Pfaffenhofen
Zwischen Humor und Moral

Lustig und nachdenklich: Lorenz Kettner meldet sich mit einer Lesung zum Thema "Arm und Reich" zurück

19.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Lorenz Kettner (oben, rechts) und Christian Weigl gingen in der Lesung "Arm und Reich" auch weit "über die Grenzen der lebenswertesten Kleinstadt der Welt" hinaus. Die musikalische Gestaltung übernahm das Posaunenensemble der Städtischen Musikschule mit Daniel Reisner (unten, von links; Bassposaune), Maria Sailer (Bariton), Auwi Geyer (Posaune) und Fabian Kaindl (Bariton). - Fotos: Hammerl

Pfaffenhofen (PK) Mit einer unterhaltsamen Benefizlesung zum Thema "Arm und Reich" zugunsten des SKM (Katholischer Verein für soziale Dienste) hat sich Lorenz Kettner nach unfallbedingter längerer Pause eindrucksvoll zurückgemeldet. Als Überraschungsgast hatte er Christian Weigl aus München dazu geholt - nicht als Pfarrer, sondern weil die beiden schon seit 30 Jahren mit der Gruppe Lesezeichen gemeinsam unterwegs sind.

Je nach Stimmung der jeweiligen Textbeiträge brachte das Posaunenensemble um Auwi Geyer mit Maria Sailer, Fabian Kaindl und Daniel Reisner die passende Musik - von festlicher Einzugsmusik über Volksweisen und Gospel bis zu Cha-Cha-Cha und Wiegenlied. Und SKM-Vorsitzender Hans Prechter hatte am Ende 849 Euro für den SKM, der sich um Obdachlose in Pfaffenhofen kümmert, im Spendenkörbchen.

"Arm und Reich gab es schon immer und es wird auch so bleiben", lautete die Botschaft der Texte, die Kettner in Absprache mit Weigl ausgesucht und so zusammengestellt hatte, dass sich Humor und Ernst die Waage hielten. Beginnend mit Zitaten und Geschichten aus der Antike, auch Anleihen in der Bibel nehmend, arbeiteten sich die beiden bis in die Gegenwart vor. Schon König Midas, der sich von Bacchus, dem Gott des Weines, wünschte, alles, was er mit seinem Körper berühre, solle zu Gold werden, musste einst erkennen, dass Gold nicht satt macht und er zu verhungern droht, wenn Speisen und Getränke im Mund zu harten Klumpen werden.

Was ist überhaupt reich? Der Reeder Aristoteles Onassis definierte es so: "Ein reicher Mann ist oft nur ein armer Mann mit sehr viel Geld." Ein Vater antwortete auf die Frage seines kleinen Sohnes, ob 100 Mark viel Geld seien, ironisch: "Das kommt darauf an, ob Mama sie ausgibt, oder ich sie einnehme."

Einige Jahrhunderte später liest sich das schon ganz anders. Das 19. Jahrhundert, dem sich Kettner und Weigl im zweiten Teil der Lesung widmeten, gibt sich kämpferisch. Französische Revolution, Aufklärung, Sturm und Drang - der Kampf zwischen Arm und Reich hat begonnen. Goethe drückt sich deftig aus: "Ich bin reich, drum scheiß ich auf euch." Wilhelm Busch durfte natürlich auch nicht fehlen, ebenso wenig Heinrich Heines "Weltlauf" und die bittere Erkenntnis "Wer viel hat, bekommt noch mehr, wer wenig hat, dem wird es genommen und wer gar nichts hat, kann sich begraben lassen." Dem Humoristen Weiß Ferdl, Bertold Brecht und allen anderen Kritikern zum Trotz: Es änderte sich nichts an der Ausbeutung.

Und so leisteten sich Kettner und Weigl zu Beginn des dritten Teils einen lustigen Exkurs, der weit weg vom Thema, dafür auch nach Pfaffenhofen führte. Schüler-Stilblüten, kuriose Verschreiber aus der Tageszeitung und Stille Post bei der Bundeswehr, die am Ende des langen Dienstweges den Befehl des Obersts völlig verdreht bei den Soldaten ankommen lässt, lockerten die Stimmung - ehe Friedrich Schiller das letzte Wort zur Würde des Menschen hat: "Wenn ihr ihm zu essen und zu wohnen gibt, seine Blöße bedeckt, dann ergibt sich die Würde von allein."