Rockolding
"Nicht menschenwürdig"

Die Zelte in Rockolding sollen Containern weichen wann es so weit sein wird, bleibt unklar

04.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Rockolding (PK) Die Plätze im Sportheim haben kaum ausgereicht, um das Interesse der Rockoldinger an der Bürgerversammlung zu fassen. Sie alle wollten wissen, wie es mit den Flüchtlingen in ihrem Ort weitergeht.

Bürgermeister Martin Schmid (SPD) umriss vor den Bürgern noch einmal den Plan der Stadtverantwortlichen. Mit der Fertigstellung der Sozialwohnungen im Mühlweg, wo bis zu 60 Flüchtlinge untergebracht werden können, rechnet die Stadt im Mai. Schmid will mit Landrat Martin Wolf (CSU) verhandeln, dass mit dem Bezug des Gebäudes die Zahl der Asylbewerber in Rockolding reduziert wird. Um dieses Ziel zu unterstreichen und auch langfristig zu handeln, will die Stadt eine weitere Unterkunft bauen - oder zwei kleinere.

Bürgermeister Schmid betonte, dass es sich bei den Zelten um eine Notunterkunft handle und bezeichnete sie als "nicht menschenwürdig". Dennoch trat er auf die Bremse und sagte: "Aber ich kann euch nicht versprechen, dass die Zelte 2016 abgebaut werden." Das liege nicht in seiner Macht. Sein Ziel bleibt dennoch, die Zelte abzubauen und durch Container zu ersetzen - allerdings mit weniger Flüchtlingen.

Sprach's und zog sein Sakko aus. "Jetzt wird's mir warm." Schmid bestätigte auf Anfrage eines Bürgers, dass in Rockolding demnächst zusätzlich ein kleines Zelt aufgestellt werden soll. "Das ist keine Erweiterung", fügte er hinzu. Das Zelt dient als Unterrichtsraum für Deutschkurse, die bereits seit einiger Zeit dank des Helferkreises angelaufen sind. Die Stadt hatte zwar versucht im Gespräch mit den örtlichen Vereinen, Räume aufzutreiben. Die Verhandlungen sind allerdings gescheitert. Deswegen ein weiteres Zelt. Wer Interesse hat, sich zu engagieren, kann sich unter www.helferkreis-voh burg.de informieren.

Ein Bürger sagte, dass in Rockolding eine Wohnung für zwölf Flüchtlinge bereitgestellt worden sei und demnächst bezogen werden soll. Er sprach sich dafür aus, dort Familien unterzubringen und keine alleinstehenden jungen Männer. "Das haben wir nicht im Griff", antwortete Bürgermeister Schmid. Die Vermietung privaten Wohnraums laufe über das Landratsamt, erläuterte er am Abend. Nach einem Telefonat mit dem Landratsamt gestern, zeigte er sich im Gespräch mit unserer Zeitung zuversichtlich: "Man wird versuchen, dort eine Familie unterzubringen - immerhin liegt das Haus mitten in einem Wohngebiet." Das habe man ihm zugesichert.

Auch Verantwortliche des FC Rockolding meldeten sich zu Wort. Sie monierten, dass bei schönem Wetter manchmal bis zu 40 Flüchtlinge auf dem Sportplatz Fußball spielen und dadurch der Rasen in Mitleidenschaft gezogen werde. "Wird die Stadt für die Schäden aufkommen", lautete die Frage. Der Rathauschef dankte dem Verein für die Unterstützung und sagte, dass man den Klub sicher nicht hängen lassen werde.

Die gut einstündige Diskussion über das Thema Flüchtlinge blieb weitgehend fair und sachlich. Lediglich einmal wurde es polemisch, als behauptet wurde, dass die Flüchtlinge nur deshalb in Rockolding seien, weil der Ortsteil keinen Stadtrat habe. Und der Mann schob nach, dass angesichts des anhaltenden Zustroms die Zwei-Prozent-Quote nicht zu halten sein werde und man die Flüchtlinge nach Berlin zur Kanzlerin schicken solle. "Ich bin optimistisch", antwortete der Rathauschef sachlich und erläuterte in diesem Zusammenhang noch einmal seine Position. Dazu gehört auch, dass er unter allen Umständen vermeiden will, dass Turnhallen - wie in Gaimersheim oder Schwaig - beschlagnahmt werden müssen.

Dabei ging es bei der Bürgerversammlung nicht nur um Asylbewerber. Eine Stunde lang hat Schmid einen Rechenschaftsbericht abgelegt und dabei auch über Rockolding einiges gesagt. So zum Beispiel, dass der größte Ortsteil nun mit 1026 Einwohnern die 1000er Marke geknackt hat. Auch sieht Schmid noch Bedarf für weitere Bauplätze. Es sei noch nichts in trockenen Tüchern, aber "wir sind dran". Außerdem setzt die Stadt alles daran, die Hochwasserfreilegung für das Gewerbegebiet voranzutreiben. "Aber das hakt noch", sagte Schmid.

Unbefriedigend ist nach Aussage einiger Bürger auch die Geruchsbelästigung durch den Kanal. Da Rockolding an Ernsgaden angeschlossen ist, ist hier die Nachbargemeinde zuständig. Für die betroffenen Anwohner stellte das keine befriedigende Antwort dar. Schmid betonte die gute Beziehung zu seinem Amtskollegen Karl Huber in Ernsgaden und sicherte zu, das Thema anzusprechen.