Pfaffenhofen
Uneindämmbare Katastrophe

Der Reaktorunfall von Fukushima ist sieben Jahre her Vereine warnen vor Gefahren der Atomenergie

09.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:43 Uhr

Atommüll in Plastiksäcken: Bei Fukushima wird in solchen Beuteln verseuchtes Erdreich gelagert, Lissy Fischer hat die bedrückende Szenerie per Fotomontage nach Pfaffenhofen projiziert. "Hoffen wir, dass es Fotomontagen bleiben", sagt sie.

Pfaffenhofen (PK) Am 11. März vor sieben Jahren - 25 Jahre nach Tschernobyl - kam es im Atomkraftwerk Fukushima zu einem Unfall, der die ganze Welt erschütterte. Bund Naturschutz und die Mütter gegen Atomkraft fordern zum Jahrestag, künftig komplett auf diese Art der Energiegewinnung zu verzichten.

Tausende Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen, aus lebendigen Ortschaften wurden Geisterstädte. Von heute auf morgen ist fruchtbarer Erdboden zu Atommüll geworden, Wind und Regen treiben radioaktive Partikel vor sich her.

"Wohl gibt es einige verzweifelte Versuche, die Katastrophe einzudämmen, aber angesichts des enormen Ausmaßes wirken diese eher hilflos", teilt Lissy Fischer, die sich sowohl im Bund Naturschutz als auch bei den Müttern gegen Atomkraft engagiert, mit. "Rings um die Siedlungen haben Bagger großräumig die oberste Erdschicht abgetragen. Auf diese Weise sollte die Strahlenbelastung sinken und das Gebiet - zumindest offiziell - wieder bewohnbar werden. Das kontaminierte Material wurde in großen schwarzen Plastiksäcken zu immensen Halden aufgetürmt, manchmal so weit das Auge reicht und oft nur wenige Meter von den Häusern entfernt."

Laut Greenpeace seien es 13 Millionen Kubikmeter Strahlenmüll an insgesamt 147 000 Plätzen. Niemand könne sagen, wie lange die provisorische Verpackung der Witterung standhalten wird und was dann mit dem Strahlenmüll geschehen soll.

"Die Berge an schwarzen Säcken sind zum Symbol für die kaum fassbaren Folgen der Atomkatastrophe geworden. Sie machen das Ausmaß der Verseuchung sichtbar und zeigen uns zugleich, wie begrenzt die Möglichkeiten sind, die Katastrophe einzudämmen."

Immerhin hätten das Reaktorunglück von Fukushima und vor allem die damit immer stärker werdenden Bürgerproteste der Bundesregierung unter Angela Merkel deutlich gemacht, dass die kurz zuvor beschlossene Laufzeitverlängerung für die damals 17 deutschen Atomkraftwerke nicht durchzusetzen war und man langfristig aus dieser hoch riskanten Technologie aussteigen müsse.

Heute, sieben Jahre nach der Katastrophe in Fukushima und 32 Jahre nach Tschnernobyl, sind in Deutschland aber immer noch sieben Atomkraftwerke in Betrieb - auch in unmittelbarer Nähe von Pfaffenhofen. Gundremmingen liegt etwa 80 Kilometer entfernt, das Kernkraftwerk Isar II bei Landshut nur 53 Kilometer. "Jeder Reaktor kann jederzeit durch ein technisches oder menschliches Versagen, durch eine Naturkatastrophe oder einen Flugzeugabsturz außer Kontrolle geraten, dann wäre Fukushima in Deutschland."

Auf Anregung des AK Energie im Bund Naturschutz und der Mütter gegen Atomkraft Pfaffenhofen zeigt das Cineradoplex am Donnerstag, dem 22. März, um 19.45 Uhr den preisgekrönten Film "Furusato - wunde Heimat" mit anschließender Diskussion.