Pfaffenhofen
In der Warteschleife

Trotz gutem Verdienst keine Chance: Familie Yilmaz aus Pfaffenhofen frustriert der Wohnungsmarkt

29.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:25 Uhr

Das Leben in Pfaffenhofen gefällt ihnen: Emine und Köksal Yilmaz spielen mit ihren Kindern, dem achtjährigen Timur (links) und Alper (6) in deren Kinderzimmer. Eigentlich würden sie gern in ein Eigenheim ziehen. Das ist aber auf dem überhitzten Immobilienmarkt im Landkreis momentan für sie nicht drin, sagen die Eltern. - Foto: Brenner

Pfaffenhofen (PK) Eigentlich hätten sie längst in den eigenen vier Wänden wohnen wollen: Die vierköpfige Familie Yilmaz aus Pfaffenhofen lebt stattdessen in einer 93-Quadratmeter-Wohnung. Wie der überhitzte Wohnungsmarkt sich auf sie auswirkt, darum geht es im aktuellen Teil unserer Wohnungsserie.

Finanzielle Sicherheit war für die Familie Yilmaz immer schon wichtig. 2008 kam sie nach Bayern, weil Vater Köksal einen guten Job bekam, und zog 2012 aus demselben Grund nach Pfaffenhofen. Der Vater arbeitet heute als Ingenieur bei Audi in Ingolstadt, die Mutter Emine Yilmaz kümmert sich um die beiden Söhne Timur (8) und Alper (6), nebenbei arbeitet sie einige Stunden pro Woche in einer Rechtsanwaltskanzlei. Für die Familie war immer schon klar, wie ihr Leben aussehen sollte: Ein gutes Einkommen haben, Kinder bekommen und irgendwann in den eigenen vier Wänden leben, "nicht nur wegen der Kinder, sondern auch als Altersabsicherung für uns", sagt die Mutter. Denn im Alter könne man sich womöglich die Miete gar nicht mehr leisten, so Yilmaz.

Doch der dritte Teil des Plans geht im Landkreis Pfaffenhofen nicht auf. "Wir fühlen uns wie in der Warteschleife", sagt Yilmaz. Sie sucht seit Jahren nach einer Möglichkeit, die 93-Quadratmeterwohnung zu verlassen, die leider einen ungünstigen Schnitt für eine vierköpfige Familie habe. Das Kinderzimmer, das die beiden Buben sich teilen, ist nämlich sehr klein, während das Wohnzimmer sehr ausladend ist. "Die Kinder werden immer älter, da wäre ein zweites oder größeres Zimmer schon toll."

Doch die Suche war für Yilmaz bisher "frustrierend". Sie habe kein Haus unter 500 000 Euro auf dem Markt gesehen. Ihre Grenze liegt aber eigentlich bei 380 000 Euro. Bei den Grundstückspreisen und den hohen Baukosten ist der Familie das finanzielle Risiko zu hoch. "Jetzt könnten wir uns das Abbezahlen gerade so leisten, wenn wir in vielen Bereichen zurückstecken, aber was ist wenn die Zinsen ansteigen" Yilmaz weiß auch nicht, ob sie beispielsweise die Zahnzusatzversicherung kündigen will, nur um ein Eigenheim zu haben. Jetzt hat sich die Familie für das Einheimischenmodell in Pfaffenhofen angemeldet, "da stehen wir nun auf der Warteliste".

Die Bewegungslosigkeit ist für Yilmaz symptomatisch für den Immobilienmarkt im Landkreis. "Jetzt sitzen wir auf unserer Wohnung - und blockieren sie für andere." Kurzfristig würde die Familie nun gern in eine größere Wohnung ziehen, doch auch das gelang bisher nicht. "Natürlich wollen wir auch keine 1350 Euro kalt für eine 110-Quadratmeter-Wohnung zahlen", so Yilmaz. Diese Angebote gebe es nämlich tatsächlich öfter. Zwar könne sich ihre Familie das leisten, "aber dann müssten wir uns dermaßen einschränken - und könnten auch nichts mehr ansparen."

Angebote, die preislich passen, seien äußerst rar, zumal Yilmaz da ein Schema entdeckt hat. "Je weniger Infos in der Anzeige, desto mehr Überraschungen." Beispielsweise besichtigte sie mit ihrem Mann ein Haus aus den 60er Jahren, das vermietet werden sollte. "Verkaufen wollten die Eigentümer es nicht", so Yilmaz. "Die Fenster waren uralt und teils nicht zu öffnen, die Heizung rostig, überall hätte man renovieren müssen." Als der Makler sie dann in das pinke Badezimmer führte, beendete das Paar die Besichtigung vorzeitig. "Die Vermieter hatten ausrichten lassen, der Mieter dürfe selbst renovieren - Kosten könnten aber leider nicht übernommen werden." Diese "Friss oder Stirb"-Mentalität, so Yilmaz, gebe es auch bei einigen Maklern. Weil eben jede Wohnung auf jeden Fall weggehe, sei es für die Makler nicht mehr nötig, besonders engagiert zu sein. "Oft haben Makler, obwohl das so vereinbart war, nicht einmal zurückgerufen." Dazu komme noch, dass der Name Yilmaz auf die türkischen Wurzeln der Familie hinweise. "Oft bemerke ich, nachdem ich meinen Namen nenne, wie der Tonfall sich ändert. Dann weiß ich, dass ich keinen Rückruf bekommen werde."

Mittlerweile denkt die Familie auch darüber nach, doch noch einmal umzuziehen - irgendwohin, wo die Immobilienpreise noch nicht ganz so stark angezogen haben. Aber eigentlich wollen sie gern in Pfaffenhofen bleiben. "Die Kinder gehen hier zur Schule, wir haben viele Freunde gefunden, die Stadt ist lebendig." Doch das Kinderzimmer wird auch künftig nicht größer werden. Und das Gefühl, "in den Mietmarkt gedrängt zu werden", geht auch nicht vorüber. Yilmaz zieht eine düstere Bilanz: "Es ist momentan ziemlich aussichtslos."