Pfaffenhofen
Zweifel an Fassadenentscheidung

Kreisräte können sich mit der Farbgestaltung der künftigen Landratsamtsfassade nicht anfreunden

04.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Die pastelligen Ockertöne, in denen der Architekt die Stege zwischen den Fensterpaaren der künftigen Landratsamtsfassade halten will, greifen einen Farbton der Malereien am historischen Rentamt (rechts) auf. Die Entscheidung zu dieser Farbgestaltung ist aber erst einmal vertagt worden.

Pfaffenhofen (PK) Die Sanierungsarbeiten am Haupttrakt des Landratsamts laufen schon - aber wie genau die Fassade zum Hauptplatz hin am Ende aussehen soll, ist immer noch unklar. Strittig bleibt die Farbgebung. Und die zuständigen Kreisräte haben das Thema nun erst einmal vertagt.

Die Geschichte der Fassadendiskussion ist lang: 2009 gab es einen Architektenwettbewerb, 2013 eine Podiumsdiskussion, im vergangenen Sommer schließlich einen Bürgerdialog und lange politische Debatten. Inzwischen läuft schon die Baustelleneinrichtung für den letzten Abschnitt der Landratsamtsgeneralsanierung. Und während die Entkernung in den Obergeschossen des Haupttrakts bereits begonnen hat, steht eine endgültige Entscheidung zur künftigen Optik der Fassade immer noch aus. Auch in seiner jüngsten Sitzung hat sich der Bau- und Vergabeausschuss des Kreistags nicht festlegen wollen. Dabei ist schon seit vergangenem Sommer beschlossen, dass es keine Fassadenbegrünung gibt, sondern nur die schlichtere Putzvariante. Doch daran sind jetzt verspätete Zweifel laut geworden. Denn die Farbgebung ist damals nicht abschließend geklärt worden.

Jedenfalls hat Architekt Benjamin Hardt den Kreisräten am Mittwoch erstmals einen konkreten Vorschlag zur Farbgestaltung präsentiert (siehe Grafik): Der Putz soll im gleichen Weißton gestrichen werden wie die anderen Gebäudeteile. Von diesen soll auch der Bronzefarbton der Fensterprofile übernommen werden. Die Glaselemente im Eingangsbereich sind in gedecktem Gelb und Türkis geplant - in Anlehnung an die Fassadenmalereien des benachbarten historischen Rentamts. Und die schmalen Stege zwischen den paarweise angeordneten Fenstern der Hauptfassade würden in einem hellen Ockerton ausgeführt, der ebenfalls beim Rentamt zu finden ist. Außerdem soll der Putz zwischen den Fenstern mit waagrechten Strichen strukturiert werden. Planer und Kreisverwaltung waren mit diesem Entwurf eigentlich zufrieden. "Die zurückgenommenen Farbtöne sind die beste Variante", sagte etwa Kreiskämmerer Walter Reisinger in seiner Funktion als Bauherrenvertreter.

Doch bei den Kreisräten im Bau- und Vergabeausschuss fiel das Echo weit weniger positiv aus. Vor allem Dritter Landrat Josef Finkenzeller (FW) zeigte sich entsetzt über die geplante Farbegebung: "Weiß und Anthrazit wäre wesentlich eleganter", schimpfte er. "Hätte ich gewusst, dass es so wird, hätte ich damals gleich für die Fassadenbegrünung gestimmt."

Dieser Satz war natürlich Salz in die Wunden jener, die für eine Fassadenbegrünung gekämpft hatten. Denn der "Vertikale Garten" ist im vergangenen Juli denkbar knapp mit 7:8 Stimmen gescheitert. "Das wäre die eine Stimme gewesen", raunte da etwa der Pfaffenhofener Kreisrat Franz Schmuttermayr (CSU) über Finkenzellers Sinneswandel, wenngleich er damals selbst für die Putzlösung gestimmt hatte.

Nicht nur der Dritte Landrat war unglücklich mit dem Farbvorschlag. "Mir springt das Gelb zu sehr ins Auge", adressierte etwa Hans Prechter (CSU) an den Architekten. Das Thema zu vertagen riet die Grünen-Kreisrätin Kerstin Schnapp: "Über Geschmack kann man streiten", sagte sie. Aber da die Fassadengestaltung der "augenscheinlichste und emotionalste Aspekt" der Generalsanierung sei, sollte man auch bei der Farbgestaltung Varianten diskutieren können. Diesen Vorschlag griff Zweiter Landrat Anton Westner (CSU), der die Sitzung in Vertretung von Landrat Martin Wolf (CSU) leitete, dann auch auf: Lediglich die bronzefarbenen Fensterprofile wurden gleich beschlossen, damit diese angesichts der nahenden Bauarbeiten noch rechtzeitig bestellt werden können. Bei der Farbgestaltung der Mittelstege hingen wird die Entscheidung ans Ende der Bauarbeiten verschoben: Auf der fertigen Fassade sollen verschiedene Probefarbflächen gestrichen werden - und dann erst wollen sich die Kreisräte auf eine Stegfarbe festlegen. Gegen diesen Kompromiss stimmte nur Finkenzeller.

Die Farbgebung war nicht der einzige Streitpunkt. Denn es galt, den Auftrag für die Spenglerarbeiten für den Haupttrakt zu vergeben. Dabei wollen die Planer für Dachdeckung und Regenrinnen günstigeres Aluminiumblech verwenden - und nicht Kupfer, das beispielsweise bei den Gauben der anderen Gebäudeteile verbaut ist. "Es ist nicht gut, bei diesem Bauteil nun ein ganz anderes Material zu nehmen", kritisierte Schmuttermayr. Ähnlich sah es Prechter: "Kupfer schaut edel und gut aus." Westner ließ sich auf diese Diskussion aber gar nicht erst ein. "Ich habe die Bedenken zur Kenntnis genommen", sagte er knapp und ließ abstimmen: Mit drei Gegenstimmen wurden die Spenglerarbeiten an eine Aalener Firma vergeben, deren Angebot Aluminiumblech umfasst. Aber dieses könne ja beschichtet werden, sagte der Vizelandrat - und da sei auch kupferrot als Farbton denkbar.