Rohrbach
Biotop wider Willen

18.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:13 Uhr

Rohrbach (pat) Unverhofft kommt oft. Ohne jede Vorwarnung oder eigenes Zutun ist Rohrbach zu einem hochkarätigen Biotop gekommen. Eine Teichlandschaft mit Inseln, wildem Gras, kleinen Bäumen. Mit Vögeln, Enten, Libellen, Amphibien, Molchen, Fröschen – und sogar einem Biber.

Ob einem das nun gefällt oder nicht.

Wofür Umweltschützer teilweise große Mühen und viel Geld in die Hand nehmen, musste die Gemeinde in diesem Fall überhaupt nichts beisteuern. Entstanden ist das Biotop nämlich aus einem ganz anderen Grund: wegen einer sauberen Schlamperei eines Unternehmens, das in der näheren Umgebung zuletzt eher dadurch aufgefallen ist, tausende Bäume und damit tierischen Lebensraum zwischen Rohrbach und Uttenhofen zu vernichten: der Deutschen Bahn. Sie hätte diese Ausgleichsfläche nämlich eigentlich pflegen müssen. Hat sie aber nicht. So stieg das Wasser immer höher. Das Gras wuchs. Und die Tiere kamen ganz von allein in dieses kleine Paradies.

Zur Freude der Naturfreunde. Aber nicht unbedingt so, dass jetzt die ganze Gemeinde jubeln würde. Entstanden ist das Biotop an der Straße von Rohrbach nach Ossenzhausen, zwischen der Autobahn und der Abzweigung nach Waal. Der ganze Bereich steht seit längerer Zeit unter Wasser – und hat ein Eigenleben entwickelt. Die Pflanzen sind gewuchert, diverse Tierarten haben sich angesiedelt. Und zwar so gut und so vielfältig, dass es jetzt aus naturschutzrechtlicher Sicht kaum wieder rückgängig zu machen ist. Vertreter der Naturschutzbehörde haben sich das Gelände mal genau angeschaut. Und festgestellt, dass es absolut erhaltenswert ist. Naja, und so darf es jetzt auch bleiben. Vorausgesetzt, die direkt angrenzende Straße wird durch das stehende Wasser nicht beschädigt oder gar unterspült. Das sollen jetzt Gutachten aufzeigen. Und damit niemand in Gefahr gerät, sollen den Bereich vielleicht sogar bald zusätzliche Leitplanken schützen.

Viel Aufwand für die Libellen und den Biber, den andernorts keiner haben mag. Aber so läuft das eben im Naturschutz. Die Gemeinderäte konnten schmunzeln – und haben gut lachen. Schließlich geht sie das rein finanziell gar nichts an. Zahlen muss nämlich alles die Deutsche Bahn. Deren Verantwortliche werden sich jetzt denken: Hätten wir mal lieber ein bisschen gemäht. Und die Rohrbacher? Die können sich auf der Fahrt nach Ossenzhausen oder Waal daran erfreuen, wie naturnah hier doch alles belassen wurde. Auch wenn es ursprünglich halt ganz anders gedacht war.