Pfaffenhofen
Von der Mariensäule zum Markusturm

Carola und Friedrich Müntjes aus Niederscheyern sind von München nach Venedig geradelt

28.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:07 Uhr

Über den Brenner bis nach Venedig sind Carola und Friedrich Müntjes aus Niederscheyern von München aus gefahren. Allerdings nicht wie die meisten Urlauber mit dem Auto, sondern in knapp drei Wochen mit dem Radl. - Fotos: oh

Pfaffenhofen (PK) Am 25. Juli um 12 Uhr sind Carola und Friedrich Müntjes aus Niederscheyern am Münchener Marienplatz losgeradelt. Das Ziel, der Markusplatz in Venedig, schien endlos weit entfernt – 670 Kilometer. Am 12. August waren sie am Ziel. Geschafft haben sie es nur mit Muskelkraft.

„Wir sind schon immer gern mit dem Fahrrad gefahren“, erzählt der Messemanager. „Und ganz besonders reizt mich die Strecke New York – San Francisco. Doch dafür werden wir viel mehr Zeit brauchen.“ So beradelt Müntjes mit seiner Frau Carola zunächst den europäischen Kontinent. „Wir haben schon ganz tolle Touren gemacht. 2008 sind wir von Brixen nach Verona gefahren, 2009 von Flensburg nach Aschaffenburg. Vor zwei Jahren war dann die Strecke Salzburg – Bodensee dran, im vorigen Jahr Bodensee – Genfer See, also quer durch die gesamte Schweiz“, erzählt Carola.

Seit 25 Jahren sitzt Friedrich Müntjes häufig im Sattel. Eigentlich wollte er mit dem Skilanglauf anfangen, durch das Radfahren wollte er seine Oberschenkelmuskeln trainieren. Irgendwann gefiel ihm das Radfahren so sehr, dass er nicht mehr davon loskam. Für sich und seine Frau ließ sich Müntjes zwei gemuffte Stahlräder bauen. Er blieb dabei, seine Frau stieg allerdings bald auf ein Rad mit Elektromotorunterstützung um. „Mit diesem E-Bike fährt meine Frau ganz locker mit mehr als 30 Kilo Gepäck die Berge hinauf – auch den Brenner. Ich bin hinterher gehechelt.“ Seine Frau weist aber beim Erzählen auf ein Problem hin: „So ganz einfach ist das mit den E-Bikes und vier großen Satteltaschen nicht, da konnte ich nicht langsam fahren oder gar stehen bleiben – ich hatte Angst, ich kippe um, besonders schwierig war dann das Anfahren an einer Steigung.“

Die 670 Kilometer von München nach Venedig haben die beiden in knapp drei Wochen zurückgelegt, an acht Tagen haben sie pausiert. „Wir sind einfach dort geblieben, wo es uns besonders gut gefallen hat. Wir hatten ja Zeit und sehen wollten wir auch etwas“, sagt Friedrich Müntjes. Das Ehepaar hatte zwar ein Zelt dabei, doch auch im Hotel hat es übernachtet. Lachend erzählt Friedrich Müntjes davon, dass sie einmal keinen Platz mehr im Hotel gefunden hatten: „Da haben wir die Hotelleitung gefragt, ob wir unser Zelt im Garten des Hotels aufstellen dürfen.“ Die Antwort war eindeutig, der Hotelchef nickte: „Wenn unsere Gäste zufrieden sind, sind wir es auch.“ Carola Müntjes erzählt, dass das Hotel wichtig war – zum Wäschewaschen: „Mit Rei in der Tube war die Wäsche schnell sauber – und zum Trocknen haben wir eine Wäscheleine im Zimmer eines guten Hotels am Gardasee aufgespannt.“

Die Strecke führte sie von München nach Bad Tölz, dann weiter bis Maurach am Achensee. Es folgten Innsbruck, Gries am Brenner, Brixen, Bozen, Trient, Torbole und Bardolino. Dann ging es über Verona, Vincenza, Abano, Padua nach Venedig. Die tägliche Durchschnittsgeschwindigkeit schwankte zwischen zehn und 18 Stundenkilometer – übrigens ohne jegliche Reifenpanne oder sonstige technische Probleme. „Die für Radfahrer beste Strecke war vom Brenner abwärts bist nach Verona, ganz toll ausgebaut. Die größten Schwierigkeiten hatten wir auf relativ schlecht ausgebauten Wegen in Österreich und ab Verona,“ berichten die Radler. „Doch wir haben viele nette Leute kennengelernt. Nur in Venedig gab es Probleme mit den Rädern, die sind dort nicht erlaubt. Wir durften sie nur mitnehmen, nachdem wir der Polizei versichert hatten, wir wollten nur zum Bahnhof. Und je näher wir dem Markusplatz kamen, desto größer wurde der Nepp. Da wurden schon mal 12 Prozent Bedienungsgeld aufgeschrieben, aber viel mehr berechnet.“

Neben der großen USA-Durchquerung träumen beide von der längsten möglichen Radelstrecke über Land von ihrer Heimat aus. „Von Pfaffenhofen bis nach Singapur. Die Sterne hängen zwar hoch, sind aber nicht unerreichbar.“