Pfaffenhofen
Rekordsumme an Finanzhilfen ausbezahlt

Familien in Not zieht Bilanz - Enorm steigende Mieten bringen immer mehr Menschen in Bedrängnis

25.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:30 Uhr
Die Vereinsführung von Familien in Not mit dem 1. Vorsitzenden Willy Hailer (3. von links), seinen Stellvertretern Hermann Heubeck (4. von links) und Michael Baldeweg (rechts), Schatzmeisterin Kathi Schwertler (3. von rechts), dem neuen Schriftführer Robert Schmidl (4. von rechts), Rechnungsprüfer Walter Reisinger (2. von links), Vereinssekretärin Jutta Schmidl (2. von rechts) und dem evangelischen Pfarrer George Spanos (links), der als neues Mitglied in den Verein aufgenommen wurde. −Foto: Foto: Witte

Pfaffenhofen (wha) 193158 Euro hat der Verein Familien in Not im vergangenen Geschäftsjahr an Finanzhilfen ausbezahlt. Eine Rekordsumme, wie der 1. Vorsitzende Willy Hailer bei der Jahresversammlung im evangelischen Gemeindezentrum mitteilte.

Neben 120 Familien und Einzelpersonen, die in akuten Notlagen mit Zuschüssen und zinslosen Darlehen unterstützt wurden, konnte der Verein aufgrund dank weiter gestiegener Spendeneinnahmen auch soziale Projekte anderer karitativer Organisationen mit rund 60000 Euro unterstützen, so Hailer.

Wie schon in den vergangenen Jahren kamen auch 2017/18 die meisten Hilfsanträge von Familien, die um Unterstützung bei den Kosten zum Wohnen nachsuchten. Insgesamt 54 (Vorjahr 47) Zuschüsse und zinslose Darlehen wurden vom Verein ausbezahlt, um zum Beispiel Mietrückstände, Strom- oder Heizkosten zu begleichen. In 13 Fällen half der Verein bei der Beschaffung von Möbeln und Haushaltsgeräten oder bei Renovierungsmaßnahmen. 14 mal wurden Umzugskosten und Kautionen übernommen. Hailer: "In einigen Fällen mit hohen Miet- oder Nebenkosten-Rückständen konnten wir Räumungsklagen abwenden und Familien vor der drohenden Obdachlosigkeit bewahren".

Die Preisentwicklung auf dem Wohnungsmarkt sei für viele junge Familien aber auch älteren Menschen mit geringem Einkommen besorgniserregend. "Viele können sich die enorm gestiegenen Mieten im Landkreis kaum noch leisten und die Chancen, eine freie Sozialwohnung zu bekommen, sind sehr gering", so Hailer. Allein beim Landratsamt stünden über 300 Bewerber auf der Warteliste für eine Wohnung der Oberbayerischen Heimstätte.

Prekär sei die Lage auch für Empfänger von Arbeitslosengeld 2 (Hartz IV) und Grundsicherung, deren Kosten für die Wohnung eigentlich vom Jobcenter übernommen werden. Hailer: "Das gilt nur bis zu bestimmten Höchstgrenzen, die aber deutlich unter den marktüblichen Preisen bei Neuvermietungen liegen. "Deshalb müssen viele Bezieher von Sozialleistungen den vom Jobcenter nicht erstatteten Teil der Wohnkosten aus dem persönlichen Regelsatz aufstocken, der eigentlich für Ernährung, Bekleidung und sonstigen Lebensunterhalt bestimmt wäre."

In finanzielle Bedrängnis geraten Menschen mit geringem Einkommen oftmals auch durch steigende Ausgaben für Gesundheit und medizinische Hilfsmittel, zum Beispiel Brillen, Zahnarztbehandlungen, Aufwendungen für Kuren und andere Therapien oder auch für Bestattungskosten. In 29 Fällen (Vorjahr 22) wurde vom Verein geholfen.

Neben den Einzelfallhilfen konnte der Verein im Geschäftsjahr 2017/18 auch andere karitative Organisationen bei sozialen Projekten für hilfsbedürftige Menschen im Landkreis Pfaffenhofen mit der Rekordsumme von 61600 Euro (Vorjahr 15000) unterstützen. Größter Posten war ein Zuschuss von 30000 Euro zur Beschäftigung einer zusätzlichen Teilzeitkraft bei der Caritas Schuldnerberatung in den Jahren 2017 und 2018. Hailer: "Damit konnten die Wartezeiten für einen Beratungstermin deutlich verringert werden, was insbesondere auch unseren Klienten zugute kommt".

Außerdem unterstützte Familien in Not den Verein Hilfe für das behinderten Kind bei der Restfinanzierung eines neuen Kleinbusses, die Pfaffenhofener Tafel, den Verein Leben retten, die Obdachlosenhilfe des Vereins SKM Pfaffenhofen und die Kleiderkammer Pfaffenhofen.

Möglich wurde die deutliche Steigerung der Finanzhilfen laut Hailer aufgrund der Tatsache, dass die Vorweihnachts-Spendenaktion 2017/18 des Pfaffenhofener Kurier schon zum vierten Mal in Folge mit einem Rekordergebnis abschließen konnte. 133877 Euro wurden vom 1. November 2017 bis zum 31. Januar 2018 auf die Pfaffenhofener Spendenkonten eingezahlt. Dazu kamen im neuen Geschäftsjahr Ende Februar 2018 weitere 2655 Euro aus dem zentralen Sammelkonto des DONAUKURIER in Ingolstadt, sodass sich das Gesamtergebnis der PK-Vorweihnachtsaktion 2017/18 auf 136532 Euro erhöhte - rund 20000 Euro mehr als das Rekordergebnis 2016/17. Hailer bedankte sich für diese Unterstützung, ebenso dankte er den vielen privaten Spendern, Vereinen, Kulturveranstaltern, Geschäftsleuten, Firmen- und Behördenbelegschaften, die sich für Familien in Not engagiert haben.

Wie Schatzmeisterin Kathi Schwertler erläuterte, erhielt der Verein im abgelaufenen Geschäftsjahr neben den Vorweihnachtsspenden noch weitere Zuwendungen in Höhe von 50856,77 Euro, zum Beispiel anlässlich von runden Geburtstagen, Firmenjubiläen oder anderen Anlässen. In den ersten beiden Monaten seit Beginn des neuen Geschäftsjahres am 1. Februar 2018 habe der Verein rund 36000 Euro an Finanzhilfen ausbezahlt.

Den Rechnungsprüfungsbericht legte Kreiskämmerer Walter Reisinger vor. Alle Einnahmen und Ausgaben seien ordnungsgemäß belegt, die Buchführung biete keinerlei Anlass zur Beanstandung. Dem Vorstand, der Schatzmeisterin, der Vereinssekretärin Jutta Schmidl und allen Mitgliedern des Vereins Familien in Not gebühre für die geleistete Arbeit volles Lob. Reisinger: "Man könnte auch sagen, eine Eins mit Stern". Dem Antrag auf Entlastung des Vorstandes folgten die Mitglieder einstimmig.