzig sichtbare Wasserrad mittlerweile an der Arlmühle auf dem Pfaffenhofener Gartenschaugelände dreht.

Die Ilm schlängelt sich malerisch durch den Landkreis. Doch wie viele Mühlen an ihr lagen, lässt sich heute nur noch erahnen. Das Arlmühl-Rad erzeugt über einen Generator Strom. "Es ist ein unterschlächtiges Mühlrad. Das Rad taucht nur mit der Unterseite ins Wasser ein, weshalb man möglichst breite Schaufeln benötigte", sagt Spratter. Die 36 Schaufeln seien jeweils 1,50 Meter breit. Das Mühlrad hat einen Durchmesser von sechs Metern und generiere etwa 100 000 Kilowattstunden im Jahr.

Ähnliche Ausmaße hat das Wasserrad an der Hatzlmühle bei Nötting, das noch am Originalgebäude, einem Sägewerk, installiert ist und bis in die 60er Jahre die Kraft für den "Gadern", ein Schneidewerk, lieferte. "Es ist immer noch in einem sehr guten Zustand", sagt Spratter weiter.

Die erste Mühle am Oberlauf der Ilm war die Gumpmühle in Gumpersdorf bei Hilgertshausen. "Kaum zu glauben, dass aus dem Bach hier schon so viel Energie entnommen werden konnte, um ein Mahlwerk anzutreiben", meint Spratter. Ein Mühlengebäude besteht seit den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nicht mehr. Die letzte Mühle am Unterlauf ist die Niedermühle bei Münchsmünster. Die Besitzerin betreibt heute ein kleines Kraftwerk. Die Stauanlage wird von einem Umgehungsbach umlaufen.

Absolute Besonderheiten stellen zwei ehemalige Mühlen an der Ilm dar: die Hammerschmiede in Zell bei Geisenfeld und die Höfartsmühle bei Rockolding. In der Hammerschmiede sei für Landwirte und Kieswerkbesitzer mit Hilfe des Mühlenhammers Metall handwerklich bearbeitet worden. Das Wasserrad sei noch in Teilen vorhanden. Jetzt würden osteuropäische Unternehmer das Hammerschmied-Areal zur Ausschlachtung von Autos nutzen, erklärt Spratter weiter.

Eine zweite Rarität stellte die Höfartsmühle bei Rockolding dar. Sie war eine Papiermühle, in der bis Ende der 80er Jahre Papierprodukte hergestellt wurden, unter anderem die sogenannte "Bäckerseide". In sie wird Brot eingewickelt und man findet dieses leichte Papier auch in Schuhkartons.

Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten die Mühlräder ausgedient und wurden durch Turbinen mit höherem Wirkungsgrad ersetzt. In den 20er Jahren setzte das Mühlensterben ein und dauerte bin in die 70er. Heute gibt es noch zwei Mahlmühlen und fünf aktive Sägewerke an der Ilm.