Pfaffenhofen
Überraschend fair und sachlich

Aus fader Abwägung wird lebhafte Infoveranstaltung über den Windpark

29.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:15 Uhr

Noch steht es allein im Lustholz: Pfaffenhofens erstes Bürgerwindrad könnte schon bald Gesellschaft von drei weiteren Anlagen erhalten - wenn der Bürgerentscheid mit einem Ja endet. - Foto: Straßer

Pfaffenhofen (PK) Viele Infos, ein klares Bekenntnis des Bürgermeisters und fast schon eine Garantie, dass - wenn nicht im Förnbacher Forst, dann eben an anderer Stelle - rund um Pfaffenhofen mehrere Windräder gebaut werden, hielt der Infoabend am Mittwoch bereit.

Angesichts der hohen Intensität, mit der sich Befürworter und Gegner von Windrädern duellieren, hat es spürbar alle Beteiligten überrascht, wie offen und fair sich Vertreter beider Seiten begegneten. Im Festsaal steuerte eine Phalanx an Fachleuten die Infos bei. Es ging um die Abwägung der Stellungnahmen von Fachbehörden und Bürgern zum Windpark-Bebauungsplan. Auch der Bauausschuss hat die 50-seitige Sitzungsvorlage gestern nach kurzer Debatte mit 9:3 Stimmen abgesegnet. Nun folgt die erneute Auslegung. Und beim Bürgerentscheid am 23. Oktober können die Pfaffenhofener dann abstimmen, ob im Förnbacher Forst ein Windpark mit drei Anlagen errichtet werden soll. Sind sie dafür, fassen die Räte den Satzungsbeschluss für dieses "Sondergebiet Windpark". Sind sie dagegen, wird an dieser Stelle zumindest unter Bürgermeister Thomas Herker (SPD) auf Betreiben der Stadt kein Windrad errichtet. "Können Sie uns das versprechen", schallte dem Rathauschef aus den Reihen der Windparkgegner entgegen. "Da können Sie mich beim Wort nehmen - so wie ich immer alles ernst meine, was ich sage", versprach Herker.

Allerdings fügte der Bürgermeister eine weitere bemerkenswerte Aussage an. Er fühle sich der Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes verpflichtet. Dieses sehe den kompletten Umstieg auf erneuerbare Energien bei der Stromgewinnung vor, was Pfaffenhofen nur durch den Bau von Windrädern erreichen könne. Sollte das Vorhaben diesmal durch einen negativen Bürgerentscheid scheitern, sehe er keine andere Möglichkeit, als Windräder an anderer Stelle zu bauen. "Wir haben im Norden und im Westen geeignete Flächen", sagte Herker. Die Gegenden um Ehrenberg oder um Tegernbach kämen dafür infrage.

Abgesehen davon war es ein Abend für die Fachleute der Verwaltung. Stadtbaumeister Gerald Baumann, Stadtjurist Florian Erdle, Klimaschutzmanager André Adler, Alexandra Schönauer, die am Landratsamt für den Immissionsschutz zuständig ist, Sebastian Brandmayr von den Stadtwerken und Florian Zimmermann aus der städtischen Abteilung für Stadtentwicklung versuchten alle Fragen aus dem Publikum strikt am Baurecht orientiert zu beantworten. Unterstützt wurden sie dabei von Infraschall-Expertin Caroline Herr.

Die Abwägung wird eigentlich vom Bauausschuss vorgenommen - zwar in öffentlicher Sitzung, aber meist unbemerkt von den Bürgern. Um diesen Schritt transparent zu gestalten, schaltete die Verwaltung den Infoabend vor. Was zur Sprache kam, war allerdings auch nicht spannender als in einer gewöhnlichen Sitzung. "Es haben sicher nicht alle das zu hören bekommen, was sie hören wollten", lautete Herkers Fazit. "Aber es war für alle ein Informationsgewinn."

Franz Lisson von der Ilmmünsterer Bürgerinitiative befürchtete, dass ein Präzedenzfall geschaffen werde. Erdle verdeutlichte ihm aber, dass aus diesem Projekt kein Anspruch auf weitere Windradprojekte entstehe. Auch die landkreisweite Windkraftplanung musste verteidigt werden. "Sie ist ein Plus an Schutz, zusätzlich zu 10 H. Sie hebelt 10 H nicht aus", versicherte Manfred Miosga, der die Debatte moderierte. Längere Streitgespräche entstanden bei der Besprechung der Bürger-Einwendungen, die sich rund um Infraschall, Lärmschutz, Eiswurf, Schattenschlag, optische Bedrängung, die Auswirkungen des Windparks auf die Pferdehaltung und den Wertverlust bei Immobilien drehten. Interessant war die Antwort auf die Frage, weshalb aus anfänglich geplanten sieben Windrädern jetzt nur drei Standorte geworden sind. Weil nur diese drei Flächen zur Verfügung stünden. Die übrigen Grundstückseigner hätten abgesagt, lautete die Antwort.