Reichertshausen
"Darf kein Fass ohne Boden werden"

Vorgaben zur Kohlmühlbrücke bedeuten für Reichertshausener Gemeinde wohl hohe Kosten

20.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Die Kohlmühlbrücke bei Paindorf bekommt keine Freigabe vom Tüv mehr. Ein Neubau allerdings könnte schwierig werden. - Foto: Straßer

Reichertshausen (PK) Inzwischen liegen die Schätzungen weit jenseits der 300 000 Euro: Wie Bürgermeister Reinhard Heinrich (CSU) am Donnerstagabend erklärte, bereiten Vorgaben des Wasserwirtschaftsamtes Probleme bei der Brücke an der Kohlmühle.

Der Tüv Südbayern hatte die Brücke untersucht und festgestellt, dass das kleine Bauwerk stark mitgenommen ist. "Die Fundamentpfeiler könnten bersten", erklärte Heinrich. Die Gemeinde müsste daher wohl eine neue Brücke bauen, momentan können nur Pkw über die Kohlmühlbrücke bei Paindorf fahren. Damit die Gemeinde allerdings Zuschüsse bekommen kann, brauche es eine baufachliche Stellungnahme und letzten Endes auch eine hydraulische Berechnung: Zum Pegel der Ilm kämen dann noch 75 Zentimeter Freiraummaß dazu. Für diese Untersuchung sind etwa 10 000 Euro fällig.

"Wenn wir die Brücke nicht so, wie sie jetzt ist, ersetzen können, weil wir die 75 Zentimeter nicht einhalten, dann müssen wir sie spannen", erklärte Heinrich. Die Brücke würde dazu eben einen Buckel bekommen - was wiederum vor allem für die Landwirte problematisch wäre, die über die Brücke fahren. "Dann müssten wir noch Rampen bauen", erklärte Heinrich. Dadurch aber könnte wohl ein direkter Anlieger dann nicht mehr auf seinen Hof abbiegen und bei einem anderen Grundstücksbesitzer wäre womöglich die Wiese unter Wasser gesetzt. "Wir wissen nicht, ob die Brücke gespannt werden muss - aber die 75 Zentimeter müssen sein", erklärte Heinrich. Auch Bauamtsleiter Manfred Thurner bestätigte: "Das Wasserwirtschaftsamt geht von diesem Freiraummaß nicht weg."

Eine Alternative wäre - vor allem, wenn die Gemeinde den nötigen Grund für die Rampen zur Brücke nicht bekommt - eine Furt: Statt die Ilm zu überqueren könnte man das Wasser dann an dieser Stelle durchqueren, sobald die Brücke abgerissen ist. "Die Landwirte könnten dann durch", sagte Heinrich. "Aber für Pkw wäre es nicht mehr nutzbar." Georg Kistler (UWG) merkte hier an: "Auch für eine Furt braucht man einen Anlauf - und der Anlieger kommt dann wieder nicht in sein Grundstück."

Elisabeth Stocker (CSU) wollte eine Kombination der beiden Varianten: "Können wir die Brücke für Pkw stehen lassen und dazu eine Furt für die Landwirte bauen" Das allerdings vereinte Heinrich. "Wir können die Brücke so nicht lassen, wir bekommen keine Freigabe vom Tüv. Dass die Brücke jetzt offen ist, das ist auf Eigenrisiko der Gemeinde."

Lorenz Dick (UWG) versuchte, die Vorgaben des Wasserwirtschaftsamts zu entschärfen. "Wenn die Ilm steigt, dann läuft das Wasser ja schon vorher auf die Wiese, bevor es bei der Brücke ist", erklärte er mit Blick auf das geforderte Freiraummaß. "Kann man das den Leuten vom Wasserwirtschaftsamt nicht klarmachen" Bauamtsleiter Thurner sagte, dass er genau dieses Argument den Fachleuten bereits erläutert habe. "Wir müssen da hart bleiben", forderte Dick.

Auch wenn die Gemeinde nun noch auf die Ergebnisse der Untersuchungen warten muss: "Langsam läuft die Geschichte aus dem Ruder", sagte Bürgermeister Heinrich. "Wir stehen zu den Landwirten, das habe ich letztes Jahr schon gesagt. Wenn es geht, werden wir hier eine Lösung umsetzen." Doch der Rathauschef fügte an: "Es kann allerdings kein Fass ohne Boden werden."