Rachelsbach
Auf der nächsten Stufe

PK TRIFFT den Künstler Walter Heidenreich

09.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:58 Uhr

Foto: Detlef Fuhrmann

Rachelsbach (PK) In einer Reihe mit Künstlern wie Victor Vasarely, Ralf Kaspers oder Armin Müller-Stahl, der nicht nur ein großer Schauspieler, sondern auch ein ebensolcher bildender Künstler ist, zu stehen, das muss man erst einmal schaffen. Walter Heidenreich hat das geschafft.

Werke des Rachelsbacher Malers, Bildhauers und Designers werden neuerdings über die internationale Korff-Stiftung vertrieben, die aus den Kunsterlösen Kinderhilfsprojekte in aller Welt unterstützt und die auch Künstler wie Baselitz, Immendorff oder Lüpertz vertreibt.

Damit nähert sich Walter Heidenreich kurz nach seinem 70. Geburtstag mit Riesenschritten dem Malerolymp. Von ungefähr kommt das nicht, denn der Mann, der einst sein eigenes Anzeigenblatt begründet hatte - das "Bayerische Taferl" - malt schon sein Leben lang. Vor 30 Jahren wagte er sich mit einer ersten Ausstellung an die Öffentlichkeit. Da war er schon über Jahrzehnte Hobbymaler gewesen.

Immer wieder waren ihm ambitionierte Amateure und auch Profikünstler begegnet, glückliche Fügungen und Quellen der Inspiration.

Mit 50 machte er sich einen Namen mit Gemälden, die er selbst "Mikado-Bilder" nennt, weil er mit stäbchenähnlichen Formen spielt, während die konkrete Kunst in der Regel zunächst vom klassischen Quadrat ausgeht. Das hat vor ihm keiner gemacht. Diese Arbeiten spülten ihn direkt ins Museum für konkrete Kunst in Ingolstadt und verschafften ihm eine Bekanntheit, die er bis dahin noch nicht hatte.

"Die Mikado-Bilder haben in der konkreten Malerei etwas aufgebrochen", sagt Walter Heidenreich. Das wurde ihm auch von Kapazitäten wie Kunstprofessor Walter Gaudnek und Schriftsteller Eugen Gomringer bescheinigt. Gaudnek war es auch, der dafür sorgte, dass echte Heidenreichs inzwischen in einer Universität in Orlando (Florida) hängen. Auch in anderen Ländern ist Heidenreich vertreten.

Einen Namen hat er sich nicht nur mit Malerei gemacht. Der Rachelsbacher entwarf ein Champagnerglas und einen Aschenbecher für Ritzenhoff, und er gestaltete einige Modelle der binären Uhr The One. Auf ein Stuhlmodell hat Walter Heidenreich ein Patent. Das alles passierte nebenbei.

"Walter ist fast täglich in seinem Atelier", erzählt Hannelore Heidenreich. Sie ist nicht nur seine Gattin, strengste Kritikerin und Managerin, sie ist auch seine Muse. Sagt er selbst. "Sie ist die erste, die meine neuen Bilder sieht, und ich höre schon hin, wenn sie etwas sagt", berichtet Heidenreich und schmunzelt. Und er hat viel gemalt. "Ich schätze, dass ich mindestens 2000 Bilder gemacht habe", sagt er. Und sie sind aus seiner Sicht auch der Schlüssel zum Erfolg. "Dadurch ergibt sich eine Summe aus Erfahrungen, die mir inzwischen zugutekommt." Dabei gelinge auch heute nicht jedes Bild, manche werden übermalt. Aber viele gelingen.

Konkret malt Walter Heidenreich heute nicht mehr. "Das Bild muss liegen, weil sonst die Farbe verläuft", sagt er. Der körperlichen Anstrengung setzt sich Heidenreich nicht mehr so gerne aus. Zurzeit ist eh abstraktes Arbeiten angesagt, mit einer geheimen Technik, die er nicht verrät. Sie beschert ihm eben immense Resonanz.

Arbeitseifer, Durchhalten, Begabung - das ist das eine. "Manchmal hilft auch eine Prise Glück", sagt Heidenreich. Der Geschäftsführer der Stiftung, Marian von Korff, war zufällig auf einer Heidenreich-Ausstellung, ein paar Monate später kam es zu einem weiteren Kontakt. Vor 30 Jahren die erste eigene Ausstellung, vor 20 Jahren der Durchbruch in der modernen Kunst, jetzt ist er bei einem Galeristen. Diese Geschichte ist noch lange nicht zu Ende.