Reichertshausen
Zoff unter Bürgermeistern

Heinrich kritisiert Pfaffenhofener Vorgehen zum Rettungswagen

13.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:13 Uhr

Reichertshausen (hsg) Die Stationierung der Rettungswagen im Landkreis sorgt für einen Clinch zwischen den Bürgermeistern Reinhard Heinrich und Thomas Herker. Über diesen Zwist informierte Heinrich nun seine Reichertshausener Gemeinderäte.

Auslöser war die jüngste Bürgermeisterdienstbesprechung im Landratsamt, in der Heinrich laut Herker die Vermutung geäußert hatte, "in Pfaffenhofen scheine Alzheimer ausgebrochen zu sein". Laut Heinrich hätte die Stadt Pfaffenhofen "vor zwei Jahren der Verlagerung des Rettungswagens aus Pfaffenhofen in das Umland zur besseren Abdeckung einiger Südgemeinden, damit im Prinzip der jetzt im Raum stehenden Verlagerung nach Scheyern, zugestimmt". "Die Stadt Pfaffenhofen stellt fest, dies entspricht nicht den Tatsachen!", schreibt Herker in seiner Rundmail an sämtliche Landkreisbürgermeister und an die beteiligten Behörden. In seinem Schreiben betont Herker, dass sich die Stadt "anlässlich der Stationierungsdebatte um den vierten Rettungswagen für die Belange auch der Südgemeinden eingesetzt hat" und führt einige diesbezügliche Aktivitäten auf. "Generell haben wir als Stadt Pfaffenhofen stets die Meinung vertreten, dass der vierte Rettungswagen in Pfaffenhofen oder südlich davon positioniert werden sollte, wobei anzufügen ist, dass es auch nachvollziehbare Argumente für den Standort Rohrbach gab. Eine Stationierung in Rohrbach mit Verlagerung des bestehenden Rettungswagens aus Pfaffenhofen erschien und erscheint uns dagegen in keiner Weise nachvollziehbar und wurde zu keinem Zeitpunkt mitgetragen", so Herker. Der wirft Heinrich "eine sehr selektive und im Nachgang verfälschte Wahrnehmung" vor und erwartet "eine Entschuldigung ohne weitere Ausflüchte".

Heinrich dagegen bezieht sich in seiner Antwort auf eine diesbezügliche Zusammenkunft am 15. September 2016. Dabei habe sich aufgrund eines Experten-Gutachtens herausgestellt, dass es im Landkreis zwei unterversorgte "weiße Bereiche" gebe, in denen die gesetzliche Hilfsfrist von zwölf Minuten nicht eingehalten werden kann. Der neue, vierte Rettungswagen soll daher laut Gutachter den weißen Bereich Rohrbach/Wolnzach sowie das nördliche Stadtgebiet Pfaffenhofen abdecken. Der dadurch entlastete dritte Rettungswagen soll sich neben dem südlichen Bereich der Stadt Pfaffenhofen auch verstärkt um den südlichen Landkreis kümmern. Der beinhaltet die weißen Flecken im Raum Gerolsbach, Jetzendorf sowie die Reichertshausener Ortsteile Steinkirchen, Haunstetten Langwaid, Gründholm Bärnhausen und andere mehr. Die sollten von Euernbach aus versorgt werden, wo der dritte Rettungswagen temporär geplant war.

Nach dem Erprobungsjahr des vierten Rettungswagens in Rohrbach und der zeitweisen Auslagerung des dritten Rettungswagens nach Euernbach soll entschieden werden, ob sich der Standort Rohrbach für den vierten Rettungswagen bewährt, ein fünfter Rettungswagen zwingend beantragt werden muss und ob die temporäre Auslagerung nach Euernbach die gewünschten Ergebnisse hinsichtlich akzeptabler Hilfsfristen erbringt. Zu diesem auf ein Jahr beschränkten Probelauf hätten sich "18 von 19 Landkreisgemeinden solidarisch bereit erklärt", so Heinrich in seiner Antwort, lediglich die Stadt Pfaffenhofen habe ihre Zustimmung verweigert.

Anstelle von Euernbach soll aber nun der dritte Rettungswagen temporär in Scheyern stationiert werden, was die Rettungsfrist nach Pfaffenhofen zwar von bisher sechs bis acht Minuten um laut Heinrich "ein bis zwei Minuten" erhöhe, aber für die südlichen "weißen Flecken" eine Verbesserung der bisherigen schlechten Situation darstelle. Trotzdem sei die Rettungsfrist von zwölf Minuten nicht überall gewährleistet, weil die Rettungsleitstelle in Ingolstadt, je nach telefonischer Vorwahlnummer, nur über einen Umweg erreicht werden kann.

Alle Zahlen und Fakten seien "für uns sehr wichtig, um nach dem Erprobungsjahr noch gezielter und nachhaltiger einen fünften Rettungswagen fordern zu können", betont Heinrich am Ende seines Schreibens.

Wenn sich die Stadt "nun erneut nicht solidarisch zeigt", würde es ihn freuen, "wenn sie sich wenigstens an das Vereinbarte erinnert", so Heinrich und verweist auf alle anderen Bürgermeister, die das "gleich, welcher Parteizugehörigkeit, auch können".