Pfaffenhofen
Stufenweise nach oben

26.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:53 Uhr

Pfaffenhofen (pat) Wie ein Déjà-vu kommt es dem Bauunternehmer Hans Irchenhauser vor, wenn er auf die Baulandpreise angesprochen wird. "Die Situation ist wie vor 20 Jahren - nur dass wir damals D-Mark hatten und heute in Euro zahlen", sagt er. Als er in den 90ern ins Baugeschäft startete, stiegen die Grundstückspreise in der Pfaffenhofener Innenstadt von 300 Mark innerhalb kurzer Zeit auf 1000 Mark an. "In den vergangenen zwei Jahren haben wir das gleiche erlebt, sogar mit denselben Werten - nur eben in Euro", führt Irchenhauser den Gedanken fort, der sich im Grunde genommen auf den gesamten Landkreis übertragen lässt - wenn auch mit anderen, naturgemäß wesentlich niedrigeren Quadratmeterpreisen in den einzelnen Gemeinden beziehungsweise den kleineren Ortsteilen. Die Preise würden also keineswegs linear ansteigen, sondern in Stufen. "Und jetzt sind wir gerade im Segment, das steil nach oben geht."

Wie lange sich der Anstieg noch fortsetzt, weiß natürlich niemand. Auch Irchenhauser nicht. "Aber wir sind schon weit oben", vermutet er. Irgendwann - spätestens, wenn die Zinsen leicht zu steigen beginnen - endet nach Irchenhausers Ansicht der Anstieg und die Immobilienpreise werden sich wieder konsolidieren. "Damals ging es über 20 Jahre hinweg ganz leicht nach unten, letztlich um etwa 20 Prozent. Es ist nicht unrealistisch, dass sich das wiederholt, bis die nächste Stufe ansteht."

Das Platzen einer regelrechten Immobilienblase, wie es die Vereinigten Staaten erleben mussten, hält der Bauunternehmen in Deutschland jedoch für unrealistisch. "Immobilien sind per se nicht spekulativ, sondern haben schlichtweg einen großen Nutzen", sagt er. Der Preisanstieg sei nicht mit dem Niedrigzins allein, sondern auch mit der enormen Nachfrage rund um Pfaffenhofen zu begründen. Der Zuspruch, den die Holledau erhalte, liege nicht an München und Ingolstadt, an BMW und Audi allein, sondern an der Gesamtstärke der Region. Verdichtung sei ein Schlagwort, Landflucht ein anderes. "Die Leute zieht es in die Nähe der Metropole - und das trifft auf den gesamten Landkreis zu."

Die steigenden Preise seien aber auch ein Versäumnis der Politik, fügt er an. Es gebe zu wenig Bauland in fast allen Gemeinden. Und wo es Grundstücke gebe, seien diese teilweise zu groß und damit am Bedarf vorbeigeplant. Der Wunsch nach kleineren Gärten und mehr Wohnungen bestimme den Markt. Er habe sich auch aus sich ändernden Lebensverhältnissen ergeben. "Früher lebten drei Generationen unter einem Dach in einem großen Haus", sagt Irchenhauser. Heute würde so manche Familie unter zwei oder mehr Dächern wohnen. "Wir haben mehr Singles, mehr Alleinerziehende - und wechselnde Jobs erfordern viel häufigere Umzüge."

Alle diese Faktoren ergeben laut Irchenhauser steigende Mieten und eine immense Nachfrage auf dem Markt für neu gebaute Wohnungen. "Der Quadratmeter kostet aktuell bis zu 5000 Euro. Mir tut im Moment jeder leid, der in und um Pfaffenhofen eine Wohnung oder gar ein Einfamilienhaus kaufen möchte", fügt er an. Aber es sei eben das gute Recht eines jeden verkaufswilligen Hausbesitzers, die in Teilen wohl auch überhöhten Preise anzunehmen. "Wenn's um den Geldbeutel geht, braucht keiner die Moralkeule schwingen. Schließlich wird auch keiner gezwungen, einen zu hohen Preis zu zahlen."