Reichertshausen
Empörte Eltern

Kein neues Spielgerät im Kindergarten: FW, SPD und UWG stimmen CSU nieder

25.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:25 Uhr

Reichertshausen (PK) Kein zusätzliches Spielgerät für den Kindergarten: Das könnte zum Pyrrhussieg für die bunte Koalition aus UWG, FW und SPD im Reichertshausener Gemeinderat geworden sein, denn populär war die Entscheidung gegen die Interessen der Erzieherinnen und Eltern mit Sicherheit nicht.

Als sie den Sitzungssaal des Reichertshausener Rathauses am Donnerstagabend verließen, waren die meisten Mamas und Papas enttäuscht und empört, das Kindergartenpersonal frustriert. Da flossen anschließend auch Tränen über die Entscheidung einer Gemeinderatsmehrheit, die den Argumenten der Erzieher nicht folgen konnte oder wollte.

Über eine Stunde lang hatten Eltern und Mitarbeiter eine Debatte verfolgt, in der es im Wesentlichen um die Anschaffung eines multifunktionalen Spielgerätes ging, das im Zuge der Neugestaltung der Außenanlagen gewünscht worden war. Dieses war ursprünglich mit rund 18 000 Euro veranschlagt worden, was vielen Gemeinderäten in der letzten Sitzung als eine nicht notwendige Investition erschien (PK berichtete).

Die Befürworter erachteten das Gerät nun aber als pädagogisch so wertvoll, dass sie lieber an anderen Planungsdetails Abstriche vornahmen und Eigenleistungen anboten, sodass es letztlich um Kosten von 10 000 Euro ging – bei einer Investition, die, so hieß es, für mindestens ein Jahrzehnt und damit für eine Vielzahl von Kindern zu betrachten ist.

Reichertshausens Dritter Bürgermeister Benjamin Bertram-Pfister (SPD) war dagegen der Meinung, dass das Gerät „den verfügbaren Platz zur freien Bewegung zu sehr einschränkt“ und sprach sich deshalb eindeutig gegen die Anschaffung aus, ebenso wie Konrad Mayer (SPD), der bei Kindergärten „einen Trend zum freien Spielen“ vermutete. Diesen Trend solle man erst mal eruieren, so sein Vorschlag.

Er könne ihm sagen, wohin der Trend gehe, konterte CSU-Fraktionssprecher Klaus König, „nämlich zu immer mehr bewegungsarmen Kindern.“ Deshalb votiere er für das Spielgerät, weil es mit Kletternetzen, Hangelstangen und anderem mehr viel Bewegungsanreize biete.

Dies unterstrich auch die stellvertretende Kindergartenleiterin Doris Eulenbach: „Weil wir ab September vier Gruppen mit insgesamt bis zu 100 Kindern betreuen, brauchen wir ein zweites, vollwertiges Kletter- und Spielgerät, um allen Kindern die Chance zum Klettern und Hangeln bieten zu können.“ Unterstrichen wurden diese Argumente auch von Barbara Nowak in ihrer Funktion als Vorsitzende des Elternbeirats: „Wir wollen, dass bei den gesamten Kosten für Sanierungszwecke (rund 170 000 Euro, Anmerkung der Redaktion) auch die Kleinen etwas davon haben“, betonte die Mutter von zwei Kindern.

Da die Freiflächen des Reichertshausener Kindergartens zweigeteilt sind, verteilt sich die große Kinderschar entsprechend. Und die solle daher auch weitgehend gleiche Möglichkeiten vorfinden, was durch das zweite Spielgerät in der Westhälfte gewährleistet wäre. Wenn nächstes Jahr, wie vorgesehen, der Ostteil des Gartens saniert wird, sei der andere Teil im Falle einer Ablehnung ohne Spielgerät, ergänzte Doris Eulenbach.

Reichertshausens Gemeindechef Reinhard Heinrich (CSU) machte keinen Hehl aus seiner positiven Einstellung zur zusätzlichen Ausstattung mit dem umstrittenen Spielobjekt. Er betonte ausdrücklich, dass Erzieher, Elternbeirat und Elternschaft sich seit zwei Jahren aktiv und engagiert im Sinne der Kinder eingebracht und auch Eigenleistungen angeboten hätten, um für die Kleinen optimale Bedingungen zu schaffen. Das sei keine Spontanaktion mit unreflektierten Wünschen gewesen, sondern zusammen mit dem Fachpersonal wohlüberlegt. Das jetzt aufzuschieben, um auf Vorschlag von Konrad Mayer in weiteren zwei Jahren zu prüfen, wie sich der Sachverhalt dann darstelle, das sei „ein Schlag ins Gesicht, auch für das Personal“, so Heinrich wörtlich. „Wir haben jetzt die 100 Kinder und wir haben jetzt die Eltern, die sich dafür einbringen. Jetzt noch zwei Jahre prüfen geht gar nicht“, ergänzte Elisabeth Stocker (CSU).

Die anschließende Abstimmung spaltete den Gemeinderat in zwei Lager: Geschlossen für die Wünsche der Erzieher und Eltern stimmte die CSU, ebenso geschlossen dagegen stimmten FW, SPD und UWG. Bei dieser Sitzung entschuldigt fehlten mehr Gemeinderäte als sonst: Albert Schnell (CSU), Zweiter Bürgermeister Erwin Renauer, Georg Kistler und Franz Lechner (alle UWG).