Reichertshausen
Solidarität trotz Armut

Kardinal Philippe Ouédraogo spricht in Pfaffenhofen über sein Heimatland Burkina Faso

22.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr
Kardinal Philippe Ouédraogo (von links) feierte zusammenen mit den Pfarrern Joachim Kunz und Hans Schmidt den Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche. −Foto: Engl

Pfaffenhofen (eec) Trotz Armut ein großer Zusammenhalt - davon hat Kardinal Philippe Ouédraogo aus Burkina Faso berichtet, als er am Freitagabend in der Stadtpfarrei Pfaffenhofen zu Gast war. In der Stadtpfarrkirche Pfaffenhofen feierte Pfarrer Joachim Kunz gemeinsam mit Ruhestandspfarrer Hans Schmidt und Kardinal Philippe zunächst den Abendgottesdienst. Der Kardinal trug dabei in französischer Sprache Fürbitten vor und erteilte den Gläubigen seinen Segen.

 

Der Gast aus weiter Ferne kam, weil die Organisation Missio derzeit unter dem Leitspruch "glauben.leben.geben" und der aktuellen Botschaft "Du führst mich hinaus ins Weite, Gott" aktiv in Bayern ist. Noch dazu war gestern der Tag der Weltmission. Ein großer Förderer von Missio war vor vielen Jahren der bayerische König Ludwig I, heute ist das Missionswerk international mit über 1000 Projekten in 54 Länden tätig. In über 170 Veranstaltungen sind derzeit sieben Personen vom Bischof bis zur Ordensschwester für Missio in den bayerischen Diözesen unterwegs.

Im Anschluss an den Gottesdienst mit Quédraogo folgten etwa 40 Gläubige der Einladung ins Pfarrheim. Dort hielt der Kardinal einen Vortrag, den Reina Statz und Michael Krischer, der Leiter der Weltmissions-Kampagne, übersetzten.

Das relativ kleinen und sehr arme afrikanische Land Burkina Faso heißt übersetzt in etwa "Land der aufrechten Menschen". Der Staat befindet sich in der Nähe der Elfenbeinküste oder auch dem hochgefährlichen Mali, wo derzeit deutsche Bundeswehrsoldaten ihren Dienst leisten. Die dortige Bevölkerung ist geprägt von Armut und Wassermangel, doch trotz einer großen ethnischen Vielfalt und unterschiedlichen Religionen - etwa 60 Prozent sind Muslime - gebe es ein weitgehend friedliches Miteinander, so der Kardinal. Erschreckend zu hören war für die Gäste, dass das durchschnittliche Lebensalter nur bei 55 Jahren und das Durchschnittsalter der Gesamtbevölkerung bei 17 Jahren liegt. Kardinal Philippe, auch für Rom für innerkirchliche Dialoge tätig, leistete schon vor Jahren wichtige Beiträge zum friedlichen Zusammenleben zur Zeit des Militärputsches im Jahr 2015. Ein Großteil der religiösen und sozialen Arbeit wird von Katecheten geleistet, Priester gibt es relativ wenige und so haben diese immer eine große Anzahl von Gläubigen zu betreuen. Die Regel ist die Erwachsenentaufe, darauf muss man sich bis zu vier Jahre vorbereiten, die Taufzeremonien werden zu Ostern durchgeführt. "Manchmal werden bis zu 6000 Personen gleichzeitig getauft", so der Kardinal. Oft schließen sich etwa 20 gläubige Familien zu sogenannten "christlichen Familien" zusammen und praktizieren an einem Tag der Woche ihren Glauben. Ein Leben ähnlich der "Urkirche" und geprägt von großer Solidarität gegenüber Armen und Kranken wird dort trotz großer Armut praktiziert. Die Besucher beteiligten sich sehr rege an der Diskussion.