Pfaffenhofen
"Wir sind ein Rädchen"

Die Zahlen sprechen für das KUS – doch Unternehmenschef Hofner warnt vor vorschnellen Auswertungen

25.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:37 Uhr

Ein eingespieltes Team: Johannes Hofner, Vorstandsvorsitzender des Kommunalunternehmens Strukturentwicklung (KUS), und Svenja Trzcinski haben auch dieses Jahr viel vor - Foto: Lodermeyer

Pfaffenhofen (PK) Inzwischen hat das Kommunalunternehmen Strukturentwicklung des Landkreises (KUS) das erste Jahr hinter sich. Johannes Hofner zieht zu den beiden Geschäftsfeldern – Wirtschaft sowie Freizeit, Erholung und Tourismus – eine positive Bilanz. Allerdings will der Vorstandsvorsitzende sich dabei nicht an Zahlen messen lassen.

 

Herr Hofner, wie ist die Arbeit im KUS angelaufen?

Johannes Hofner: Es war viel Arbeit, aber angenommen wurde es sehr gut. Vor allem von den Unternehmen: Sie haben ihre Anfragen bereits erhöht. Das ist kein Vergleich mehr zu dem, als die Wirtschaftsförderung vorher noch im Landratsamt war. Hätte es so einen Andrang damals schon gegeben, wäre das alles gar nicht zu schultern gewesen.

 

Sie ziehen also eine positive Bilanz. Woran messen Sie denn den Erfolg des KUS?

Hofner: Es ist immer ein Thema, wie man das messbar macht. Den Erfolg an den Gewerbesteuereinnahmen oder an Rankings festzumachen, das ist schwierig. Wenn ich einem Unternehmer bei etwas unterstütze, zahlt der in dem Jahr noch lange nicht mehr Gewerbesteuer. Es kann sogar sein, dass jemand wegen einer Investition zu uns kommt – und dann hat er deswegen erst einmal Abschreibungen und zahlt im Jahr darauf weniger Gewerbesteuer.

 

Aber zum Beispiel bei den Existenzgründungen könnte man die neuen Unternehmen doch einfach zählen?

Hofner: Wenn wir daran gemessen werden würden, wie viele Gründungen es im Landkreis gibt, dann wäre das Ziel, diese Zahl zu steigern. Und dann müsste ich jedem dieser Gründer sagen: „Und bitte mach jetzt diese Gewerbeanmeldung.“ Aber unser Ansatz ist, dass wir jedem eine neutrale Beratung geben. Wenn jemand zu uns kommt mit einem Konzept, das nicht tragfähig ist, mit dem er sich verrennt, müssen wir zu ihm sagen können, er soll noch einmal drüber nachdenken. Unser Ziel ist da eigentlich die Durchdringung, also wie viele der Existenzgründer von uns wissen. Hier gibt es auch Zahlen: Unser Landkreis läge im Durchschnitt, wenn wir 51 Leute beraten. Wir haben 64 mögliche Gründer beraten – da sind wir also überdurchschnittlich.

 

An anderen Zahlen messen Sie sich nicht?

Hofner: Wenn wir das wollten, könnten wir das machen. Wenn ich die Zahlen zu Halbjahresvergleich 2013/2014 anschaue, ist die Anzahl der Neugründungen, Ansiedelungen und Übernahmen bei ums um 8,4 Prozent gestiegen, bayernweit hat man einen Rückgang gehabt um 0,1 Prozent – also super. Hier könnte ich sagen: Das ist unser Verdienst. Aber das ist nicht ehrlich. Da wirken viele Faktoren, wir sind ein Rädchen.

 

Wie viele Unternehmen haben sich 2014 angesiedelt?

Hofner: Ein großes Unternehmen ist zum Beispiel Thimm in Bruckbach. Aber da ist der erste Kontakt schon vor mehr als fünf Jahren geknüpft worden, Bernd Huber vom Wirtschaftsbeirat war hier dran. Es gibt auch hier Zahlen vom statistischen Landesamt: Im ersten Halbjahr 2014 haben 102 Betriebe ihren Sitz von außerhalb in den Landkreis Pfaffenhofen verlagert. Aber da sind auch viele dabei, die beispielsweise Dienstleistungen anbieten und das von zu Hause aus machen – und eben umgezogen sind und im Landkreis wohnen. Wir zählen unsere Arbeit: Wir haben 151-mal etwas für Unternehmen getan, um bei einer Ansiedelung zu helfen.

 

Wieso hat man das KUS eigentlich ins Leben gerufen?

Hofner: Als ich 2012 als Wirtschaftsentwickler im Landratsamt angefangen habe, war das Ganze noch dort ein Sachbereich, genauso auch Freizeit, Erholung und Tourismus. Aber mir ist mit auf den Weg gegeben worden, dass man überlegt, wie man es anders strukturieren könnte. Wir sind jetzt als Kommunalunternehmen eine hundertprozentige Tochter vom Landkreis, die Kommunen sind beteiligt, da sie Kreisumlage an den Landkreis bezahlen.

 

Und der Chef ist der Landrat?

Hofner: Nein, der Chef bin ich (lacht). Das ist der Unterschied zu einem Sachbereich im Landratsamt. Da wäre es weiter so gewesen: Der Landrat ist der Chef und es gelten die Regularien der Behörde.

 

Welche Punkte wollen Sie Pläne in diesem Jahr umsetzen?

Hofner: Wir wollen beispielsweise die Kultur- und Kreativwirtschaft stärker einbinden. Die Branche schafft jedes Jahr 120 Millionen Euro Umsatz und ist von Seiten der Wirtschaftsförderung nie beachtet worden. Dabei ist das eine Wertschöpfung, die komplett hier im Landkreis stattfindet; nur wenig wird zugekauft. Das ist nicht wie bei einem Auto, das zwar 50 000 Euro wert ist, von dem aber die Lichtmaschine eingekauft wird und auch die Karosserie wo anders herkommt.

 

Das Interview führte

Claudia Lodermeyer.