Pfaffenhofen
Wieder zum Leben erweckt

Mitarbeitern des Pfaffenhofener Werkstattscafés gelingt Reparatur einer Kuckucksuhr aus Frankfurt

26.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:38 Uhr
Eine ganz besondere Kuckucksuhr haben die Helfer vom Werkstattcafé in Pfaffenhofen repariert. Da war viel Zeit und Fingerfertigkeit gefragt. −Foto: Spachinger

Pfaffenhofen (PK) Eine alte Kuckucksuhr mit einem stummen Kuckuck - solch ein Erinnerungsstück hat im Werkstattcafé Pfaffenhofen einen Retter gefunden. Für die Reparatur brauchte es viel Fingerspitzengefühl, und das haben die ehrenamtlichen Mitarbeiter zum Glück.

Jürgen Leuschner, Mitarbeiter vom Werkstattcafé in Pfaffenhofen, war zunächst etwas irritiert, als er den Anruf einer Frankfurterin entgegennahm. Es ging um eine alte Kuckucksuhr, die sie so gern repariert sehen würde. Doch in der Main-Metropole gab es laut der Frau weit und breit niemanden, der sich dieser Aufgabe gewachsen sah. "In Frankfurt haben uns die Uhrmacher abgewinkt, keiner wollte da ran", berichtete die Frankfurterin. "Wissen Sie, die Uhr ist ein Erbstück meines Vaters und mir lieb und teuer." Auf die Idee, in Pfaffenhofen nachzufragen, kam sie, weil sie im Internet einen Artikel unserer Zeitung über das Werkstattcafé gelesen hatte. Für die Frankfurterin hat die Uhr vor allem einen emotionalen Wert. Sie habe sie immer mit in ihr Häuschen in Norwegen genommen, sie erinnere sie an ihre Eltern. Leider fiel sie aus zwei Meter Höhe runter und war relativ zerstört. "Falls sie die Uhr nicht reparieren können, muss ich mich wohl schweren Herzens von ihr verabschieden", so die Frau aus Frankfurt.

Das kam für Leuschner natürlich nicht infrage. "Viele, die zu uns in das Werkstattcafé kommen, bringen recht alte Stücke mit, die schon länger kaputt sind." Die 18 ehrenamtlichen Mitarbeiter freue es immer besonders, wenn sie alte Erinnerungsstücke wieder zum Leben erwecken können.

Deshalb verabredete er mit seiner neuen Kundin, sie solle ihre Uhr gut verpackt zu ihm schicken. Ein paar Tage später öffnete der Tüftler ein großes Paket und hielt viele hölzerne Einzelteile und ein altes Pendelwerk in den Händen. "Ich fragte mich, woher man heutzutage noch Zeiger, Tonpfeifen und andere sehr spezielle Teile bekommen könnte", erzählt er. "Sorgen hat mir auch das mechanische Werk bereitet, es war nämlich zu meinem Erstaunen mit einem kleinen Motor ausgestattet, der das Aufziehen besorgte, ehe der Uhr die Federkraft ausging", so Leuschner. Bei einer so alten Uhr sei das eher die Seltenheit, das hätte keiner bei so einem alten Stück erwartet, erklärt ein Mitarbeiter. Eine weitere Besonderheit bei dieser Uhr sei noch, dass der völlig zerstörte Batteriebehälter eine 1,5 Volt Mono D-Batterie beherbergte, ein fast schon vergessenes Format. "Ich entdeckte diese schließlich bei einem Versandhändler, wobei mir der Preis von über 15 Euro abstrus erschien", so Leuschner. Aber nach Rücksprache mit den Eigentümern war schnell klar: "Was sind schon 15 Euro bei so viel Emotionsgehalt?"

Nach kurzem Improvisieren gelang es dann, das Uhrwerk zum Laufen zu bringen: "Mithilfe eines Netzteils lief das Uhrwerk wieder, auch wenn man anfangs auf das Pfeifen verzichten musste", erklärt Leuschner. "Tja, alte Sachen sind halt solider gebaut als die heutigen Versuche, den Kompromiss zwischen Profit, Nutzen und Umsatzzahlen zu finden", sagt der Experte. "Im Werkstattcafé Pfaffenhofen sieht man so etwas jeden zweiten Samstag und trifft auf Enttäuschungen, weil man ja vor Jahren doch wirklich viel Geld in so ein Schmuckstück investiert hat." Trotzdem können die Mitarbeiter auch in diesen Fällen oft helfen und zumindest eine Gnadenfrist einbauen. Rund 70 Prozent der Reparaturen können erfolgreich erledigt werden, so der Ehrenamtliche Manfred Spachinger.

Zurück zur Kuckucksuhr: Während der Wartezeit auf die Zeiger und Pfeifen und den Batteriebehälter bereitete Leuschner die defekten Holzteile so weit auf, um sie für den Zusammenbau zu nutzen. "Weißleim ist jetzt mein zweiter Vorname, denn er zwingt einen zum ruhigen, geduldigen Arbeiten mit entsprechenden Pausen, belohnt aber auch mit guter Härtung, stabilen Verbindungen und fast unsichtbaren Klebstellen", erklärt Leuschner. Nach einer gewissen Zeit kamen auch die bestellten Zubehörteile der Wanduhr. Zuallererst baute der Pensionär die Pfeifen ein und bog die Hebedrähte passend zurecht. Kurz nachdem die Pfeifen mit den Hebeldrähten verbunden waren, funktionierte die Uhr wieder. "Meine Frau kam in mein Arbeitszimmer, um nachzusehen, woher diese Laute kamen und freute sich mit mir, dass ich diese Uhr erfolgreich repariert habe", berichtet Leuschner. Der geschickte Tüftler verpackte die Uhr so wie er sie bekommen hatte, besonders geschützt und schickte sie auf den Weg nach Frankfurt. Dort freute sich Besitzerin sehr. "Ich bin sehr froh, dass ich der Kundin mit ihrer Uhr, die jetzt schon wieder in Norwegen ist, helfen konnten", sagt Leuschner.
 

Werkstattcafé

Das Werkstattcafé befindet sich im Mehrgenerationenhaus der Caritas Pfaffenhofen (Ambergerweg 3, beim Vermessungsamt), an festgelegten Samstagen jeweils ein oder zweimal im Monat. Seit Januar 2014 gibt es die besondere Einrichtung, in der bereits 18 Mitarbeiter ehrenamtlich ihre Hilfe anbieten. Dem Leiter des Werkstattcafés ist es sehr wichtig, dass nicht nur ältere, sondern auch jüngere Menschen von der Idee begeistert sind, Dinge zu reparieren. Aus diesem Grund hatte Manfred Spachinger die Idee, auf der Gartenschau im Sommer vergangenen Jahres, das Wissen vom Reparieren an Schüler weiterzugeben. Zwischen 14 und 18 Uhr ist das Werkstattcafé geöffnet. Die nächsten Termine finden am 14. und am 28. April und am 12.Mai statt.

Die Reparaturen im Werkstattcafé sind kostenfrei, das Team freut sich jedoch über Spenden. Jeder, der gerne tüftelt und sich ehrenamtlich engagieren möchte, ist im Café jederzeit herzlich willkommen.