Pfaffenhofen
Thema erledigt oder Neuauflage denkbar?

Sparkassen-Fusion: Fraktionssprecher im Stadtrat äußern sich zu Gründen und Folgen des Ausstiegs

12.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:12 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Über die Parteigrenzen hinweg haben die Stadträte am Donnerstag gegen eine Fusion der Pfaffenhofener Sparkasse mit Ingolstadt und Eichstätt gestimmt (PK berichtete). Am Freitag erläuterten die Fraktionssprecher die Gründe für diese Entscheidung.

Seine Fraktion sei überzeugt, dass zum heutigen Zeitpunkt eine Fusion mit der Sparkasse Ingolstadt "keinen Sinn ergibt", sagte Markus Käser (SPD). Laut allen vorgestellten Gutachten und nach Aussagen der Vorstände sei das Geldinstitut "auch eigenständig stabil und zukunftsfähig aufgestellt". Von den Synergieeffekten aus einer Fusion hätte vor allem Ingolstadt profitiert, sagt der Fraktionssprecher. Personalabbau sei scheinbar in allen regionalen Geldinstituten unumgänglich, so Käser: "Bei Eigenständigkeit müssen aber wesentlich weniger Stellen abgebaut werden, als durch eine Fusion verloren gingen oder nach Ingolstadt abgezogen würden." Auch finanziell wären bei einer Fusion laut dem SPD-Sprecher nur kurzfristig positive Effekte zustande gekommen, "langfristig würde vor allem die Stadt Pfaffenhofen deutlich verlieren". Beim Nein der SPD-Fraktion spielte laut Käser auch eine Rolle, dass Ingolstadt "wenig Kooperationsbereitschaft" gezeigt habe. Viel Gewicht hatte für die SPD, dass die Sparkasse kommunal getragen wird und sich damit zu 100 Prozent in Bürgerhand befindet. Käser: "Nicht zuletzt deshalb wollten wir als Gesellschafter mit 40-Prozent-Anteil am Unternehmen unsere Sparkasse nicht ohne Not nach Ingolstadt verkaufen." Für CSU-Sprecher Martin Rohrmann ist das Projekt Fusion allerdings noch nicht langfristig gescheitert. Nur "derzeit", so Rohrmann, "gibt es keine Verhandlungsgrundlage". Falls sich in ein oder zwei Jahren die Sachlage und die Personalsituation ändern, könne Ingolstadt gerne den ersten Schritt machen. "Warum sollten wir das Buch komplett zuschlagen" Für Rohrmann war der Knackpunkt bei der Entscheidung gegen die Fusion die künftige Aufteilung der Gewerbesteuer, die nach dem bisherigen Modus auf den Lohnsummen basierte. Doch wenn Personal von Pfaffenhofen abgezogen werde, um Ingolstadt zu verstärken, wolle Pfaffenhofen dafür einen fairen Ausgleich. "Es ist gesetzlich festgeschrieben, dass Gemeinden Vereinbarungen über die Gewerbesteuer treffen können", so Rohrmann, "aber Ingolstadt war nicht bereit, von der Position abzuweichen. Es war kein partnerschaftliches Miteinander." Es gehe jetzt auch darum, ein klares Signal an die Belegschaft zu senden: "Wir bleiben eigenständig", so Rohrmann. Nun müsse man die Struktur alleine ändern und womöglich Personal abbauen. "Das wäre aber auch mit der Fusion gekommen." Die Freien Wähler begründen ihre Entscheidung damit, dass die Sparkasse Pfaffenhofen "sehr gut aufgestellt" ist, so Max Hechinger. "Wir wollen die Kompetenz und die Ansprechpartner vor Ort haben." Selbstständig könne die Sparkasse mehr für die Menschen im Landkreis tun als nach der Fusion.

Für die Fraktion aus Grünen und ÖDP ist die Fusion nun auch auf lange Sicht ausgeschlossen. "Für die nächsten fünf bis zehn Jahre ist das Thema für uns erledigt", sagt der stellvertretende Fraktionssprecher Roland Dörfler. Er wirft dem Ingolstädter Bürgermeister Christian Lösel (CSU) und dem dortigen Sparkassenchef Dieter Seehofer "Meinungsmache der untersten Art" vor. Der Vorwurf aus Richtung Ingolstadt, Bürgermeister Thomas Herkers Verhalten bei den Verhandlungen sei rüpelhaft, sei "unter der Gürtellinie" gewesen und habe die Verhandlungen auch auf persönlicher Ebene gestört. Entscheidend war für Dörfler jedoch, dass die Gegenseite die Argumente der Pfaffenhofener "weggewischt" habe. "Die haben gemeint, sie können uns einfach schlucken."

Der Vertreter der FDP im Stadtrat, Franz Niedermayr, sieht die Situation ähnlich. "Man hatte den Eindruck, dass die Gesprächsbereitschaft in Ingolstadt nicht so hoch war", sagt er. Bei einer Fusion sollte für beide Seiten ein Vorteil herauskommen, so Niedermayr. "Aber das haben wir nicht gesehen, denn dafür ist uns unsere Sparkasse zu gut und zu schön." Manfred "Mensch" Mayer von der Gemeinsam für Gemeinwohl (GfG) war am Freitag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Da sich der Ausstieg der Pfaffenhofener schon abgezeichnet hatte, löste die Stadtratsentscheidung in Ingolstadt und Eichstätt keine Überraschung aus. Der Ingolstädter Stadtsprecher Gerd Treffer: "Wenn der Pfaffenhofener Stadtrat sagt, er möchte die Fusion nicht, muss man das zur Kenntnis nehmen. Vonseiten der Stadt und der Sparkasse streben wir weiter die Fusion mit Eichstätt an." Sehr gelassen reagierte man in Eichstätt. Dort gehen OB Andreas Steppberger (FW) und Sparkassenchef Emmeran Hollweck davon aus, dass der Rückzug der Pfaffenhofener aus dem anvisierten Bankenbündnis sich - zum Beispiel bei Personalverteilung und künftigem Gewerbesteueranteil - letztlich sogar positiv für die Eichstätter Seite auswirken könnte.