Pfaffenhofen
Überlastete Anlaufstelle

Zwei Mitarbeiterinnen im Landratsamt kümmern sich um hunderte Asylbewerber – Das soll sich ändern

18.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Ohne die vielen Ehrenamtlichen geht es kaum. Sie organisieren für die Asylbewerber zum Beispiel Kennenlernfeste wie das „Zamma-Kemma“ in Geisenfeld. - Foto: Zurek

Pfaffenhofen (PK) Der Kreisausschuss will die fachliche Betreuung von Asylbewerbern verbessern. Die zwei zuständigen Mitarbeiterinnen im Landratsamt sollen Verstärkung bekommen. Das stößt allgemein auf Zustimmung.

Künftig sollen sich mehr Mitarbeiter im Landratsamt um die Asylbewerber kümmern – so der Grundsatzbeschluss des Kreisausschusses. Wofür die Mitarbeiterinnen des Landratsamtes zuständig sind, wenn die Flüchtlinge hier ankommen, erklärt Ingrid Bemmerl. „Wir helfen bei einer ersten Orientierung“, sagt sie über sich und ihre Kollegin Anna Kutzer-Meckl. Das reiche von grundlegenden Informationen zum Ausländerrecht und die Einweisung in eine Unterkunft über den Hinweis auf die nächste Arztpraxis bis zur Suche nach der richtigen Schule oder einem Kindergarten. Momentan „müssen wir uns allerdings auf das Notwendigste beschränken“, bedauert sie und gesteht: „Die Überstunden häufen sich.“

Von einer „Überforderung“ der Fachkräfte sprach dann auch Herbert Nerb (FW) in der Sitzung des Kreisausschusses. Gerade in der beratungsintensiven ersten Zeit könnten sie in der derzeitigen Besetzung „nicht leisten“, was eigentlich nötig sei, so seine Erfahrung als Bürgermeister in Manching. Ohne ein „hervorragendes Netzwerk ehrenamtlicher Hilfe wüsste ich nicht, wie wir in der Betreuung zurecht kommen sollten“, erklärt auch Michael Franken (JWU), Rathauschef in Reichertshofen, dessen Gemeinde 60 Menschen aus Syrien und Afghanistan aufgenommen hat. Er schätzt, die für das Landratsamt hier geleistete Entlastung entspreche „wohl mindestens einer halben Stelle“.

Peter Kremer von der Verwaltung in Rohrbach sieht die Dinge ähnlich. Zwei Mitarbeiterinnen seien im Rathaus eigentlich nur dafür zuständig, das Geld, das vom Landratsamt für die Asylbewerber überwiesen wird, auszuzahlen. Für die derzeit acht jungen Asylbewerber seien sie aber in Wirklichkeit „Ansprechpartner in allen Lebenslagen“, ob diese nun ein Schreiben im komplizierten Beamtendeutsch nicht verstehen oder eine Fahrkarte nach München brauchen. „Das ist sehr zeitaufwendig“, sagt Kremer.

Für Schweitenkirchens Bürgermeisterin Gabi Kaindl (BBS), die selbst zu einem ehrenamtlichen Helferkreis gehört, ist zudem ein weiterer Aspekt von Bedeutung: „Wir brauchen in der Betreuung zusätzlich zum Ehrenamt Fachleute mit Know-how, die den nötigen professionellen Abstand haben.“ Das gelte „gerade jetzt“, wo die ersten Ablehnungsbescheide eintrudeln. „Wir sind da ebenso hilflos, wie die Betroffenen“, gibt ihre Helferkollegin Herta Leipold zu. Sie hoffe hier auf eine individuelle Beratung in der Sache und Hilfe bei der Suche nach „kompetenten und seriösen Rechtsanwälten“. Man habe da durchaus schon negative Erfahrungen gemacht.

Und wie sieht ein Flüchtling das Ganze? Dan Rolex Omondi aus Uganda spricht wohl für viele Schicksalsgenossen. Der 26-Jährige hat nach seiner Ankunft einen „Kulturschock“ erlebt. „Im Kopf bist du noch in Afrika und plötzlich ist alles anders“, sagt er. Die Sozialpädagogin des Landratsamtes habe sich viel Mühe gegeben, aber es seien von so vielen Neuankömmlingen so viele Fragen auf sie eingeprasselt, „dass sie unmöglich auf jeden eingehen konnte“, sagt er in gutem Deutsch – der nunmehr fünften Sprache, die er neben Luo, Acholi, Suaheli und Englisch beherrscht. Sein Vorschlag: Wenigstens in Englisch und Französisch einen Leitfaden bereitzustellen, der grob die wichtigsten Fakten enthält – auch auf den Wohnort bezogen. Denn in den Verwaltungen sind Mitarbeiter, die Französisch beherrschen, eher rar. Mit Neuankömmlingen etwa aus dem Senegal ist „eine Kommunikation daher oft extrem schwer“. Sprachkurse seien daher „ganz wichtig“. Jene „die nie eine Schule besucht haben, und sich schämen, dies zu gestehen“ bräuchten eher eine Alphabetisierung. Weil auch der persönliche Kontakt wichtig ist „damit wir uns mehr als nur in Worten verstehen“, engagiert sich der Afrikaner, der eine Ausbildung zum Altenpfleger beginnen will, selbst im Asylkreis der Nachbarschaftshilfe – als willkommener Mittler zwischen den Kulturen.