Pfaffenhofen
Unternehmensleitbilder auf dem Prüfstand

"Werte bringen nur etwas, wenn sie aktiv gelebt werden" – heißt es beim zweiten Diskussionsabend von ProWirtschaft

07.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:45 Uhr

Pfaffenhofen (PK) „Sie sind oft das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben sind.“ Ein hartes Urteil über Anspruch und Wirklichkeit von Leitbildern in Unternehmen hat beim zweiten Gesprächsabend von ProWirtschaft Pfaffenhofen in diesem Jahr Diskussionsteilnehmer Joachim Reuter gefällt. Zumindest in diesem Punkt waren sich die 14 Gäste – darunter wieder einige neue Gesichter – einig: Nur wenn Unternehmenswerte nach innen und außen aktiv gelebt werden, mache ein Leitbild Sinn und könne auch wirtschaftlichen Erfolg nach sich ziehen.

Aber wie findet man für das eigene Unternehmen Werte, wie entsteht daraus ein Leitbild und wie trägt man das wirksam nach außen? Fragen, mit denen Dieter Andre – stellvertretender Vorsitzender von ProWirtschaft und Moderator des Abends – die Diskussion einleitete. Nach Ansicht von Andreas Gleixner muss ein Leitbild „solide und gemeinsam mit den Mitarbeitern“ entwickelt werden. Wenn man Vertrauen als Basis für Geschäftserfolg schaffen wolle, so der Standpunkt von Werner Egerer, müsse man das Leitbild als Firmenchef gegenüber den Mitarbeitern genauso offensiv vorleben wie gegenüber den Kunden.

Nach Ansicht von Ralf Ebertshäuser ist das aber nur bei einer „sehr überschaubaren Geschäftsgröße“ möglich. Klaus Kühn stimmte zu, dass dies für kleine Unternehmen natürlich einfacher sei als für große Konzerne, wo Werte immer nur der nächsten Ebene von oben nach unten vermittelt werden könnten. „Hier aber wird zu oft Politik gemacht, um die eigene Position zu stärken“, so Kühn. Dennoch: Leitbilder könnten auch in großen Unternehmen funktionieren und die Mitarbeiter voll dahinter stehen, merkte Theo Abenstein an. Er nannte als Beispiel Audi, wo sich die Belegschaft selbst als „Audianer“ bezeichne.

Joachim Reuter beklagte ein „gesellschaftliches Grundproblem“: Werte würden oft missbraucht und nur dann verfolgt, „wenn sie Nutzen bringen.“ Ein Umdenken in der Gesellschaft und in den Firmen bei der Mitarbeiterführung forderte auch Petra Zauner: „Wir müssen die Werte heute in Verbindung mit Nachhaltigkeit bringen.“ Die „Profilierung nach außen“ mit klaren Wertevorstellungen sei gut für den wirtschaftlichen Erfolg und helfe außerdem, „sich selbst immer wieder zu orientieren“. Wie Werner Egerer forderte sie, das Wohl der Mitarbeiter noch stärker in den Fokus zu rücken.

So hatte sich am Ende der 90-minütigen Diskussion wie üblich die Ausgangsthese für den dritten Gesprächsabend in diesem Jahr herauskristallisiert: „Die wirtschaftliche Entwicklung eines Unternehmens ist abhängig vom Wohle seiner Mitarbeiter. Wie viel Individualität kann und darf ein Mitarbeiter ins Unternehmen einbringen“ Darüber wird bei ProWirtschaft am 29. März diskutiert.