Pfaffenhofen
"Wer Straßen baut, wird Verkehr ernten"

Bund Naturschutz spricht sich für Parkgebühren am Pfaffenhofener Bahnhof aus

10.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:13 Uhr

Mit dem Stadtbus zum Bahnhof: Laut Bund Naturschutz nutzen zu wenige Pfaffenhofener Pendler den öffentlichen Nahverkehr. Die Ortsvorsitzende Christine Janicher-Buska würde deshalb Parkgebühren begrüßen – und sie nimmt auch die Bürgermeister der Umlandgemeinden in die Pflicht - Foto: Wurm

Pfaffenhofen (PK) In die Diskussion um die Parkplatzproblematik am Pfaffenhofener Bahnhof hat sich nun auch der Bund Naturschutz (BN) eingeschaltet: Er fordert Mitfahrzentralen in den Umlandgemeinden, würde aber auch die umstrittene Einführung von Parkgebühren begrüßen.

Die Pfaffenhofener BN-Ortsvorsitzende Christine Janicher-Buska wünscht sich vor dem Hintergrund des Parkplatzproblems Nachbesserungen beim Stadtbussystem, damit sich mehr Bürger gegen das Privatauto und für den öffentlichen Nahverkehr entscheiden. „Es werden immer noch rund 50 Prozent der Parkplätze am Bahnhofsgelände von den Pfaffenhofener Bürgern belegt“, mahnt die BN-Chefin an. Diese Wortmeldung kommt nicht zufällig Mitte Januar: Am kommenden Dienstag tagt nicht öffentlich der Arbeitskreis Stadtbus, der mit Vertretern von Stadtrat und Verwaltung besetzt ist. In diesem Gremium werden die Ergebnisse der Zufriedenheitsumfrage unter den Fahrgästen behandelt. Darauf aufbauend sollen auch Vorschläge besprochen werden, wie man die Attraktivität des Stadtbusses aufwerten könnte – etwa bei der Linien- oder Tarifgestaltung.

Die BN-Vorsitzende Janicher-Buska sieht aber auch bei den auswärtigen Pendlern Handlungsbedarf: „Die Umlandgemeinden weisen Bauland aus, das in der Regel um einiges günstiger ist als in der Stadt Pfaffenhofen mit ihrer sehr guten Infrastruktur, und wollen dann an dieser partizipieren“, so ihre Kritik. „Die Bürgermeister kümmern sich in aller Regel aber nicht darum, wie ihre Bürger zum Bahnhof, zum Freibad oder zum Einkaufen kommen – und sie fördern damit den sehr umweltbelastenden Individualverkehr.“ Die Pendler der Umlandgemeinden sollten sich laut der BN-Vorsitzenden deshalb mit ihren Bürgermeistern zusammensetzen und eine Mitfahrzentrale mit Organisation in jedem Rathaus einfordern: „Wenn in jedem Pkw nicht nur ein Pendler zum Bahnhof käme, sondern mehrere, dann würden die vorhandenen Parkplätze auch reichen.“

Das Thema der besseren Anbindung ist nicht neu. Die Kreisstadt hatte schon im Zuge der Fahrplanumstellung angedacht, die umliegenden Kommunen Hohenwart, Hettenshausen, Scheyern und Schweitenkirchen ins Stadtbusnetz einzubinden. „Wir haben versucht, diese Gemeinden mit ins Boot zu holen“, berichtet der für den Stadtbus zuständige Kämmereimitarbeiter Johann Sondermeier. Laut Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker (SPD) hätten sich aber Hohenwart, Hettenshausen und Scheyern wegen des zu erwarteten Defizits dagegen entschieden. „Und Schweitenkirchen hatte zwar Interesse, die Entfernung war für eine Umsetzung aber zu weit.“ Mit der bestehenden Zahl an Bussen hätte man laut Herker den Takt nicht halten können. Die anderen drei Nachbarn seien aber gerne im Pfaffenhofener Stadtbusnetz willkommen, wenn sie die zusätzlichen Kosten übernehmen. „Es würde funktionieren“, ist Herker überzeugt. „Wenn doch noch Interesse besteht, sind wir jederzeit bereit, das untersuchen zu lassen.“

Solange bleibt das Parkplatzproblem am Bahnhof: „Der schlechteste Fall für unsere Umwelt und unsere Lebensgrundlage wäre der Bau von weiteren Parkplätzen mit Versiegelung von Boden“, warnt Janicher-Buska. „Eine Aufstockung der Parkplätze auf der Ostseite würde keine Abhilfe schaffen, denn wer Straßen baut wird Verkehr ernten – und das gilt, wie man sieht, auch für Parkplätze.“ Parkgebühren zur Finanzierung des Parkplatzunterhaltes hingegen würden einerseits die Pfaffenhofener Steuerzahler entlasten, andererseits den einen oder anderen Autofahrer zu einer „umweltfreundlicheren Alternative“ bewegen, so die Meinung der BN-Ortsvorsitzenden. Wasser auf die Mühlen Herkers, der für seine Parkvignette für Auswärtige teils harsche Kritik erntete. „Konkrete Überlegungen in Richtung Parkgebühren gibt es Stand heute aber nicht“, beschwichtigt er. Seine Idee sei ja nur „eine grundsätzliche Überlegung gewesen, um das Parkplatzproblem zu lösen“.

Solche Gedankenspiele stoßen bei Herkers Amtskollegen in Reichertshausen eher auf Irritation: Reinhard Heinrich (CSU) kennt die Situation mit den Bahnpendlerparkplätzen aus eigener Erfahrung. Rund die Hälfte seiner etwa 180 gemeindlichen Parkplätze würde von Auswärtigen belegt. Doch das sei kein Problem – im Gegenteil: „Wenn sie hier parken, dann kaufen sie auch hier ein und tanken hier“, betont Heinrich. Und das sei ein Mehrwert.