Pfaffenhofen
Vom Klackern der Ventile

Der Pfaffenhofener Professor Stefan Sentpali leitet den Studiengang "Ingenieurakustik"

21.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Wie einzelne Bauteile am Gesamtwerk mitklingen, untersuchen Akustikingenieure mithilfe von Analysatoren. Stefan Sentpali lehrt den Studiengang "Ingenieurakustik" an der Hochschule München. Einfallsreich haben die Kollegen den Weg des Professors auf seinem "Doktorhut" modellhaft nachgezeichnet. - Fotos: Charel Bidoli, Frye-Weber

Pfaffenhofen (PK) Das Ploppen der Autotüren und das Anschwellen des Motorengeräuschs sind seine Welt: Der Pfaffenhofener Professor Stefan Sentpali lehrt an der Hochschule München "Ingenieurakustik".

Sentpali arbeitet an der Fakultät für Maschinenbau, Fahrzeug- und Flugzeugtechnik und leitet den berufsbegleitenden Masterstudiengang "Ingenieurakustik" sowie das Labor für Akustik und Dynamik.

Aber was genau lehrt er seine Studenten? Das Anschwellen eines Motorengeräuschs beim Schalten oder das Ploppen einer Autotür klingen beim Sportwagen ganz anders als bei einem Familienauto, erklärt Sentpali - und das ist kein Zufallsprodukt, sondern Ergebnis intensiver Planung ausgebildeter Sounddesigner. Wie das einzelne Bauteil an diesem Gesamtwerk mitklingt, das untersuchen Akustikingenieure.

Für Autos hat sich der gebürtige Pfälzer Sentpali schon immer interessiert. "Mein Vater war in der Busbaumontage bei Mercedes, und es war klar, dass ich genau wie meine vier Brüder zu Daimler gehen und den Traumberuf zum Automechaniker erlernen werde", erinnert sich der 50-Jährige. Doch nach seinem Wehrdienst entschloss er sich zunächst, das Abitur nachzumachen und anschließend Maschinenbau zu studieren. Genau zu dem Zeitpunkt zeichnete sich eine weitreichende Veränderung ab. Mit dem Einzug der PC-gestützten Systeme stand auch die Messtechnik vor einem gewaltigen Umbruch.

Als eine Art Erweckungserlebnis beschreibt Sentpali das Standardwerk "Ingenieurakustik" von den drei damals auf dem Gebiet führenden Wissenschaftlern, Hermann Henn, Gholam Reza Sinambari und Manfred Fallen, mit dem er sich für seine Arbeit beschäftigte. "Das Buch schreibe ich mittlerweile zusammen mit Gholam Reza Sinambari fort", sagt Sentpali.

Damals ließ ihn nach der Lektüre die Akustik nicht mehr los. Direkt nach dem abgeschlossenen Studium begann er im Ingenieurbüro seines jetzigen Co-Autors, bevor er in die Forschungs- und Entwicklungssparte von BMW wechselte. "Das war Mitte der 90er Jahre, als immer mehr Sonderausstattungen in die Fahrzeuge verbaut wurden", erinnert sich Sentpali - und selbstverständlich brauchte jedes einzelne Feature seinen ganz speziellen Klang. Wie die Laute im Auto entstehen, das erklärt Sentpali mit einem Vergleich: "Wie bei einem Dosentelefon, bestehend aus zwei Joghurtbechern und einer Verbindungsschnur, werden auch im Fahrzeug Geräusche vom Motor in den Fahrzeuginnenraum übertragen", erklärt Sentpali. Hierbei übernehmen die vielen Kabelverbindungen und Schlauchleitungen im Motorraum die Aufgabe der Verbindungsschnur.

Umfasste sein Team bei BMW anfangs zwei bis drei Mitarbeiter, gehörten in Spitzenzeiten 30 Ingenieure zu der Abteilung. "Das war die anstrengendste Zeit meines Lebens", so Sentpali, denn der Familienvater promovierte berufsbegleitend. Auch nach erfolgreicher Promotion blieb er seinem Arbeitgeber zunächst treu, war aber inzwischen zur Analysestelle in das Leipziger Werk gewechselt. "Doch dauerhaft ließ sich die Pendelei zwischen dem Arbeitsplatz und der Familie in Pfaffenhofen nicht vereinbaren", sagt er.

Da kam der Anruf von Professor Peter Pfeffer mit einem Jobangebot an der Hochschule München gerade recht. Schon in der Vergangenheit war er als Lehrbeauftragter an der Isar tätig und wechselte 2010 nun komplett in die Wissenschaft, wo er den bislang in Deutschland einmaligen Studiengang "Ingenieurakustik" leitet.

Zu Beginn seiner akademischen Laufbahn hätten Kollegen ihn eindringlich gewarnt, sich auf ein Spezialgebiet zu konzentrieren. Doch der Professor ließ sich davon nicht beirren. "Inzwischen sind die Absolventen sehr gefragt und werden direkt von der Uni in die Unternehmen geworben."