Pfaffenhofen
Tritt zwischen die Beine nur erlogen

Ex-Freundin wegen Körperverletzung angeklagt Freispruch für 32-Jährige

23.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:53 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Hat sie ihm jetzt zwischen die Beine getreten oder ist das bloß eine wüste Behauptung ihres Ex-Freunds? Wegen Körperverletzung musste sich jetzt eine 32-Jährige vor Gericht verantworten.

Walter K., 31, (alle Namen geändert) macht nicht den Eindruck, dass irgendwelche Zweifel an ihm nagen könnten: Auf seinem Zeugensessel liegt er mehr, als dass er sitzt, mit weit gespreizten Beinen, zum Richtertisch schlendert er locker mit der Hand in der Hosentasche. Eigentlich scheint er gar nicht zu verstehen, was man noch von ihm will: Er hat seine Ex-Freundin angezeigt wegen Körperverletzung. Zwischen die Beine habe sie ihn getreten, und, schlimmer noch, gegen sein Auto. "Hat nen Wert von 40 000 Euro!" Die ganze Beifahrerseite habe er aufwendig lackieren lassen müssen. Den Einwand von Amtsrichter Konrad Kliegl, der Wagen sei doch gebraucht, versteht Walter überhaupt nicht. Wenn man nur die Tür lackiere, sieht man doch den Farbunterschied!

Passiert war am 4. Dezember Folgendes: Walter war mit seiner da schon nicht mehr so gut gelittenen Freundin mit seinem Wagen unterwegs nach Ingolstadt. "Sie plärrte mich an", sagt er. Dazu hatte sie allerdings auch allen Grund. Ihr Freund hatte sie bei ihrem Vermieter hingehängt wegen angeblicher Schäden, die sie in ihrer Wohnung angerichtet habe. Besonders übel aber: Er teilte dem Veterinäramt mit, dass sie ihre beiden Hunde vernachlässige und quäle, worauf ihr die Tiere weggenommen wurden. Alles böse Unterstellungen, die er anschließend schriftlich widerrief. Aber da kann er sich jetzt nicht mehr erinnern. "Ist das Ihre Unterschrift", will Kliegl wissen" "I sog nix." Als Zeuge muss er sich nicht belasten, erklärt ihm auch Staatsanwältin Bianca Kampert. Die Hunde sind jedenfalls weg, was Claudia immer wieder Tränen in die Augen treibt.

Im Auto kam's schließlich zum Eklat. Walter hielt auf offener Strecke an und warf Claudia raus: Er stieg aus, löste ihren Gurt auf der Beifahrerseite - und jetzt gehen die Aussagen auseinander. Claudia sagt, er habe sie rausgezerrt, sie sei zweimal gestürzt, er habe sie geschubst, und dabei sei sie gegen das Auto gefallen. Walter behauptet: Claudia ist aus dem Auto gestiegen und habe ihn in den Schritt getreten und dann gegen die Autotür.

Seltsam nur: Die Schmerzen am Gemächt sind ihm erst sehr viel später auf dem Weg zur Polizei aufgefallen, wo er Anzeige erstattete. "Das müssen Sie doch sofort gespürt haben", hakt Claudias Verteidigerin Karin Eberl nach. "Aber ich kann's nicht beurteilen, ich habe ja keine..." "Wollte ich gerade sagen", wirft Walter patzig ein. Wegen des Adrenalins habe er das nicht sofort gespürt. "Ich hab schon öfter Tritte bekommen, ich weiß, wie sich das anfühlt."

Auch Staatsanwältin Bianca Kampert muss zugeben, dass sie diesbezüglich anatomisch nicht mitreden könne, aber sie hält Walters Aussagen für unglaubwürdig und beantragt, die Angeklagte freizusprechen. Die Verteidigerin hat dem nichts hinzuzufügen, nur die Angeklagte, die das letzte Wort hat, bricht wieder in Tränen aus. "Sie können sich nicht vorstellen, was er mir alles angetan hat." Auch Amtsrichter Kliegl stellt in seinem Urteil fest, dass an der Glaubwürdigkeit des Zeugen erhebliche Zweifel bestehen. Deshalb: Freispruch. Für Claudia ist die Sache dennoch nicht erledigt. Beim Verwaltungsgericht will sie jetzt um ihre Hunde streiten.