Reichertshofen
Kaisergarde in Ronnweg

Künstler Hermann Hollweck formt aus Stahlplatten einen außergewöhnlichen Prätorianer-Kopf

28.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:13 Uhr

Foto: DK

Reichertshofen (PK) Er macht, was ihm gefällt. Pläne für seine Kunstwerke existieren nur in seinem Kopf. Und wenn die Stahlskulpturen im Regen stehen und rosten, ist es ihm sogar recht. Hermann Hollweck aus Ronnweg kreiert große und schwere Kunst. Derzeit ist es ein mächtiger Prätorianer-Kopf.

Hollweck kam spät zur Kunst: "1998 habe ich angefangen zu experimentieren", erzählt der 71-Jährige. "2000 ist dann die erste Skulptur entstanden." Gedacht hatte Hollweck an "ein, zwei kleine Skulpturen für meinen Garten". Im Leben vor der Kunst arbeitete Hollweck, der eine Ausbildung zum Schlosser absolviert hat, zehn Jahre als Werkzeugmacher bei Audi, dann als Gastronom in Ingolstadt. "Als meine Mutter ein Pflegefall wurde und ich jeden Tag bei ihr in Ronnweg war und viel Zeit zum Nachdenken hatte, kam ich auf die Idee mit der Kunst." Der Metallbildhauer, der beim Erzählen viel schmunzelt und die Ruhe in Person zu sein scheint, blickt zurück: "Ja, ich saß dann hier und habe nach draußen geschaut. Und ich wollte etwas arbeiten."

Heute sitzt Hollweck nur da und blickt nach draußen, wenn es regnet. "Dann arbeite ich nicht." Aber sonst werkt er an fast jedem Tag. "Acht Stunden sind es mindestens, am Samstag arbeite ich auch einen halben Tag." Nur am Mittwoch sind es meist weniger als acht Stunden: "Da bin ich immer auf dem Ingolstädter Wochenmarkt", verrät Hollweck. Plaudern mit Freunden, ab und zu gibt es auch eine Weißwurst oder zwei.

Der 71-Jährige hat Spaß an seiner Arbeit. Aber auch die Betrachter haben Freude. Und das bereitet ihm sichtlich Freude: "Ich wundere mich immer, dass die Menschen so begeistert sind von meinen Skulpturen."

Der Prätorianer-Kopf kam Hollweck in den Sinn, als Astrid Rundler, die Tourismuschefin aus Bad Gögging, vor drei Jahren bei ihm wegen einer Skulptur für den Kurort angefragt hatte. "Passt doch gut zu Bad Gögging, so ein Prätorianer", sagt Hollweck, der glaubt, dass er sich inzwischen über Prätorianer besser auskennt als Spezialisten dieser römischen Kaisergarde.

"Sein" Kopf wiegt, wenn er in gut vier Wochen fertig und in Bad Gögging aufgestellt ist, alles in allem rund zwei Tonnen. Mit Sockel misst er knapp drei Meter. Übersehen wird ihn niemand, stehlen wohl auch nicht. "Drei Jahre habe ich dann an ihm gearbeitet", rechnet der Künstler seine Zeit zusammen. Ein Seitenteil des Helmes, den er sich im Kopf "ausgemalt" hat, wiegt schon knapp zwei Zentner. Insgesamt hat Hollweck rund 20 Stahlplatten verarbeitet, jeweils vier Millimeter stark und zwei mal einen Meter groß. Der Sockel kommt auf 260 Kilogramm. Dieser wird in Bad Gögging im Boden verankert, darauf dann der Prätorianer befestigt. Die Seitenteile des Helms stehen, wenn der Kopf nicht fotografiert wird, noch in der Werkstatt, einem Schuppen neben dem Haus. Bei der "Anprobe" hängt Hollweck die Teile locker an den Kopf, gibt aber auch zu: "Ich habe schon oft Muskelkater." Darum kommt auch immer wieder eine Sackkarre zum Einsatz.

Rund vier Wochen wird es tagsüber also noch laut in der Feldstraße. "Gut, dass vorne der Cousin und hinten der Bruder wohnt", lächelt Hollweck. "Andere würden den Lärm nicht so wegstecken." Schon seine Mutter hatte immer wieder gefragt, sagt Hollweck, was er denn da schon wieder schleife und flexe. Hollweck hat zwar mehrere Kurse belegt, um sich künstlerisch weiterzubilden, vor allem in punkto Zeichnen. Trotzdem existieren keine Zeichnungen von seinen Werken. "Ich habe die Formen alle im Kopf, da kann sie mir keiner abschauen." Das Alleinstellungsmerkmal ist ihm viel wert: "Ich wollte immer etwas schaffen, das viel Arbeit macht. Da wagt sich dann so schnell keiner dran."

So wird in Ronnweg fleißig geflext, geschweißt und gebogen. Und weil das Kunstwerk im Laufe der Zeit schwer geworden ist, hat Hollweck sogar einen kleinen Kran konstruiert. Flaschenzug inklusive. So lässt sich der Prätorianer auf jeden Fall schmerzfrei umheben.

Wenn der kaiserliche Gardist eines Tages dann in Bad Gögging steht, wird es Hollweck aber nicht langweilig. "Ich habe schon mehrere Ideen", verrät er, ohne diese preiszugeben. Die Motivation, Neues zu schaffen, wird so schnell nicht nachlassen, weiß Hollweck: "Wenn ich in einem Museum eine Skulptur sehe, verspüre ich sofort die Lust, aktiv zu werden." Aber nicht, um die Kunstwerke dann zu verkaufen. "Ich bin künstlerisch aktiv, weil mir diese Arbeit viel Spaß macht." So stehen viele der Kunstwerke in seinem Garten oder als Leihgaben bei Ausstellungen.