Reichertshofen
Haarige Hotelgäste

Clara auf Firmenbesuch – diesmal in einer tierischen Pension in Reichertshofen

12.10.2012 | Stand 03.12.2020, 0:58 Uhr

 

Reichertshofen (PK) Clara stutzt, als sie das Hundehotel betritt, und blickt sich verwundert um. Was war das denn für ein seltsames Geräusch? Ganz leise hört man ein Schnarchen aus der Ecke. Was haben die denn hier versteckt? „Hier schläft unser Opa-Hund Jacko auf der Couch“, sagt Claras Begleiterin für den Tag, Manuela Klemz. Und tatsächlich liegt ganz faul auf dem Sofa ein etwas betagter Hund, der vor sich hin döst. „Er hat gerne seine Ruhe, und deshalb lassen wir ihn hier schlafen.“

Claras neuster Einsatz für unsere Zeitung führt die Nachwuchsreporterin in das Hundehotel von Manuela Klemz in Reichertshofen. Was dort für die kleinen und großen Hunde geboten wird, nimmt Clara genau unter die Lupe. Für Rentnerhunde scheint ja schon mal bestens gesorgt zu sein.

Rezeption, Hotelzimmer, in denen die Hunde auch mal etwas zur Ruhe kommen können, und eine Außenterrasse fürs Sonnenbad. Bislang scheint alles so vorhanden, wie in einem Hotel für Menschen. Zehn bis zwölf Hunde können schon mal in dem Haus in Reichertshofen übernachten. „Aber nur, wenn es nicht zu viele neue Gäste sind“, sagt Hoteldirektorin Klemz.

Auf die Idee, ein Hundehotel zu eröffnen, kam Klemz durch ihren eigenen Hund. Als Angestellte in ihrem früheren Beruf brauchte sie damals immer jemanden, der auf ihren Vierbeiner aufpasste: „Ich habe einen Hundesitter gesucht und festgestellt, dass es ganz schön schwierig ist, etwas passendes zu finden.“

Im Hundehotel gibt es ganz unterschiedliche Gäste. Zum einen kommen Hunde, deren Besitzer arbeiten und tagsüber eine Betreuung für ihre Tiere benötigen. So wie der schlafende Opa-Hund Jacko. Zum anderen kommen Übernachtungsgäste, etwa von älteren Menschen, die vielleicht ins Krankenhaus müssen, oder auch von jüngeren Leuten, die in den Urlaub fahren. „Der am weitesten entfernt wohnende Hund, der regelmäßig zu uns kommt, stammt aus Karlsruhe“, sagt Klemz.

Heute Nachmittag steht im Hundehotel ein kleines Fitnessprogramm auf dem Terminplan. Das Zwergdackel-Mädchen Marla übt zum Beispiel zu springen. Auf gut fünf Zentimeter liegt die Messlatte. Man will ja nicht gleich übertreiben am Anfang. Marla nimmt Anlauf und hüpft mit ihren kleinen Pfoten über die Stange. Mit einem Jahr gehört Marla noch zu den jüngeren Gästen – und als Dackel sowieso zu den kleineren Hunden. „Sie hat aber ein riesengroßes Selbstbewusstsein“, sagt Klemz. „Marla fühlt sich selbst mindestens so groß wie eine Dogge.“

Richtige Hunde-Diven, die eine Extrawurst haben wollen, gibt es auch unter den Gästen im Hundehotel. Für solche Hunde buchen ihre Herrchen dann Zusatzleistungen. „Die Besitzer gönnen ihnen zum Beispiel, dass wir das Futter selbst kochen“, sagt Hotelchefin Klemz. „Dann gibt es etwa Nudeln mit kleinen Mörchen und Rindergehacktem.“ Manchmal steht haarklein auf zwei Zetteln, was für den Hund zu tun ist. „Die Arbeit mit den Hunden ist wunderbar“, sagt sie. „Die Arbeit mit den Besitzern kann aber manchmal anstrengend sein.“

Sonderwünsche sind aber nur ein Punkt, von dem sich das Hundehotel von der Unterbringung vieler Tierheime oder Tierpensionen unterscheidet. In Reichertshofen setzt man auf eine Gruppenhaltung der Hunde. „Normalerweise werden die Tiere leider einzeln untergebracht, weil das einfacher ist“, sagt Klemz. Dass sich die Hunde im Hotel so gut miteinander verstehen, liegt an der Vorauswahl der Direktorin. „Wenn ein Hund kommt, der ein Grantler ist und andere beißen würde, dann nehme ich den auch nicht auf.“ Als nächstes am Fitnessnachmittag folgt das Tauchprogramm für die Nichtschwimmerhunde. Wie soll das denn bitte auf einer grünen Wiese gehen? Clara wundert sich. Als dann die Hotelchefin mit einer Wasserschüssel, einer kleinen Plastikwanne und dem Nichtschwimmer-Hund, einem Beagle, kommt, besteht Klärungsbedarf: „Die Hunde werden Schritt für Schritt an Wasser herangeführt.“ Deshalb komme erst eine kleine Trockenübung, damit sich der Hund an das Wasser und ans Luftanhalten gewöhnen kann.

Zunächst wirft die Hundehoteldirektorin ein Leckerli in die noch trockene Wanne. Der Beagle freut sich und frisst es auf. Danach kippt sie etwas Wasser in die Wanne und wirft ein neues Leckerli hinein. Der Beagle frisst und bekommt langsam das Gefühl von Wasser an der Schnauze. Manuela Klemz wiederholt den Vorgang. Immer höher steigt dabei der Wasserpegel, solange bis der Hund beim Fressen mit seiner Nase ganz untertaucht: Lektion erfolgreich, der Beagle kann jetzt die Luft anhalten.

Für die schönheitsbewussten Hunde, wie die Malteser-Dame Lilly, wären solche Wasserplanschereien heute Nachmittag wohl nichts. Die Frisur sitzt perfekt, und das soll auch so bleiben. Lilly joggt lieber mit Clara eine Runde über den Hindernisparcours, springt leichtfüßig durch einen alten Autoreifen. Einmal im Monat kommt eine Hundeheilpraktikerin und auf Wunsch ein Physiotherapeut, der mit dem Hund Massagen macht. „Wir selbst bieten noch an, mit den Hunden Fahrrad zu fahren“, sagt Klemz. Viele Besitzer würden sich das besonders bei großen Hunden nicht trauen.

Ganz neugierig schaut Mops Wurschtl bei den Turn- und Tauchübungen von der Seite zu und schnauft wie eine Dampflok. So viel Sport! Für ihn wär das ja nichts. Er ist ja jetzt schon im Stehen ganz außer Atem. „Das ist aber ganz normal bei den Möpsen“, sagt Hundekennerin Klemz. Die Kurzatmigkeit komme von der Züchtung der Hunde.

Wurschtl schaut also lieber von außen den anderen beim Sport zu. Mitmachen muss der Mops nicht. Wurschtl ist ja schließlich zum Urlaub hier im Hundehotel.