Reichertshausen
"Wasser stopp" statt "Wasser marsch"

Reichertshausens Feuerwehren stellen Konzept für Hochwasserschutz vor

14.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:13 Uhr

Reichertshausen (PK) Weil die Gemeinde Reichertshausen in den nächsten Jahren nicht mit Fördergeldern für den Hochwasserschutz rechnen kann, hatte sich Bürgermeister Reinhard Heinrich (CSU) an die Feuerwehren gewandt. Diese erarbeiteten ein Konzept zum Hochwasserschutz.

Mindestens noch 20 Jahre wird es dauern, bis Reichertshausen in den Genuss staatlicher Maßnahmen gegen Hochwasser kommt. Das hatte das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt im März 2017 zur Enttäuschung betroffener Anlieger bekannt gegeben. Und das sind keine beruhigenden Aussichten, denn viele haben noch die Bilder aus dem Juni 2013 vor Augen, als große Flächen des Ilmtales und manche Straßen und Häuser im Ortskern von Reichertshausen vom Hochwasser überflutet waren. Nach Ansicht etlicher Klima-Experten werden die Unwetter in Deutschland im Laufe der nächsten Jahre deutlich zunehmen. Davon betroffen werden könnten einzelne Anwesen im Ilmtal, im Kirchenweg, in der Schloss-Straße, im Sonnenweg sowie in Lausham an der Reichertshausener Straße.

Einfach mit den Schultern zucken und das als gegeben hinnehmen, sei nicht besonders hilfreich, meinte Bürgermeister Reinhard Heinrich. Deshalb hatte er sich mit der Bitte um Hilfestellung an die Freiwilligen Feuerwehren gewandt. Dabei hatte er den Einsatz der eigenen Pumpen im Auge - eventuell verstärkt durch die ungleich größeren Pumpen des Landkreises, die 50 000 Liter pro Minute fördern können, die aber nicht annähernd ein Überschwemmungsproblem lösen könnten, so die Meinung der Fachleute.

Federführend und in Zusammenarbeit mit allen Kommandanten der fünf gemeindlichen Freiwilligen Feuerwehren hatten sich der Erste Kommandant Josef Haun junior sowie der Zweite Kommandant Martin Profendiner Gedanken darüber gemacht, wie man bis zum Rückgang des Wasserstandes das Schlimmste verhindern könne. Die Beiden präsentierten den Gemeinderäten ihre bis ins Detail ausgearbeiteten Vorschläge. Darunter 1000 fertig gefüllte Sandsäcke für Erstmaßnahmen, Sand für weitere 3000 Säcke, Euro-Paletten zu deren Transport und andere, durchaus erfüllbare Forderungen. Auf der Wunschliste stand auch ein Doppelachshänger mit Kippfunktion mit Kosten in Höhe von rund 7000 Euro, um dessen Notwendigkeit einige Diskussion entstand. Als Basisstation wurde die Laumer-Halle bestimmt, die sich hinter der Grüngut-Sammelstelle am Recyclinghof befindet. Die Gesamtleitung liegt im Notfall in der Hand der genannten Kommandanten, deren Leitstelle sich im Feuerwehrhaus befindet. Denen unterstellt ist dann auch der gemeindliche Bauhof sowie der Bürgerbus zum Transport von Helfern oder Verpflegung und andere, viele kleine Details mehr, die im Notfall gebraucht werden würden.

Für den Ernstfall schlug Klaus König (CSU) eine Übung vor, um per Simulation die ganzen Abläufe, die Logistik und die Kommunikation untereinander einmal zu erproben. Überhaupt ergaben sich im Rahmen der Diskussion eine Menge Detailfragen bis hin zur besten Methode zum Befüllen von Sandsäcken oder deren Entladen von Fahrzeugen, das per Kippen am schnellsten geht - daher der Hänger mit Kippfunktion, so die Feuerwehrleute.

Franz Lechner (UWG), früher selber als Feuerwehrkommandant aktiv, wusste aus Erfahrung über das zusätzliche Engagement vieler Bürger zu berichten, die sich mit Fahrzeugen und technischem Gerät zur Verfügung stellten und nicht bis ins Detail vorher einzuplanen waren. Josef Haun wies darauf hin, dass sich die vorgestellten Maßnahmen auf die Erstversorgung konzentrieren, das weitere Vorgehen sei situationsabhängig.

Einig war sich der gesamte Gemeinderat darüber, dass das Engagement der Freiwilligen Feuerwehren äußerst begrüßenswert sei, was das Gremium auch durch Applaus verdeutlichte. Konrad Mayer (SPD) lehnte die Investition für den Kippanhänger ab, da gäbe es andere Möglichkeiten, ansonsten aber sei das Konzept "super".

Nachfolgend solle laut Bürgermeister Heinrich das Konzept Schritt für Schritt verfeinert, und die technischen Möglichkeiten überprüft werden, auch hinsichtlich der Erfordernis eines Kippanhängers. Dieser Vorgehensweise folgten die Räte letzten Endes dann einstimmig.