Pfaffenhofen
"Von außen wird kein Einfluss genommen"

Türkisch-islamischer Verein wehrt sich erstmals gegen die neuen Vorwürfe der Moscheegegner

06.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:49 Uhr

Es geht voran: Auf dem Gelände an der Hohenwarter Straße in Pfaffenhofen sind mittlerweile die Bauarbeiten für das Gebetshaus mit Gemeindezentrum angelaufen - Foto: Belzer

Pfaffenhofen (PK) Die türkischen Muslime, die ein Gebetshaus in Pfaffenhofen bauen, haben Stellung zu den Vorwürfen anonymer Moscheegegner bezogen: Die Finanzierung des Projekts sei rechtens, eine Beteiligung der „Grauen Wölfe“ oder eine Fremdsteuerung aus Ankara sei aus der Luft gegriffen.

Nun wollen die Pfaffenhofener Muslime doch auf das zweite Anti-Moschee-Flugblatt der IG Howa reagieren, das zum offiziellen Spatenstich für ein Gebetshaus mit Gemeindezentrum an der Hohenwarter Straße in die Pfaffenhofener Briefkästen geflattert war. Einige Tage lang hatte der Vorstand der türkisch-islamischen Ditib-Gemeinde damit gezögert, sich gegen die anonymen Vorwürfe zu wehren. Man habe erst überlegen wollen, „ob und wie“ man reagiere, sagt Temel Can, der Ditib-Vertreter im Internationalen Kulturverein. Man wolle nicht überreagieren, sondern nur zu den Vorwürfen Stellung beziehen. „Das ist ja Neuland für uns – wir bauen nicht jeden Tag eine Moschee“, sagt Can.
 
Beziehungen zur rechtsextremen türkischen Partei MHP sind ihnen im Flugblatt unterstellt worden, sogar eine Finanzierung des Moscheebaus durch die sogenannten „Grauen Wölfe“ wurde angedeutet. Kritik sei das gute Recht eines jeden, sagt der Vorsitzende der türkisch-islamischen Gemeinde, Recep Bal, der sich auch zivilrechtliche Schritte offen halten will. Kritik müsse aber im Rahmen bleiben und dürfe nicht, wie geschehen, Unbeteiligte mit hineinziehen und in Verruf bringen.
 
Auch die Aussagen der Moscheegegner, Erdogan – also die Türkei – sei der eigentliche Bauherr an der Hohenwarter Straße, wollen die Pfaffenhofener Muslime so nicht stehen lassen. Bal räumt allerdings ein, dass tatsächlich die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) mit Sitz in Köln Eigentümer des Baugrundstücks ist. „Das Grundstück gehört dem Ditib-Dachverband, das stimmt“, sagt Bal. Das sei üblich, auch wenn der Grund mit Mitteln der Pfaffenhofener Gläubigen erworben worden sei. „Aber was aus dem Grundstück gemacht wird, liegt in den Händen von uns Pfaffenhofenern“, sagt Bal. Es gebe keine Steuerung aus Köln oder von der türkischen Religionsbehörde Diyanet in Ankara. „Von außen wird kein Einfluss genommen“, versichert auch Can. „Der Ditib-Dachverband ist nur eine beratende Stelle für uns.“ Etwa 200 Euro im Monat zahle der Ortsverein nach Köln, dafür bekomme man den Vorbeter gestellt. Islamische Gemeinden, die nicht im Dachverband organisiert sind, müssten diesen teuer selbst beschäftigen. Die Ditib biete außerdem Schutz vor Radikalisierung und Extremismus, sagt Can. „Der Verband wacht darüber, dass die Prediger keine Gesetzesbrecher sind.“
 
Weder aus Ankara noch aus Köln sei Geld in die Pfaffenhofener Moschee gesteckt worden, versichert Bal weiter. „Bisher sind nur großzügige Spendengelder unserer Mitglieder geflossen“, sagt der Vorsitzende. Es gebe ja kein Pendant zur Kirchensteuer, und der monatliche Mitgliedsbeitrag diene lediglich der Deckung laufender Kosten. Die verbleibenden Baukosten würden regulär über eine Pfaffenhofener Bank finanziert. „Alles ist nach Recht und Gesetz“, beteuert Bal. „Wir können alle unsere Spendengelder nachweisen und haben nichts zu verheimlichen.“ Wer wolle, könne gerne Einsicht in die Unterlagen nehmen. Was die von den Flugblattverfassern veröffentlichten Beziehungen zu den ultranationalistischen Grauen Wölfen betrifft, räumt Bal ein, dass sein Bruder auf Facebook Inhalte über die Partei geteilt habe. Doch sein Bruder sei keineswegs, wie die Moscheegegner schreiben, Kassier im Ditib-Ortsverein – dieses Amt hat Hakan Özdemir inne –, sondern nur „ein stinknormales Mitglied“. Sein Bruder sei kein Radikaler, sagt Bal: „Er lebt wie ein Deutscher und ist hier in Pfaffenhofen geboren.“ Der Vorwurf einer möglichen Finanzierung des Moscheebaus durch die türkischen Extremisten sei an den Haaren herbeigezogen. Ansonsten habe die türkisch-islamische Gemeinde keinen Einfluss auf die privaten politischen Ansichten ihrer Mitglieder.
 
All das erzählen die beiden Männer jetzt der Zeitung. Das Gespräch mit den Hintermännern des Flugblatts habe man bisher nämlich vergeblich gesucht. „Fakt ist, dass wir die Herrschaften immer wieder einladen – aber sie kommen nicht“, sagt Can.
 
Der Ditib-Ortsverein hoffe immer noch, Vorurteile bei persönlichen Gesprächen mit Gegnern und Skeptikern abbauen zu können. „Unsere Pforten stehen offen“, sagt Can. „Man muss nur eintreten.“ Die anonymen Anfeindungen gehen den beiden Ditib-Vertretern sichtlich nahe: „Wir türkischen Mitbürger leben doch schon seit 50 Jahren hier .“