Pfaffenhofen
98 ISBN-Nummern sind noch frei

Gerhard Trautmannsberger aus Geisenhausen hat einen eigenen Verlag für junge Literaten gegründet

24.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:02 Uhr

Gerhard Trautmannsberger ist ein Nachwuchsautor aus Geisenhausen. Weil seinen Roman „Vergangenheitspartikel“ niemand verlegen wollte, hat er es jetzt selbst getan - Foto: Kraus

Pfaffenhofen (PK) Gerade noch rechtzeitig sind die beiden Bücherkartons per Post gekommen: Gerhard Trautmannsberger saß schon seit Stunden auf glühenden Kohlen. Kurz vor seiner ersten Autorenlesung ohne Buch dazustehen – unmöglich und gerade noch mal gut gegangen.

„So habe ich mich noch nie über die Post gefreut“, erinnert sich der Nachwuchsautor aus Geisenhausen. Das war im Juli. Heute sind die beiden Kartons mit seinem Debütroman „Vergangenheitspartikel“ bereits leer, die zweite Auflage kommt frisch aus dem Druck und liegt in den Buchläden.

Bis es so weit kam, musste Trautmannsberger einige Hindernisse überwinden. Ein Buch zu veröffentlichen, das ist als noch unbekannter Autor sehr schwer – fast unmöglich. „Ich habe verschiedene Literaturagenturen angeschrieben, alle hatten jedoch kein Interesse“, erzählt er. Eigentlich das Aus für jeden Nachwuchsautor. „Das war völlig frustrierend und ich habe die Geschichte ein halbes Jahr liegen lassen, weil ich dachte, das wird nichts mehr.“

Doch dann hat Trautmannsberger die Lösung: Will niemand sein Buch verlegen, dann macht er es halt selbst. Deshalb gründet er zusammen mit seinem Freund Dominik Neumayr einen eigenen Buchverlag: den bayerischen Poeten- und Belletristik-Verlag mit Sitz in Reichertshofen. „Dafür war gar nicht so viel nötig“, sagt Trautmannsberger. Nur eine Gewerbeanmeldung auf der Gemeinde und später noch ein paar ISBN-Nummern, damit Buchhändler die Veröffentlichungen des neuen Verlags bestellen können. „Diese Nummern waren dann richtig teuer, für 100 Stück über 200 Euro.“

Angefangen, an seinem Buch zu arbeiten, hat Trautmannsberger bereits vor seinem Lehramtsstudium in Eichstätt. „Das ist die erste fiktionale Geschichte, die ich geschrieben habe.“ „Vergangenheitspartikel“ dreht sich um die beiden ehemals besten Freunde Richard und Frank. Sie haben sich aus den Augen verloren, bis Richard plötzlich nach zwei Jahren vor Franks Türe steht. Warum? Das soll der Leser selbst herausfinden. „Ich habe versucht, einen sinnvollen Grund zu finden, warum er gekommen ist“, sagt Trautmannsberger. Humoristisch, dann mal wieder ernst und auch ein bisschen traurig sei „Vergangenheitspartikel“. „Ich beschreibe die Dinge so, wie ich sie wahrnehme.“ Ganze fünf Jahre dauert es, bis die Geschichte um Richard und Frank druckreif ist. Das Studium geht für Trautmannsberger vor: „Teilweise ist das Manuskript Monate auf meiner Festplatte rumgelegen und ich habe gar nichts daran getan.“ Seit diesem Sommer jedoch liegt Vergangenheitspartikel in den Buchläden der Region aus: 50 Exemplare in der ersten Auflage sowie ein E-Book im Internet. „Inzwischen haben wir noch mal 100 Exemplare nachdrucken lassen“, sagt der Autor.

Nach der Veröffentlichung seines Erstlingswerks und des E-Books hat der bayerische Poeten- und Belletristik-Verlag nun noch 98 ISBN-Nummern frei – genug, um auch anderen Nachwuchsautoren eine Chance zu geben, ihre Werke zu veröffentlichen. „Der Verlag ist natürlich noch recht klein, aber in jedem Fall lokal und dem Nachwuchs verbunden“, sagt Trautmannsberger. Autoren, denen es nahezu unmöglich ist einen Verlag zu finden, will er helfen. „Wir planen nicht nur unsere eigenen Texte zu veröffentlichen, sondern auch die anderer Nachwuchsschreiber.“

Inzwischen arbeitet Trautmannsberger bereits an seinem zweiten Buch: Er schreibt im Moment an einem Kriminalroman. „Im Kopf existiert das Handlungsgerüst schon; was in den einzelnen Szenen passiert, entwickelt sich dann erst beim Schreiben.“ Eins steht fest: Es wird dieses Mal ein historischer Krimi aus der Region um München. „Ich fühle mich einfach wohler, wenn ich eine Umwelt beschreibe, die mir vertraut ist.“

Ein bärbeißiger, verbitterter Ermittler wird im zweiten Werk ermitteln. „Er ist vom Typ Mensch eher so der schwierige urbayerische Mensch.“ Auf den ersten Blick also eher ein Heimatkrimi. Doch Trautmannsberger winkt ab: „Es lässt sich zwar, so meine Hoffnung, als solcher vermarkten, doch es steckt viel mehr dahinter.“