Pfaffenhofen
Wenn Geld den Banken lästig wird

Einige Institutionen erheben Negativzinsen für Einlagen von Kommunen Privatkunden noch verschont

20.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:53 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Geld für das Geld zahlen - dafür dürften wenige Bürger Verständnis haben. Noch erhebt keine Bank im Landkreis Pfaffenhofen Negativzinsen für Einlagen von Privatkunden. Doch Kommunen und Firmen müssen teilweise schon zahlen - und ausschließen will man lieber gar nichts.

Bei der Volksbank-Raiffeisenbank, die im Landkreis mit zehn Filialen vertreten ist, verlangt man schon seit Dezember 2015 Negativzinsen für gewerbliche und institutionelle Kunden, sagt Franz Mirbeth, Vorstandsmitglied für Pfaffenhofen. "Wir haben mit diesem Schritt lange gewartet, in der Hoffnung, dass sich die europäische Zinspolitik ändert." Doch im März habe der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, die Zinsen, die Banken für ihre Einlagen bei der EZB zahlen, auf 0,4 Prozent erhöht. "Für uns ist es auch vollkommen neu, dass jemand Geld für sein Geld bezahlt", so Mirbeth. Doch genau das gilt nun für Firmenkunden und auch für Institutionen - dazu zählen Kommunen. Sie zahlen 0,4 Prozent ab einer angelegten Summe von 500 000 Euro. Das betreffe derzeit einige Hundert Kunden.

Privatkunden zahlen noch nicht für ihr angelegtes Geld. "Das ist aber keine dauerhafte Zusage", sagt das Vorstandsmitglied. "Wenn die Zinspolitik in Europa so weitergeht, sind Negativzinsen auch für Privatkunden nicht auszuschließen."

Der Pfaffenhofener Stadtkämmerer Rudolf Koppold bekommt die Auswirkungen der Zinspolitik gerade zu spüren. Denn die Hauptbanken, in denen die Stadt ihr Geld - die Rücklagen betragen im aktuellen Haushalt rund 19 Millionen Euro - angelegt hat, sind zu je rund 20 Prozent die Hallertauer Volksbank und die Volksbank-Raiffeisenbank, circa 60 Prozent liegen bei der Sparkasse. Und alle drei, so Koppold, wollen Negativzinsen einführen. Mit der Raiffeisenbank hatte der Kämmerer allerdings am vergangenen Donnerstag ein Gespräch. "Hier werden wir die Negativzinsen wahrscheinlich vermeiden können", so Koppold. Ins Detail wollte er nicht gehen.

Bleiben noch die anderen beiden Banken. Hier plane man Gespräche. "Ich suche nun natürlich auch nach neuen Optionen", sagt er. Die Stadt Schrobenhausen setzt beispielsweise auf geschicktes Finanzmanagement und will ihr Geld auf verschiedene Banken verteilen, um möglichst unter dem Grenzwert für den Negativzins zu bleiben.

Koppold hat Verständnis für die Banken: "Sie müssen schließlich auch Mitarbeiter und Steuern bezahlen", sagt er. Wenn sie den Negativzins nicht weitergeben würden, wäre das für sie unwirtschaftlich.

Ob die Stadt bei der Sparkasse künftig für ihre Einlagen Geld zahlen muss, ist noch nicht ganz sicher, so Sprecher Manfred Hailer. Für Firmenkunden sowie institutionelle Anleger mit nicht so starker Sparkassen-Bindung werde derzeit im Vorstand über einen Negativzins ab einer Einlagensumme von einer Million Euro diskutiert. Bei der Sparkasse differenziere man generell zwischen Kunden, die die Bank als Hausbank haben, und Kunden, die ihre Geschäfte und Vermögensanlagen nur teilweise über die Bank abwickeln.

Für viele ihrer Privatkunden ist die Sparkasse wegen ihrer guten Erreichbarkeit - 17 Geschäftsstellen gibt es im Landkreis - wichtig. Sie können nun erst einmal aufatmen. Von Privatkunden mit Gehaltsgirokonto bei der Sparkasse sowie Unternehmens- und Investmentkunden mit der Sparkasse als alleiniger Hausbank werde man, "soweit heute absehbar", auch weiterhin kein Verwahrentgelt fordern, sagt Hailer. Von den Kommunen verlangt die Hallertauer Volksbank bereits seit Anfang Dezember Negativzinsen, so Sprecher Günter Staud. Und zwar genau 0,4 Prozent - die Grenze, ab der der Strafzins anfalle, variiere aber: "Je mehr Zahlungsverkehr es gibt, desto höher liegt die Grenze." Ähnliches kommt auch auf Firmenkunden zu. "Ab Januar sprechen wir mit jedem Kunden und vereinbaren individuelle Grenzen - je nach den Geschäftsverbindungen", sagt Staud. Ab März sind dann rund 0,4 Prozent Negativzins wahrscheinlich.

Privatkunden, die ihre Geschäfte in einer der zehn Filialen im Landkreis abwickeln, bleiben zunächst verschont, so Staud. Allerdings: "Ob sich die Einführung von Negativzinsen im breiten Privatkundengeschäft vermeiden lässt, kann derzeit nicht abschließend ausgeschlossen werden."

Bei der Hypo-Vereinsbank mit drei Filialen im Landkreis winkt man dagegen ab: "Für Sicht- und Spareinlagen erhält kein Privat- oder Firmenkunde der Hypo-Vereinsbank Negativzinsen", so ein Sprecher. Auch bei der Spardabank sind laut einem Sprecher derzeit generell keine Negativzinsen geplant.