Pfaffenhofen
Wortwitz und handverlesener Blödsinn

Lachsalven bei Michael Altinger und Alexander Liegl

25.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr

Als komödiantisches Duo wie aus einem Guss präsentierten sich Michael Altinger (links) und Alexander Liegl. - Foto: Steininger

Pfaffenhofen (hsg) War das Kabarett oder Comedy, Humor oder nur Klamauk? Wohl von allem etwas enthielt das Programm "Platzende Hirsche" auf der Intakt-Bühne, dessen Titel auch nach der Aufführung nicht verständlicher wird. Das Publikum aber scherte sich nicht darum.

Denn Sinnfragen stellt kein Mensch, der die beiden Protagonisten auf der Bühne erlebt hat. Die lieben oder zanken sich, befinden sich in ständigem Wettstreit um die besseren Pointen und buhlen um die Gunst des Publikums. Das applaudiert begeistert auf Alexander Liegls Drohung, der Altinger werde sich nackt ausziehen und ins Publikum stürzen. Prompt macht der Michael auch Anstalten dazu, aber es kommt dann doch nicht bis zum Äußersten. Dann aber streiten sie sich, wer über mehr Körperausdünstungen verfügt, das Tourauto werde dank Altinger zur "Kathedrale der Flatulenz" behauptet Liegl. Da werde er "ohnmächig aufgrund olfaktorischer Bedingungen". Einen roten Faden im Programm kann es nicht geben, denn schließlich ist es ein "Best of", "aus unseren besten Programmen die allerletzten Nummern", betont Altinger. "Völlig falsch, aus unseren bestletzten die erstbesten Nummern", korrigiert Liegl. Und der spielt in vielen Szenen den hochdeutsch parlierenden Konterpart zu der Mimik und den Grimassen, die Altinger, betont bairisch sprechend, immer parat hat. So wechseln die Szenen zwischen purem Nonsens, vordergründigem Klamauk, gekonnter Satire bis hin zu Verbalakrobatik, wenn der Michi von seiner "Mitburnlifeoutcrisis" spricht, einer Midlife-Crisis gekoppelt mit dem Burnout-Syndrom. Dazwischen greift er mal zur Gitarre und singt über beider Traumfrau "Isabella", die als fiktiver "running gag" immer wieder mal auftaucht. Die inspiriert den Alexander Liegl zu einem voller Zorn vorgetragenen "romantischen Liebesgedicht", ein klasse Soloauftritt des Kabarettisten. Den hat auch Altinger, als er sich über einen Schönheitschirurgen auslässt, der an seiner Familie "so herumschnippelt, dass man die Oma für eine zwanzigjährige Schnall'n mit am Hacklstecka" halten könnte. Aber auch als Duo ernten die beiden Lachsalven, als sie gemeinsam aus dem Krimi "Tote zählen keine Schafe" vorlesen, den Liegl förmlich deklamiert, während der Altinger vergeblich auf seinen Einsatz wartet, dafür aber, der Handlung entsprechend, schlechten Whisky ausspuckt.

Völlig absurd Liegls Märchenerzählung von einem König mit sieben Söhnen, von denen einer eine Prinzessin war. Da spielen Braunbären eine Rolle, eine Prinzengarde, ein Jäger, Zwerge, die ganze Welt der Märchen schlechthin, in die sich Liegl hoffnungslos verirrt - bevor die Mär in einem wahnwitzigen Wortstakkato endet. Schräge Texte dann beim gemeinsam vorgetragenen Rock-Song "Du warst schon immer fies zu mir", und völlig umgekehrte Verhältnisse dann in der Szene, als sie sich über ein lahmes Publikum auslassen: "Das haben wir ausgebuht, ausgepfiffen, denen haben wir das Eintrittsgeld gnadenlos zurückerstattet", behaupten die Kabarettisten. An der Frage, wie alt eigentlich ein Huhn wird, arbeitet sich Altinger in einem längeren Solo vergnüglich ab: Er persifliert eine ganze Bauernfamilie stimmlich und mimisch, ohne aber des Rätsels Lösung zu finden. So verbinden sich Situationskomik, Wortwitz, Sinnfreies, Derbes, handverlesener Blödsinn und Absurdes zu einem Konglomerat, das seinesgleichen sucht. Präsentiert von einem Duo, das sich bestens ergänzt und sich mit Tempo und Verve durch das Programm hangelt. Dabei fechten die Kabarettisten kaum mit dem Florett, sondern eher mit der Keule. Aber Spaß gemacht hat es trotzdem.