Pfaffenhofen
Tiere als Nahrungsmittel

"Fleischatlas": Podiumsdiskussion im Moosburger Hof über globalen Fleischverbrauch

06.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:03 Uhr

Diskutierten über steigenden Fleischkonsum: Rupert Ebner (von links), Gerd Rudel, Christine Chemnitz und Stefan Kreppold - Foto: Schmid

Pfaffenhofen (PK) Im Rahmen der Reihe „Fleischatlas“ diskutierten namhafte Experten am vergangenen Dienstag unter anderem über die Auswirkungen des Fleischkonsums auf die Landwirtschaft – und zeigten auch Alternativen auf.

In ihrem Vortrag über Tiere als Nahrungsmittel spannte  Agrarwissenschaftlerin Christine Chemnitz den Bogen von globalen Ernährungstendenzen und deren Auswirkungen über die Haltung von Tieren bis hin zu Alternativen jedes Einzelnen: Flächenbindung und Sojabesteuerung, verantwortlicher Umgang mit Antibiotika sowie Umdenken der Landwirtschaft als Leitbilddebatte bildeten die zentralen Forderungen in der anschließenden Diskussionsrunde der Referentin mit Tierarzt Rupert Ebner, Stimmkreiskandidat Bündnis 90 / Die Grünen und Biobauer Stefan Kreppold.

Anlässlich der mittlerweile vierten Auflage des „Fleischatlas“ lud Gerd Rudel, Bildungsreferent der Petra-Kelly-Stiftung im Namen der Heinrich Böll Stiftung am vergangenen Dienstagabend in den Moosburger Hof ein.

Technische Probleme sorgten zunächst für eine zeitliche Verzögerung und auch dafür, dass die Referentin ohne Powerpoint und Beamer auskommen musste. Sie nahm es gelassen und verwies nur gelegentlich auf bestimmte Graphiken im „Fleischatlas“, wie die des globalen Fleischverbrauchs pro Kopf 2012 oder wie viele Tiere landen im Leben eines Durchschnittsbürgers in Deutschland auf dem Teller?

In ihrem Vortrag veranschaulichte Chemnitz wie eine wachsende Mittelschicht – dabei verweist sie insbesondere auf China – die Nachfrage nach Fleisch erhöht, dadurch globale Preissteigerungen auslöst und damit verbunden Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Sie zeigte auf, warum die Sojazufütterung bei herkömmlicher Massentierhaltung die gesamte Biodiversität beeinflusst, dabei bezog sie genveränderten Sojaanbau in Südamerika ebenso in ihre Überlegungen mit ein wie den Billigfleischexport in arme Länder Afrikas.

Als Kernpunkt beschreibt sie die Haltung der Tiere, nicht nur aus der Sichtweise des Tierschutzes sondern auch und vor allem aus globalen Umweltschutzgründen. Sie plädiert nicht für den kompletten Verzicht auf Fleisch, sondern für die bewusste Wahl, lieber nicht ganz so oft Fleisch zu essen, dann aber dafür bewusst auf dessen Qualität in der Erzeugung zu achten.

Dies bestätigte Biobauer Stefan Kreppold und stellte in der Podiumsdebatte heraus, wie wichtig es auch für das bäuerliche Gemüt ist, dass es den Tieren gut geht. „Was würde passieren, wenn nur noch halb so viel Fleisch gegessen würde? Über kurz oder lang würde die Intensivhaltung aussterben!“ lautet Kreppolds Plädoyer für eine Reduktion des Fleischkonsums und eine würdevolle Aufzucht.

Tierarzt Rupert Ebner sieht bei Intensivzucht vor allem den Missbrauch von Antibiotika und die dadurch entstehenden Resistenzen. Er forderte in diesem Zusammenhang klare politische Richtlinien. Die sicherste Maßnahme wäre in seinen Augen, die Tiere weiden zu lassen. „Lebensmittel sollten einen Wert haben nicht nur einen Preis!“