Pfaffenhofen
Wenn's vom Windrad schneit

"Gegenwind" spricht von Eiswurf im Lustholz, die BEG hingegen nur von sich lösendem Raureif

09.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:40 Uhr

Auf dem geschotterten Areal um die Lustholz-Anlage hat Martin Ott Schneebrocken entdeckt, die vom Windrad fallen. Er spricht von Eiswurf, die BEG von sich lösendem Raureif. - Fotos: Martin Ott

Pfaffenhofen (pat) Raureif in den Ästen, etwas Schnee ist noch zu sehen - und kalt ist es auch, als Martin Ott zum Windrad im Lustholz spaziert. Mitten auf dem abgeholten Areal entdeckt er weiße Brocken. In seinen Augen ist damit der Nachweis erbracht, dass Eiswurf kein Hirngespinst ist, sondern Realität.

Für Andreas Herschmann, den Vorstand der Bürgerenergiegenossenschaft Pfaffenhofen (BEG), spricht Ott ein Problem an, das es im Grunde gar nicht gibt. Die gefundenen Brocken bestünden, wie BEG-Sprecher Markus Käser anmerkt, wohl nicht aus Eis, sondern vielmehr aus Raureif oder Schnee. Herschmann führt dazu aus, dass das Windrad im Lustholz über eine automatische Erkennung verfüge. "Es stoppt, sobald sich Raureif an den Rotoren bildet." Durch das Beheizen der Rotorblätter rutsche dann der Raureif - wie auf den von "Gegenwind" vorgelegten Bildern zu sehen - mit geringem Gewicht ab. "Das ist ähnlich wie bei Bäumen, Gebäuden oder Stromleitungen", fügt er an. "Eine Verletzungsgefahr besteht dadurch nicht."

Ott sieht das völlig anders. "Den Eiswurf habe ich am Nachmittag bei vier Grad minus, bei Windstille und einer Wolkenuntergrenze bei 140 Metern entdeckt", erzählt der Gegenwind-Aktivist. Die Nabe sei gerade noch sichtbar gewesen. Umso deutlicher hätten sich dafür auf der geschotterten Fläche weiße Streifen abgezeichnet. "Diese bestanden aus etwa 40 Zentimeter langen Eisformationen, deren Form unschwer den Negativabdruck des Profils des äußeren Rotorblatts erkennen ließ", sagt Ott.

Ähnlich sieht das Marion Sieber als weitere Gegenwind-Wortführerin. "Ich habe selbst schon mehrfach gesehen, dass sich das Windrad dreht, obwohl sich Eis an den Rotoren befindet", ergänzt sie und fügt an: "Wenn es sich dabei auch noch dreht, können die Brocken ewig weit fliegen." Zu Unfällen aufgrund herabfallender Eisbrocken ist es bislang nicht gekommen. Auch nicht in Kammerberg, wo sich ein baugleiches Windrad befindet, auf das sich Ott ebenfalls bezieht. Auch dort würden die Eisbrocken - oder auch Schneeformen, wie wohl ein besserer Ausdruck für die Funde wäre - immer wieder zu finden sein. "Die Bilder, die ich von dort kenne, ähneln meinen Funden sehr", meint Ott.

Marion Sieber fügt an, dass sie immer wieder Besucher sehen würde, die auch im Winter bei Schnee und Eis ohne Schutz zum Windrad wandern. "Die Familien mit Kindern, die im Lustholz immer noch eifrig spazieren gehen, sind völlig ungeschützt", sagt sie. Sieber würde sich wünschen, dass zumindest Hinweise rund ums Windrad angebracht werden, die auf die mögliche Gefahr durch den Eiswurf hinweisen. Das geschotterte Gelände sollte in ihren Augen besser abgesperrt oder mit Schutzvorkehrungen belegt werden. "Es muss doch nicht erst was passieren, ehe gehandelt wird", meint sie weiter.