Pfaffenhofen
Schaufeln, schieben und streuen

Wenn andere schlafen, räumt Fuhrparkleiter Gerhard Seemüller Pfaffenhofens Kreisstraßen frei

16.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr

Seit 16 Jahren macht er die Straßen im Landkreis sicher: Gerhard Seemüller ist Fuhrparkleiter beim Kreisbauhof Pfaffenhofen und im Winterdienst eingeteilt. Dafür steht er schon mal um 2 Uhr auf.

Pfaffenhofen (PK) Salz streuen und Schnee schieben: Gerhard Seemüller, Fuhrparkleiter vom Kreisbauhof Pfaffenhofen, räumt mit seinem Lastwagen die Straßen frei, "damit die Menschen sicher zur Arbeit kommen". Sein Job macht ihm selbst nach 16 Jahren noch Spaß. Auch, wenn er manchmal nachdenklich wird.

Wenn um 3 Uhr nachts das Diensthandy klingelt, steht Seemüller auf, trinkt schnell einen Kaffee und macht sich auf den Weg. Bevor die anderen sich auf den Weg machen. Denn er weiß, die Menschen, die morgens zur Arbeit fahren, verlassen sich auf ihn. "Maximal zehn Minuten" braucht er, um drei Kubikmeter Trocken- und 1500 Liter Flüssigsalz aufzuladen, dann geht es los.

Seine Strecke - er betreut vor allem die Kreisstraßen in Jetzendorf und Scheyern - kennt er auswendig, er weiß genau, wo der Wind den Schnee auf offener Fläche besonders hartnäckig auf die Straße weht - und so gefährliche Haufen entstehen, die Autofahrern zum Verhängnis werden können.

Seemüller schaut auf das Display: Die Anzeige für das Flüssigsalz steht auf 20 Prozent - so viel mischt er gerade dem trockenen Salz bei. Die technischen Details sind wichtig bei seinem Job. Immer wieder kontrolliert er die Bodentemperatur und entscheidet neu, wie viel er streut und in welcher Mischung. Denn wenn er zu wenig Flüssigsalz beimischt, fegt der nächste Fahrer das trockene Salz durch seinen Fahrtwind einfach wieder weg. Das Nass macht das Salz schwer, es haftet besser.

Wie viel er wo und wann gestreut hat, kann anschließend genau nachverfolgt werden, denn in seinem Lkw gibt es auch ein GPS-System. "So können wir zum Beispiel bei Unfällen zurückverfolgen, dass wir dort gestreut haben", erklärt er.

Wenn er allerdings - "vielleicht sollte ich das nicht" - die Unfallberichte in der Zeitung liest, hilft ihm das Wissen, alles Nötige gegen die Glätte getan zu haben, wenig. "Da mach ich mir schon Gedanken", sagt er.

Die meiste Zeit über macht er aber einfach seinen Job. Und das nach 16 Jahren Dienstzeit immer noch mit einem guten Gefühl. "Die Straßen sicher machen, das macht schon Spaß", sagt er. Oder wenn er wie im Winter vor rund 16 Jahren von Fahrern zur Hilfe gerufen wird, die mit ihrem Wagen in einer Schneewehe feststecken. Seemüller schaufelt sie dann wieder frei. "Die sind dann sehr dankbar."

Zu solchen Aktionen wird es heuer wohl eher nicht kommen, sollte der Winter so bleiben wie bisher. Insgesamt ist die Situation laut Einsatzleiter Stefan Schuster jedoch noch schwer einzuschätzen. "Wir haben heuer eher vereinzelte Schneefälle", sagt er. "Das vergangene Wochenende war aber schon sehr intensiv". Acht mal rückten die Fahrer aus, auch gestern ging es wieder los.

Zwölf Einsatzkräfte kümmern sich mit sieben Fahrzeugen um die Kreisstraßen. Sie arbeiten in verschiedenen Schichten, auch bei der Vorhut wechseln sie sich ab. Die ist im Einsatz, sobald die Temperaturen den Gefrierpunkt erreichen. Jede Nacht um 2 Uhr fährt dann Seemüller oder einer seiner Kollegen in einem Auto mit Messgeräten die Strecken ab und gibt die Informationen an den Einsatzleiter weiter, der dann entscheidet, ob und wie viele Fahrer ausrücken müssen.

Seemüller hat gerade den Dienst zwischen 12 und 22 Uhr. Ihm ist die einsame Zeit auf den Straßen am liebsten. Statt hektischen Pendlern, die sich hinter ihm in langen Schlangen stauen, sieht er dann Füchse, Dachse und Rehe, die vor ihm die Straßenseite wechseln. Wenn er zu den Stoßzeiten unterwegs ist, haben manche Fahrer wenig Verständnis. Gern wird da trotz vereister Straße der Räumdienst überholt, und wenn Seemüller wenden muss, dauert es schon mal länger, bis er sich wieder in die Straße einfädeln kann.

In der Jetzendorfer Ortschaft fährt Seemüller besonders vorsichtig, nur mit maximal 20 Stundenkilometern bugsiert er sein breites Fahrzeug an parkenden Autos und vor allem an den Schneehaufen neben den Gehwegen vorbei. "Das finden die Anwohner nämlich nicht witzig, wenn ich den Schnee wieder zurück auf den Gehweg schiebe." Ab und zu beschwerten sich Anwohner auch über den Winterdienst, wenn sie etwa glauben, der Räumdienst habe ihre Mauer mit Schneematsch bespritzt. "Da können wir dann mit dem GPS nachweisen, wo wir wie schnell langgefahren sind", sagt Seemüller. Dank bekommt er für seine Arbeit eher selten. "Manchmal, wenn ich langsam an den Gehwegen vorbeifahre, zeigen die Leute mit dem Daumen nach oben."