Pfaffenhofen
Reizvoll und ausdrucksstark

Großartiges Memo-Konzert in der Pfaffenhofener Stadtpfarrkirche birgt Überraschungen

04.03.2013 | Stand 03.12.2020, 0:26 Uhr

Schöne Stimmen statt Kanzelpredigt: das Gesangsquartett bildete beim jüngsten Memo-Konzert einen stimmlichen Dialog mit dem eigentlichen Chor. - Foto: Steininger

Pfaffenhofen (PK) Wieder einmal hat Max Penger seinem Publikum bewiesen, dass er für Überraschungen innerhalb der Memo-Reihe immer gut ist.

So erlebte das Publikum in St. Johannes Baptist ein Posaunenquartett vom Feinsten und einen Choral auf vier Ebenen, so seltsam das auch klingen mag. Aber der Reihe nach: Mit dem festlichen Fanfaren-Rondeau von Mouret setzten die Fo(u)r Trombones von Beginn an ein Zeichen für anspruchsvolle Posaunenmusik aus der Feder acht verschiedener Komponisten. Es folgte ein buntes musikalisches Kaleidoskop, sowohl tonal als auch in den Tempi, von forte bis piano oder von „Adagietto sostenuto“, also ruhig, getragen bis „poco Allegro“, was gleichbedeutend ist mit „ein wenig fröhlich“. So erlebte man die Klangvielfalt und Ausdrucksfähigkeit der Posaune, die ihren Ursprung im Jahr 1450 erlebte.

Das war strahlendes „Blech“ im positivsten Sinne, gekonnt vorgetragen von Musikern, die in der Szene beileibe keine unbekannten sind: lokal gesehen natürlich Auwi Geyer, Leiter der Städtischen Musikschule, und sein Kollege Hans Bettinger sowie Gerd Fink und Erwin Gregg, die alle zusammen mit weltbekannten Größen der Musik ihr Können bewiesen haben. Und das war zu hören, Ton für Ton, ausdrucksvoll und anrührend, insbesondere bei Camille Saint-Saens’ „Adagio“ aus der dritten Sinfonie.

Das von Felix Mendelssohn Bartholdy für Posaunenquartett geschriebene „Maestoso“ bildete die musikalische Überleitung zum Choral „Herr Gott, dich loben wir“ des gleichen Komponisten. Das Stück entstand unter schwierigen Umständen, denn Mendelssohn, damals in einem nicht ganz „wasserdichten“ Vertragsverhältnis, musste für einen Festakt zum 1000-jährigen Bestehens des Deutschen Reiches eine Festmusik komponieren. Dafür blieben ihm ganze zwei Tage Zeit, die Komposition musste stilistisch der Zeit der Reformation, also rund 200 Jahre früher, entsprechen und durfte außerdem nur Posaunen als Blasinstrumente enthalten, so die Forderungen der Auftraggeber. Diese Einschränkungen waren so gar nicht im Sinne des Komponisten, aber dennoch schuf er ein großartiges Werk, was, so Max Penger an das Publikum in der gut gefüllten Stadtkirche, „Zeugnis ablegt für die Qualität der alten Meister“. Für die Qualität der Musiker und Sänger aber bürgten das Solistenquintett des Kammerorchesters St. Johannes und der doppelchörig besetzte Kammerchor A-cappella-nova. Doppelchörig deshalb, weil vier Sängerinnen und Sänger des Chores sich von der Predigtkanzel einen gesanglichen Dialog mit dem eigentlichen Chor lieferten, der kurz vor der ersten Bankreihe Aufstellung genommen hatte. Etwas nach hinten versetzt folgte das Kammerorchester und in der vierten Ebene ganz hinten unmittelbar vor dem Alter tönten die Posaunen wie das Fernorchester bei Strauss’ Alpensinfonie. So entstand ein ganz neues Klangerlebnis, reizvoll, eindrucksvoll, ausdrucksstark, das in dieser Form wohl eine Premiere in St. Johannes Baptist erlebte. Das ist klassische Musik in anderer Form als gewohnt, und es ist Penger zu danken, dass er den Mut hat, sich etwas Neues einfallen zu lassen und so das Interesse an der Memo-Reihe lebendig erhält.

Neu jedenfalls ist das Gastspiel des Münchner Frauenchors am Sonntag das die Memo-Reihe unterbricht, aber dem musikalischen Universalgenie Max Penger Gelegenheit gibt, sich zusammen mit Chor und Orgel auf dem Saxofon zu präsentieren. Man darf gespannt sein.