Pfaffenhofen
Guter Rat von alten Hasen

Die Aktivsenioren helfen Existenzgründern auf dem Weg zum eigenen Unternehmen – und das ehrenamtlich

14.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:49 Uhr

Josef Wilhelm von den Aktivsenioren hat Lilli Stabs geholfen, sich in Pfaffenhofen selbstständig zu machen. - Foto: oh

Pfaffenhofen (PK) Sie hatte das Pendeln satt und wollte ihr eigener Chef sein. Diesen Gedanken hegte Lilli Stabs, die seit vielen Jahren in München beschäftigt war, schon länger. Sie sehnte sich nach mehr Lebensqualität.

Ein eigenes Kosmetikstudio in Pfaffenhofen sollte es sein. Im Angebot: Dinge wie regulative Hautpflege, Elektroepilation und Sugaring, das Entfernen von Haaren mithilfe von Zuckerpaste. „Diese Geschäftsidee ist in München ein so durchschlagender Trend, dass es nur logisch für mich als Pfaffenhofenerin erschien, mir ein eigenes Geschäft aufzubauen.“

Aber was kommt auf einen zu, wie gehe ich vor, welche Risiken bürde ich mir auf? Wo doch bei so mancher unbedachten Existenzgründung der Zeitpunkt von der Eröffnung bis zur Pleite gar nicht so lang ist? Das waren Fragen, die sich Lilli Stabs stellte. „Ich wollte alles genau wissen, bevor ich ins kalte Wasser springe, denn ein Zurück in die frühere Firma war für mich kein Thema“, sagt sie. Geholfen haben ihr schließlich die Aktivsenioren, vermittelt wurde der Termin durch das Landratsamt. Sie wurde an den früheren Banker Josef Wilhelm verwiesen. „Er hat sich um alles gekümmert und uns eine gute Finanzierung verschafft“, sagt Stabs. Auch bei anderen Themen wie dem Versicherungsschutz und dem Businessplan sei Wilhelm behilflich gewesen. „Eigentlich lief alles über ihn, er vermittelte mir sogar örtliche Handwerker und den Steuerberater, denn mit meiner Eröffnung durfte nichts schiefgehen.“

Bei den Aktivsenioren haben sich vor 30 Jahren pensionierte Führungskräfte aus Wirtschaft, Handwerk, Handel bayernweit in einem gemeinnützigen Verein organisiert. Sie hatten ein Ziel: Weitgehend honorarfrei, unabhängig und ehrenamtlich Existenzgründern, Klein- und Mittelbetriebe ihre berufliche Erfahrung anzubieten. „Wer eine Firma gründen will, es in seinem Betrieb kriselt, eine Erweiterung oder Nachfolgeregelung ansteht oder er sich eine zweite Meinung zu einer strategischen Entscheidung von einem Erfahrenen einholen will, für die sind wir Ansprechpartner, mit einem Netzwerk von etwa 300 Aktiven können nahezu alle Aufgaben gelöst werden“, sagt Wilhelm. Viele Leute würden wegen des Vereinsnamens denken, die Aktivsenioren würden Senioren begleiten, Bibelabende gestalten und andere Kurse anbieten. „Mitnichten“, sagt Wilhelm.

Im Fall von Lilli Stabs machte sich Wilhelm zunächst auf die Suche nach einer passenden Immobilie. Fündig wurde er schließlich im Gewerbegebiet an der Raiffeisenstraße. Unter Einbindung örtlicher Handwerker wurde gemeinsam der Kosten-, Finanzierungs-, Liquiditäts- und Businessplan erstellt und dann ging’s zur Bank. „Davor hatte ich die meiste Angst“, schildert Stabs. Aber auch ohne größere Sicherheiten klappte es. Inzwischen hat Stabs bereits ihren zweiten Laden aufgemacht.