Pfaffenhofen
Von Frevlern, Gespenstern und Heiligen

Reinhard Haipliks zweiter Band von "Geheimnisvolle Plätze in der Hallertau" ist erschienen

26.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:56 Uhr

Der Geist der hartherzigen Agnes soll in den Sümpfen des Ampermoores bei Palzing umgehen. Die Geschichte der bösen Gräfin vom weißen Berg erzählt Reinhard Haiplik im neuen Band von »Geheimnisvolle Plätze in der Hallertau« - Foto: Hailer

Pfaffenhofen (wha) Unheimliche, wundersame, manchmal auch makabre Geschichten aus dem Hopfenland hat der Pfaffenhofener Heimatforscher Reinhard Haiplik zusammengetragen. Sie erscheinen nun in seinem neuen Band von „Geheimnisvolle Plätze in der Hallertau“. Das Buch ist ab sofort erhältlich.

Eine grausame Gräfin, die ihre Untertanen quält und deren ruhelose Seele zur Strafe heute noch durch das Ampermoor geistert, ein sagenumwobener Quellbach, an dem die Nibelungen nackten Nixen begegnet sein sollen und ein gottloser Fuhrknecht, der vom Erdboden verschluckt wird. Um solche Geschichten, die sich zwischen Donau, Amper, Ilm und Laber zugetragen haben sollen, dreht sich der zweite Band von Haipliks erfolgreichem Lese- und Bilderbuch „Geheimnisvolle Plätze in der Hallertau“, das jetzt im Galli Verlag erschienen ist.

Im Sommer 2009 hatte Haiplik, Autor zahlreicher heimatkundlicher Schriften, den aus einer Artikelserie im Pfaffenhofener Kurier entstandenen ersten Bildband veröffentlicht und war damit auf überaus große Resonanz gestoßen. In der Statistik der Pfaffenhofener Stadtbibliothek stand sein Werk mehrmals auf Platz eins der am häufigsten ausgeliehenen Sachbücher. Und so machte sich Haiplik in den vergangenen Jahren auf die Suche nach weiteren Hallertauer Orten und Plätzen, um die sich Mythen, Sagen und Legenden ranken, die Schauplatz besonderer geschichtlicher Ereignisse waren oder von denen auf andere Weise eine besondere Faszination ausgeht. Während er sich im ersten Band vornehmlich auf den westlichen und südwestlichen Bereich konzentrierte, nimmt der Autor seine Leser im zweiten Teil mit auf heimatkundliche Entdeckungsreisen ins Herz der Hallertau, in die Gegend um Wolnzach, Au und Mainburg, aber auch bis an die südöstlichen und nördlichen Ränder der Hopfenregion bei Moosburg, Langquaid und Pförring an der Donau.

Es sind viele spannende Geschichten, die Reinhard Haiplik in umfangreichen historischen Quellen aber auch in zahlreichen Gesprächen mit Zeitzeugen in den Landkreisen Pfaffenhofen, Freising, Landshut und Kelheim recherchiert hat. Schaurige und tragische Begebenheiten, aber auch manch heitere Anekdoten. Haiplik berichtet von Wunderheilungen und Gebetserhörungen in Augenblicken höchster Not, von unheimlichen Begegnungen mit Geistern und Kobolden, er erzählt von versunkenen Burgen und Dörfern, schildert die Geschichte von Missetätern, die nachts umgehen müssen, weil ihnen wegen schwerer Sünden Erlösung versagt geblieben ist. Er erinnert an grausame Verbrechen wie die beiden Morde von Straß und Straßhäusl bei Volkenschwand oder die tödlichen Schüsse im Pfarrgarten von Gundamsried. Aber es gibt auch Erheiterndes für den Leser, wie etwa die Eskapaden von Ortsgeistlichen, die es mit dem Zölibat nicht so genau nahmen, lieber im Wirtshaus als in der Kirche saßen und sich mit den Dorfburschen prügelten.

Auf seinen heimatkundlichen Exkursionen entdeckt Haiplik zum Beispiel erstaunliche Parallelen der Sankt-Andreas-Kirchen in Pfaffenhofen-Altenstadt und Thulbach bei Moosburg, die beide weit außerhalb des Ortszentrums direkt an der Bistumsgrenze errichtet wurden – und deren Ursprünge bis heute im Dunkeln liegen. Ebenso wie die Frühgeschichte der Basilika Ilmmünster, in deren Krypta die Gebeine des heiligen Arsatius ruhen. In dem verschlafenen Bauerndorf Enghausen zwischen Mauern und Hörgertshausen führt Haiplik den Leser zu einer kunsthistorischen Sensation: das um 890 geschaffene und damit älteste bisher bekannte lebensgroße Kruzifix der Welt. Wie es in die unscheinbare Dorfkirche kam, ist bis heute nicht belegt. Zu den ganz besonders mystischen und geheimnisvollen Orten in Haipliks Buch zählen auch das Kloster auf dem Salvatorberg in Mainburg und die Koronakirche in Koppenwall bei Pfeffenhausen mit dem ungewöhnlichen Schlupfaltar, unter dem Rückenkranke beim Durchkriechen von ihren Schmerzen befreit werden sollen. In der Wallfahrtskirche St. Ottilia in Hellring bei Lanquaid sind Wunderheilungen bis in die heutige Zeit dokumentiert. Wasser aus dem St. Ottilienbrunnen soll Blinden das Augenlicht wieder geschenkt haben. Einen ganz besonderen Zauber strahlt die Kelsbachquelle im Wiesengrund nahe der Ruine Rabenburg in Ettling bei Pförring aus. Bei dem Weiher mit seinem kristallklaren Wasser soll es sich um den im Nibelungenlied beschriebenen „Schönen Brunnen“ handeln, an dem nackte Nixen Hagen und seinen Begleitern ihr blutiges Ende am Hof des Hunnenkönigs Etzel prophezeiten.

Auch mit seinem zweiten Hallertau-Buch will Reinhard Haiplik dem Leser die Augen öffnen für so manche unbekannte Seiten dieses traditionsreichen Kulturraumes. „Vielleicht erkennen wir, indem wir den geheimnisvollen Plätzen nachspüren, allmählich das wahre Gesicht der Hallertau und vor uns entsteht ein ganz neues Bild, das von romantisierend-kitschiger Hopfenzupfer-Idylle und allzu bierseligen, allzu ,hallertauerischen‘ Volksfestgesängen weit entfernt ist,“ sagt der Autor. „Aber es würde auch schon genügen, wenn uns die Lektüre des Buches zu erfüllenden, die Sinne bereichernden Wochenendausflügen anregt und zu Schätzen führt, die wir in diesem Landstrich nicht vermutet hätten“.

Die einzelnen Geschichten hat der Autor in den 29 Kapiteln so miteinander verknüpft, dass der Leser die beschriebenen geheimnisvollen Plätze nicht nur einzeln erkunden, sondern auch mehrere Stationen bei Tagesausflügen mit dem Auto oder per Fahrrad gut miteinander verbinden kann. Auf einer dem Buch beigefügten Übersichtskarte sind die beschriebenen Orte markiert und leicht zu finden. Die über 100 Farbfotos zu dem Buch hat wieder – wie schon beim ersten Band – Willy Hailer beigesteuert. Der frühere Lokalchef des Pfaffenhofener Kurier, selbst Autor mehrerer Heimatbücher wie dem aktuellen Pfaffenhofen-Bildband (Galli Verlag), hat in seinen Bildern die Faszination der geheimnisvollen Plätze eingefangen. Ausführliche Quellenangaben und Literaturhinweise erleichtern heimatkundlich interessierten Lesern, detailliertere Informationen zu den beschriebenen Orten einzuholen. Das Buch ist zum Preis von 19,80 Euro ab sofort in der Geschäftsstelle unserer Zeitung, Hauptplatz 31 in Pfaffenhofen, im Buchhandel und beim Galliverlag Hohenwart erhältlich.