Pfarrer Eder: "Offen auf die Flüchtlinge zugehen"

Gut besuchte Infoveranstaltung zur geplanten Container-Wohnanlage für Asylbewerber – 20 Jetzendorfer tragen sich in Helferliste ein

03.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:21 Uhr

Auf großes Interesse bei den Jetzendorfern stieß die Infoveranstaltung zur zukünftigen Unterbringung von Asylbewerbern im Gemeindegebiet. Viele Besucher erklärten sich spontan bereit, bei den Bemühungen zur Integration der Flüchtlinge mitzuhelfen - Fotos: Ostermair

Jetzendorf (ost) Die Infoveranstaltung der Gemeinde Jetzendorf zum Thema „Flüchtlinge“ hat die Erwartungen von Bürgermeister Manfred Betzin und den Verantwortlichen im Landkreis deutlich übertroffen. 70 Bürger ließen sich im voll besetzten Postwirt-Saal über die Aufnahme der 20 für Jetzendorf vorgesehenen Asylbewerber informieren, 20 Gemeindebürger trugen sich spontan in eine Helferliste ein.

Bei der Infoveranstaltung zugegen war auch Landrat Martin Wolf (CSU). Wie dieser mitteilte, könne Jetzendorf davon ausgehen, dass die 20 Männer mittleren Alters ohne Familien ab dem 1. Juni in die noch nicht fertiggestellte Container-Wohnanlage hinter der Bauhofhalle an der Schulstraße einziehen werden. In den Augen des Landrats ist die Unterbringung in Wohncontainern „keine ideale Lösung“, aber was Besseres könne man derzeit nicht anbieten. „Wir haben im gesamten Landkreis 50 Häuser und Wohnungen bekommen, aber mehr geht zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Die Wohncontainer sind die zweitbeste Lösung, bevor auf Turnhallen zurückgegriffen werden müsste“, unterstrich Wolf. Aktuell sind im Landkreis 850 Asylbewerber untergebracht, Wolf geht angesichts der hohen Zahlen der Bewerber auf Bundesebene aber davon aus, dass der Landkreis bis zum Jahresende mindestens 1200 Flüchtlinge aufnehmen soll.

Sowohl dem Bürgermeister als auch dem Landrat ist es wichtig, dass die Ankömmlinge einen guten Start bekommen. Den Jetzendorfern werde dabei aber „keine sensationelle Leistung“ abverlangt. „Man sollte bedenken, dass die Menschen, die bei uns ankommen keine Arbeit haben und wir auf die Schnelle auch nicht für Arbeit sorgen können“, erklärt der Landrat und verwies darauf, dass ein Großteil der Ankömmlinge auch den bei uns herrschenden Arbeitsalltag nicht durchstehe. Dennoch seien diese Leute dankbar für die kleinste Handreichung. Die Jetzendorfer sollten sich auch „über andere Lebensgewohnheiten der Flüchtlinge nicht wundern“.

Bürgermeister Betzin hofft, dass es in der Gemeinde genügend Freiwillige gibt, die mithelfen, die Sprachbarrieren zu überwinden. „Die Asylbewerber bekommen Geld, mit dem sie sich selber versorgen müssen“, ließ Betzin wissen. Auch von den Vereinen am Ort erwartet sich der Gemeindechef Unterstützung im Umgang mit den Flüchtlingen.

„Wichtig ist, dass die Ehrenamtlichen regelmäßig vor Ort sind“, stellte Anna Kutzer-Meckl von der Netzwerkstelle Asyl des Landkreises fest. Die Erfahrung zeige, dass Unterstützung bei den Freizeit-Aktivitäten und bei der Mülltrennung notwendig wäre. „Auch Leute, die sich um Fahrräder kümmern, wären Gold wert.“ Die Sozialpädagogin Monika Steimer betreut bereits in mehreren Gemeinden Asylsuchende. Die Caritas, so erklärte sie, sei einmal pro Woche in den jeweiligen Unterkünften. Man sei aber schwer auf die Hilfe der Ehrenamtlichen angewiesen. Ziel müsse es sein, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Sehr oft würden die Asylbewerber das Gefühl der Entwurzelung erleben, denn auch das Asylverfahren sei sehr komplex. Pfarrer Konrad Eder bat die Jetzendorfer, mit gebotener Offenheit auf die Containerbewohner zuzugehen, „denn die wenigsten verlassen ihre Heimat freiwillig“. Bei Stimmungsmache gegen die Asylbewerber sei es wichtig, dagegenzuhalten.