Pfaffenhofen
"Sport hat mit Identifikation zu tun"

Der neue MTV-Chef Helmut Reiter hält nichts von einer Fusion seiner Fußballer mit dem FSV

04.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:52 Uhr

Der MTV-Vorsitzende und die gute Seele des Waldspielplatzes: Helmut Reiter (links) ratscht vor dem Vereinsheim mit Platzwart und Hausmeister Ludwig Zimmermann. - Foto: Straßer

Pfaffenhofen (PK) Helmut Reiter will anpacken. Altlasten interessieren ihn nicht. Im Kopf des neuen Vorsitzenden des MTV Pfaffenhofen spukt derzeit viel herum. Er träumt vom Erwerb weiterer Flächen am Waldspielplatz, will den MTV als Breitensportverein erhalten. Und er setzt auf Identifikation.

Wenn es nach ihm ginge, würden die MTV-Nachwuchsfußballer künftig wieder mit dem eigenen Wappen auf der Brust antreten, die Juniorenfördergemeinschaft mit dem FSV Pfaffenhofen verlassen. Der 56-jährige Löwenfan war Bankdirektor, ist seit 1973 Mitglied des MTV, früher beim Judo, jetzt als Nachwuchstrainer beim Fußball. Mit seiner Frau Geli und den Kindern Andi (9) und Tobias (11) lebt Reiter in Ilmmünster.

Herr Reiter, Glückwunsch zur Wahl zum MTV-Vorsitzenden. Wie ist es denn überhaupt zu Ihrer Kandidatur gekommen?

Helmut Reiter: Ich habe was in der Geschäftsstelle gebraucht. Beate Mayr hat gesagt: ,Wer es sich vorstellen kann 1860-Präsident zu werden, der könnte ja auch MTV-Chef werden. €˜ (Anmerkung der Redaktion: Reiter war 2015 Kandidat für den Verwaltungsrat bei den Löwen und hatte Ambitionen auf das Präsidentenamt). Ich habe nicht gleich Nein gesagt und Gespräche geführt. Dann habe ich mich entschieden. ,Wenn ich eurer Meinung nach die optimale Besetzung bin, machen wir's. €˜ Als gebürtiger Pfaffenhofener genießt der MTV bei mir schon immer ein sehr hohes Ansehen.

 

Was bringen Sie an Qualifikation für die neue Aufgabe mit?

Reiter: Ich hatte beruflich jahrzehntelang Führungsaufgaben inne, war Bankdirektor mit Personal- und Ergebnisverantwortung bei der Bayern LB. Jetzt arbeite ich als selbstständiger Finanzberater und kann mir meine Zeit besser einteilen.

 

Was sind denn ihre Pläne für den MTV, den größten Verein des Landkreises Pfaffenhofen?

Reiter: Der MTV soll ein gut aufgestellter Breitensportverein für Jung und Alt bleiben. Die Talentierten und die weniger Talentierten sollen gemeinsam ihre Lieblingssportarten ausüben können. Ganz wichtig ist mir eine fundierte Trainerausbildung. Mir geht es darum, dass jede Abteilung über ausgebildete Trainer verfügt. Ich bin auch bereit, das finanziell zu fördern. Außerdem bin ich für ein moderates Mitgliederwachstum und die Eingliederung neuer Abteilungen. Und ich will mit dazu beitragen, den Mitgliederrückgang in der Tennisabteilung stoppen. Wir haben eine der schönsten Tennisanlagen in der Gegend.

 

Wie soll es mit dem Vereinsgelände auf dem Waldspielplatz weitergehen?

Reiter: Mein Traum wäre, dass wir den schiefen Fußballplatz und den ehemaligen Parkplatz erwerben oder langfristig pachten können. Der Fußballplatz könnte zu einem Kunstrasenplatz werden. Da, wo der Parkplatz war, könnte ich mir ein Handball- oder Basketballfeld vorstellen.

 

Das könnte schwierig werden. Das Verhältnis des MTV zu den Grundstücksbesitzern gilt als belastet.

Reiter: Ich gehe unbelastet an die Sache ran. Ich will gute nachbarschaftliche Beziehungen zur Postbauernfamilie. Ich habe Herrn Knorr schon um ein erstes Gespräch gebeten, um mich als neuer Nachbar vorstellen zu können. Der Waldspielplatz ist neben den Mitgliedern und Trainern das größte Kapital, das der Verein hat. Ich möchte, dass er ein Ausflugsziel für junge Sportler und Familien bleibt. Die Gaststätte steht dabei nicht im Vordergrund, aber die Sportler sollen sich nach ihrer Betätigung stärken können.

 

Wäre ein Kauf der Flächen überhaupt zu finanzieren?

Reiter: Die Zustimmung der Mitglieder vorausgesetzt, wäre eine Finanzierung möglich. Albert Gürtner hat ein gut bestelltes Haus hinterlassen, und ich weiß, wie man Geld beschafft. Ich habe da Modelle im Kopf. Aber ich weiß auch, dass sich ein Landwirt nur ungern von seinem Grund trennen will. Realistischer ist da eher ein langfristiger Pachtvertrag.

 

Ein weiteres heißes Eisen ist eine immer wieder diskutierte Fusion der MTV- und der FSV-Fußballer. Was halten sie davon?

Reiter: Eine Fusion wäre nicht gleichbedeutend mit einem Aufstieg. Ich finde es toll, dass es mehrere Vereine gibt, Konkurrenz tut der Stadt und auch den Entwicklungen der Vereine gut. Sport hat immer mit Emotionen und Identifikation zu tun. Das würde bei einem Zusammenschluss untergehen. Der MTV wird auf keinen Fall wirtschaftliche Risiken eingehen, nur damit die Mannschaft zwei Klassen höher spielt. Der Mindestanspruch sollte aber die Kreisklasse sein.

 

Und im Nachwuchsbereich gibt es ja mit der JFG Pfaffenhofen eine Kooperation. Wie finden Sie das?

Reiter: Ich persönlich bevorzuge es, wenn der MTV eine durchgängig selbstständige Jugendarbeit von den A- bis G-Junioren anbietet. Vor den Leistungen der Trainer der JFG habe ich großen Respekt, aber ich glaube, dass mit gut ausgebildeten und motivierten Trainern ähnliche Ergebnisse auch mit eigenen MTV-Teams möglich sind. Reine MTV-Mannschaften haben einen wesentlich höheren Identifikationswert für Sportler, Eltern und Zuschauer. Was möglich ist, zeigen kleinere Vereine, die ebenfalls in den Ligen der JFG spielen.

 

Welche Veranstaltungen sind denn in diesem Jahr noch geplant? Sie haben ja mit der Organisation eines der größten Nachwuchs-Hallenfußballturniere Bayerns bewiesen, dass sie große Veranstaltungen stemmen können.

Reiter: Ich könnte mir da schon was vorstellen, dieses Jahr wird es aber nichts mehr. Da ist es jetzt einfach schon zu spät. Auf alle Fälle wird das traditionelle Radifest am 26. Mai stattfinden. Ein Sommerturnier bei den Nachwuchs-Fußballern wird es wahrscheinlich nicht geben, da hier schon ausreichendes Angebot anderer Vereine vorhanden ist. Ansonsten muss ich mit den einzelnen Abteilungen aber noch reden, was genau geplant ist.

 

Das Gespräch führte

Severin Straßer.